Arzneimittel und Therapie

Was tun bei poor mobilizern?

Für eine erfolgreiche autologe Stammzelltransplantation müssen zunächst aus dem peripheren Blut genügend Progenitor-Zellen geerntet werden. Leider scheitert das bei ca. 10% der schon vorbehandelten Patienten, den poor mobilizern, mit den bisher üblichen Methoden. Jetzt wurde auf der Jahrestagung der amerikanischen Krebsgesellschaft (ASCO) eine Untersuchung von 65 Patienten vorgestellt, die von einer Therapie mit dem Granulozyten-Kolonie-stimulierenden Faktor (G-CSF) plus dem neuen Wirkstoff Plerixafor profitieren konnten.

In dieser Kombination stimuliert der Granulozyten-Kolonie-stimulierende Faktor G-CSF das Knochenmark zum Wachstum der Stammzellen, während Plerixafor als neuer Arzneistoff hilft, diese Stammzellen dann schneller in das zirkulierende Blut abzugeben. Es wirkt dabei als Hemmstoff von Chemokin-Rezeptoren, die normalerweise als Anker dienen, um die gebildeten Stammzellen im Knochenmark festzuhalten und sie nicht ins periphere Blut abzugeben.

Während der Jahrestagung der amerikanischen Krebsgesellschaft (ASCO) wurden nun zwei Studien dazu vorgestellt. In der einen Untersuchung wurde ein Misslingen der Mobilisierung definiert, wenn es nicht möglich war, mindestens 2 x 106 CD34+-Zellen/kg mit dem Wachstumsfaktor (GF) allein oder in Kombination mit Chemotherapie (GF-CT) zu sammeln. 65 Patienten dieser poor mobilizer (55 mit multiplem Myelom, neun mit Lymphom, einer mit Amyloidose) erhielten zur Mobilisierung die Kombination aus dem Granulozyten-Kolonie stimulierenden Faktor (G-CSF) plus Plerixafor. Von den 65 Patienten konnten schließlich bei 63 bei der Stammzellapherese im Median 3,6 x 106 CD34+-Zellen/ kg (0,3 bis 17,8) innerhalb von fünf Tagen gesammelt werden. Zur Mobilisierung von Myelomzellen war es nur bei zwei Patienten gekommen. Letztlich konnte bei 81% dieser Patienten, bei denen vorher eine ausreichende Mobilisierung von Stammzellen nicht möglich war, eine Stammzelltransplantation durchgeführt werden. Bei 40% dieser Patienten war sogar schon vorher einmal eine Stammzelltransplantation durchgeführt worden.

In einer weiteren retrospektiven Analyse von 17 poor mobilizern wurden diese Ergebnisse bestätigt: Bei allen Patienten konnten mit der Kombination aus Plerixafor und G-CSF letztlich genügend CD34+-Zellen gesammelt werden. Der Langzeitverlauf nach der Transplantation unterschied sich nicht von der Vergleichsgruppe mit Patienten, bei denen eine Mobilisierung nur mit G-CSF ausreichend gewesen war.

Ende letzten Jahres wurde die Zulassung für Plerixafor (Mozobil™) von der FDA erteilt, in Europa ist die Zulassung beantragt, die EMEA hat eine "positive Opinion" veröffentlicht, eine europäische Zulassung wird im Sommer 2009 erwartet.

 

Quelle

Van Rhee, F.; et al.: Plerixafor plus G-CSF (G) in previous peripheral blood progenitor cell mobilization failures. Proceed Am Soc Clin Oncol 2009, abstr. 7095.

Moreb, J.S.; et al.: Plerixafor (AMD3100) in myeloma and lymphoma patients undergoing autologues stem cell transplantation. Proceed Am Soc Clin Oncol 2009, abstr. 7100.

 

 

Apothekerin Dr. Annette Junker

 

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