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- DAZ 33/2009
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Selbstmedikation
Erweitertes Empfehlungsspektrum bei Sodbrennen
Saures Aufstoßen und Regurgitation sind die typischen Symptome der Refluxkrankheit, über die etwa jeder dritte Bundesbürger ab und an klagt, Männer ebenso häufig wie Frauen, Ältere häufiger als Jüngere. Reflux kann aber auch extraösophageale Symptome verursachen. Dazu gehören asthmatische Beschwerden, chronische Heiserkeit, Pharyngitis, Globusgefühl, Zahnerosionen, eine Schlafapnoe, aber auch ein nicht kardialer Thoraxschmerz.
PPI: Therapie der ersten Wahl bei Reflux
In den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen sind Protonenpumpenhemmer (PPI) längst das Regime der ersten Wahl bei Refluxbeschwerden, als Bedarfs- oder Dauertherapie. Aus gutem Grund: Denn sie haben sich allen anderen säurehemmenden Wirkprinzipien als überlegen erwiesen. Nun steht diese Behandlungsoption auch für die Selbstmedikation zur Verfügung. Sie empfiehlt sich für die Bedarfstherapie bei Refluxpatienten mit wiederkehrendem Sodbrennen ohne Alarmsymptome. Auch Prof. Dr. Jürgen Riemann, Ludwigshafen, befürwortet bei entsprechender Beratung die Selbstmedikation der Refluxkrankheit: "Die Refluxkrankheit", so betonte er, "ist prognostisch gutartig, aber lästig." Bei 30% der Patienten kommt es nur zu einer einmaligen Episode. 60% rezidivieren, ohne dass die Krankheit fortschreitet. Das Risiko, dass sich ein Barrett-Ösophagus und daraus ein Adenokarzinom entwickelt, ist minimal. "Der Spruch ,Wer Sodbrennen hat, ist Karzinom-gefährdet, stimmt nicht", so Riemann. Um die wenigen Risikopatienten für einen schweren Verlauf nicht zu übersehen, gilt aber: Wenn nach zweiwöchiger kontinuierlicher Behandlung mit Pantoprazol keine Linderung der Symptome erreicht wird, sollte der Patient angehalten werden zum Arzt zugehen. Grundsätzlich sollte es ohne ärztlichen Rat nicht länger als vier Wochen dauerhaft eingenommen werden.
BeratungstippsWas Sie Ihren Refluxpatienten noch empfehlen können:
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Schnell wirksam
Entscheidend in der Selbstmedikation ist eine schnelle und sichere Wirkung des Medikaments. Beides kann Pantoprazol, das sich bereits seit 15 Jahren in der Refluxtherapie bewährt hat, leisten. Die initial hohe Bioverfügbarkeit sorgt bereits nach der ersten Einnahme für konstant hohe Wirkstoffspiegel und eine effektive und schnelle Schmerzbefreiung. Schon nach einem Behandlungstag ist knapp die Hälfte der Patienten symptomfrei, auch nachts. Eine besonders stabile Bindung an die Protonenpumpe führt zusätzlich zu einer langanhaltenden Wirksamkeit über 24 Stunden.
Minimiertes Interaktionspotenzial
Ein hohes Maß an Sicherheit gerade in der Selbstmedikation bietet das minimierte Interaktionsrisiko von Pantoprazol, das in einem breit angelegten klinischen Studienprogramm belegt ist. Der Grund: Pantoprazol wird im Gegensatz zu Omeprazol nur in einem sehr geringen Maß über Enzyme des Cytochrom-P450-Enzymsystems abgebaut, dem wichtigsten hepatischen Metabolisierungsweg für Arzneimittel. In einem Studienprogramm, in dem Pantoprazol mit Referenzsubstanzen für alle arzneimittelrelevanten Cytochromenzyme untersucht wurde, ergab sich kein Hinweis auf Interaktionen. Dagegen interagiert Omeprazol mit einer Vielzahl relevanter Substanzen wie etwa Benzodiazepinen, Antidepressiva, Antibiotika, Antikonvulsiva oder auch Johanniskrautpräparaten. Pantoprazol ist im Rahmen der Selbstmedikation zur kurzzeitigen Behandlung von Refluxbeschwerden bei Erwachsenen indiziert. Es ist prädestiniert für Patienten mit wiederkehrendem Sodbrennen, die auf Dauer mit der Einnahme eines kurz wirksamen Antazidums nicht zufrieden sind und ein Medikament mit länger anhaltender Wirkung wünschen. Bei Reflux mit Alarmsymptomen wie blutiges Erbrechen, schmerzhaften Schluckbeschwerden oder Gewichtsverlust sollte der Patient an den Arzt verwiesen werden. Die Behandlung sollte ohne ärztlichen Rat nicht länger als vier Wochen durchgeführt werden. Bessern sich die Symptome innerhalb von zwei Wochen nicht, sollte der Patienten angehalten werden einen Arzt zu konsultieren. Bei Refluxpatienten sollte immer auch nach extraösophagealen Beschwerden gefragt werden.
Quelle
Prof. Dr. Tammo von Schrenck, Hamburg; Prof. Dr. Jürgen Riemann, Ludwigshafen: "Protonenpumpenhemmer ohne Rezept: Neue Optionen für Arzt und Apotheker", Baden-Baden, 11. Juli 2009, veranstaltet von der Deutschland GmbH, Konstanz.
Apothekerin Dr. Beate Fessler
Omeprazol – jetzt auch rezeptfreiSeit 1. August steht auch der PPI Omeprazol in einer Dosierung von 20 mg als OTC-Präparat zur Behandlung von Sodbrennen und saurem Aufstoßen zur Verfügung (Antra Mups ® ). Die Einzeldosis beträgt 20 mg und ist gleichzeitig die Tageshöchstdosis. Die Anwendung ist auf 14 Tage beschränkt. Eine Packung der nicht-verschreibungspflichtigen Omeprazol-Präparate darf maximal 280 mg Omeprazol (14 Tabletten) enthalten. Durch Lizenzvereinbarungen mit AstraZeneca besitzt Bayer Vital für den deutschen OTC-Markt die exklusiven Nutzungsrechte für die Marke Antra®
sowie die patentierte Mups®
-Tablette. AstraZeneca vermarktet Omeprazol weiterhin im verschreibungspflichtigen Markt.
Omeprazol wurde 1988 als erster Protonenpumpenhemmer in den Markt eingeführt und gilt als Leitsubstanz dieser Substanzklasse. Er hat sich in etwa einer Milliarde Patientenbehandlungen als wirksam und verträglich bei der Behandlung von Patienten mit säurebedingten Magen-Darm-Erkrankungen wie der gastroösophagealen Refluxkrankheit erwiesen. Die magensaftresistenten Tabletten Antra Mups®
bestehen aus Mikropellets, die den säurelabilen Wirkstoff enthalten. Die Tabletten sollten unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit vor einer Mahlzeit auf nüchternen Magen eingenommen werden. Zur Erleichterung der Einnahme bei Schluckbeschwerden können die Tabletten auch dispergiert werden. Dazu werden sie in ein Glas Wasser gegeben, in dem die Tablette zunächst zerfällt und eine Suspension bildet. Wenn gewünscht, kann die Tablette auch zerbrochen, in einem Löffel Wasser gelöst und mit Apfelmus oder Joghurt gemischt werden. Die Einnahme soll unmittelbar nach dem Auflösen der Tablette erfolgen. Um sicherzustellen, dass keine Rückstände im Glas verbleiben, ist die Suspension unmittelbar vor der Einnahme noch einmal umzurühren und Reste sind mit Flüssigkeit auszuspülen. Es dürfen keine Milch oder kohlensäurehaltiges Wasser verwendet werden. Die Pellets dürfen auch nicht zerkaut werden.
Da Omeprazol hauptsächlich in der Leber durch Cytochrom-P-450-Isoformen (hauptsächlich CYP2C19, aber auch CYP3A4) metabolisiert wird und CYP2C19 kompetitiv inhibiert, kann es die Elimination anderer Arzneimittel, die von diesem Enzym verstoffwechselt werden, verzögern. Dies wurde bei Diazepam, Phenytoin, R-Warfarin und anderen Vitamin-K-Antagonisten beobachtet. Es wird empfohlen, eine regelmäßige Kontrolle der Plasmaspiegel durchzuführen. Die Verringerung der Dosis kann hierbei notwendig sein. Andere Arzneimittel, die hiervon betroffen sein könnten, sind Hexobarbital, Citalopram, Imipramin, Clomipramin etc. Zur Interaktion von Omeprazol mit den Immunsuppressiva Cyclosporin und Tacrolimus existieren sich widersprechende Daten. Deshalb sollten die Plasmaspiegel dieser Stoffe regelmäßig überwacht werden, da ein Anstieg der Plasmaspiegel möglich ist. Die Plasmaspiegel von Omeprazol und Clarithromycin sind bei gleichzeitiger Behandlung erhöht. Aufgrund der verringerten Azidität im Magen kann die Absorption von Ketoconazol und Itraconazol erniedrigt sein. Eine gleichzeitige Gabe von johanniskrauthaltigen Arzneimitteln sollte nicht erfolgen, da Johanniskraut möglicherweise die arzneimittelabbauenden Enzyme von Omeprazol induziert und daraus eine verminderte Wirksamkeit von Omeprazol resultieren kann.
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