Arzneimittel und Therapie

Calciumdobesilat schützt die Augen von Diabetikern nicht

Diabetiker haben ein hohes Risiko, im Laufe ihres Lebens eine Retinopathie zu entwickeln, die unbehandelt zur Erblindung führen kann. Eine gute Blutzucker- und Blutdruckkontrolle können dieses Risiko verringern. Zusätzlich werden derzeit verschiedene Wirkstoffklassen auf ihre Wirksamkeit zur weiteren Reduktion dieses Risikos untersucht. In der fünfjährigen CaldiretStudie konnte Calciumdobesilat Diabetiker mit leichter bis mittelschwerer Retinopathie nicht vor dem Auftreten eines Makulaödems schützen.
Diabetische Mikroangiopathie Für Calciumdobesilat wird eine gefäßprotektive Wirkung diskutiert. Es soll die Festigkeit der Kapillaren erhöhen.

Foto: Berufsverb. d. Augenärzte (BVA)

Ein potenzieller Kandidat, um das Auftreten einer diabetischen Retinopathie hinauszuzögern, ist Calciumdobesilat (Dobica® , Dexium®). Es ist indiziert bei venöser Insuffizienz und ihren Folgeerscheinungen und peripheren Stauungsödemen ebenso wie bei Gefäßschäden, die mit erhöhter Kapillarfragilität und -permeabilität einhergehen. Als Wirkungsmechanismus wird eine kapillarabdichtende Wirkung aufgrund antioxidativer Eigenschaften postuliert. In einer früheren Studie stabilisierte Calciumdobesilat bei Patienten mit diabetischer Retinopathie die Blut-Retina-Schranke. In der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Caldiret-Studie wurde über einen Zeitraum von fünf Jahren untersucht, ob Calciumdobesilat in der Lage ist, bei Typ-2-Diabetikern mit leichter bis mittelschwerer Retinopathie das Auftreten eines klinisch signifikanten Makulaödems hinauszuzögern. Eingeschlossen wurden 635 Typ-2-Diabetiker zwischen 40 und 69 Jahren mit einem mittleren HbA1c -Wert zu Studienbeginn von 8,25% (SD 1,68). Die Patienten wurden randomisiert entweder der Behandlung mit Calciumdobesilat (1500 mg täglich; n = 324) oder der Placebogruppe (n = 311) zugeteilt und fünf Jahre lang alle sechs Monate auf Veränderungen an den Augen untersucht. Primärer Endpunkt war ein "klinisch signifikantes Makulaödem", das bei Diabetikern die häufigste Ursache einer Erblindung ist. Die sofortige Laserbehandlung eines Makulaödems kann einen weiteren Sehverlust verhindern, ein schon erfolgter Sehverlust kann dadurch aber nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Patienten, die während der Studie ein Makulaödem entwickelten, erhielten eine Laserbehandlung.

86 Patienten der Calciumdobesilat-Gruppe und 69 Patienten der Placebogruppe entwickelten ein klinisch signifikantes Makulaödem. Die geschätzte kumulative Wahrscheinlichkeit innerhalb von fünf Jahren ein derartiges Makulaödem zu entwickeln betrug damit 35% beziehungsweise 28%. Damit bestand zwischen Calciumdobesilat und Placebo kein signifikanter Unterschied bei der Verzögerung des Auftretens eines Makulaödems.

Fazit

Diese methodisch hochwertig durchgeführte Studie konnte Hinweise aus früheren Studien, dass Calciumdobesilat bei diabetischer Retinopathie nützlich sein könnte, nicht bestätigen. Auch wenn dieses Ergebnis enttäuschend ist, liefert diese Veröffentlichung doch valide Hinweise dafür, dass weder die Effektivität noch die Effizienz für die Anwendung von Calciumdobesilat bei Menschen mit Diabetes zum Schutz der Augen spricht.


Quelle

Haritoglou C.; et al.: Effect of calcium dobesilate on occurence of diabetic macular oedema (Caldiret study): randomised, double-blind, placebo-controlled, multicentre trial. Lancet 2009; 373: 1364-1371.

Einarsdottir A.B.; Stefansson E.: Prevention of diabetic retinopathy. Lancet 2009; 373: 1316-1318.


Apothekerin Dr. Birgit Schindler

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