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Prisma
Geschwister schützen nicht vor Allergien
Eine derzeit gängige Erklärung für die Entstehung von Allergien ist die von dem Londoner Epidemiologen David Strachan aufgestellte Hygiene-Hypothese, nach der ein Übermaß an Sauberkeit im Kindesalter das Immunsystem unterfordert. Gewissermaßen aus Langeweile soll es sich dann eigentlich harmlose Stoffe als Ersatzgegner suchen – und allergisch reagieren. Eltern wird daher vielfach empfohlen, ihre Kinder "auch mal im Dreck spielen zu lassen" bzw. den Kontakt zu anderen Kindern zu fördern, um das Immunsystem frühzeitig zu trainieren. Eine aktuelle Kohortenstudie an 3500 Kindern stellt die Hygiene-Hypothese nun jedoch infrage. Die Kinder wurden von Geburt an bis zum achten Lebensjahr beobachtet. Unter anderem wurde erfasst, ob und ab welchem Alter die Kinder in Tagesstätten betreut wurden und mit wie vielen Geschwistern sie aufwuchsen. Ergebnis: Kinder, die in ihren ersten beiden Lebensjahren eine Betreuungseinrichtung besuchten, erkrankten doppelt so häufig an Atemwegserkrankungen wie ihre daheim gebliebenen Altersgenossen. Hatten sie auch noch Geschwister, war das Infektionsrisiko sogar viermal so hoch. Entgegen der Hygiene-Hypothese verschafften diese frühen immunologischen Herausforderungen ihnen jedoch später keine Vorteile. Die Abschlussuntersuchung im Alter von acht Jahren zeigte, dass der frühe Hortaufenthalt nicht vor Asthma, einer allergischen Sensibilisierung oder einer bronchialen Hyperreagibilität schützte. Die Inzidenz der Allergien war bei Einzel- oder Geschwisterkind sowie bei einem Kind, das zu Hause oder in einer Tagesstätte betreut wurde, etwa gleich hoch. acs
Quelle: Caudri, D. et al.: Am. J. Resp. Crit. Care Med., Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1164/ rccm.200903-0327OC
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