Aus der Hochschule

Internationales Symposium über H 4 -Rezeptoren

Unter dem Titel „BioMedChem on Histamine H 4 Receptor – New 
Compounds for Translational Steps“ fand am 6. Oktober 2009 
im Biozentrum der Universität Frankfurt ein internationaler 
Kongress unter der Leitung von Prof. Dr. Holger Stark 
(Pharmazeutische Chemie) statt.
Teilnehmer des Symposiums BioMedChem on Histamine H4 Receptor – New Compounds for Translational Steps im Frankfurter Biozentrum.
Fotos: Stark

COST bedeutet Europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der wissenschaftlichen und technischen Forschung (Coopération européenne dans le domaine de la recherche scientifique et technique) und fördert die Zusammenarbeit von Forschern und Wissenschaftlern aus ungefähr 40 (europäischen und angegliederten) Staaten. Ziel aller COST-Aktionen, die von der European Science Foundation (ESF) als Rechtsträger koordiniert werden, sind die Absicherung und Stärkung der Führungsposition, die Europa im Bereich Wissenschaft und Technik innehat.

Eine dieser COST-Aktionen ist das Projekt BM0806 "Recent Advances in Histamine Receptor H4 R Research", dessen Teilnehmer nun ihr erstes Symposium in Frankfurt durchführten.

Vier Arbeitsgruppen

Das Projekt BM0806 ist in den Schwerpunkt Biomedicine and Molecular Biosciences (BMBS) eingeordnet, der alle Bereiche der Arzneimittelentwicklung von der ersten Synthese bis zu den späten Phasen der klinischen Prüfung abdeckt. Es wurde 2008 zur Erforschung von Histamin-H4 -Rezeptoren (H4 R) ins Leben gerufen und umfasst vier Arbeitsgruppen; diese sollen

  • die Bedeutung der physiologischen und pathophysiologischen Prozesse klären (Gruppe 2),
  • artifizielle Systeme zu deren Erforschung entwickeln (Gruppe 1),
  • potenzielle neue Liganden synthetisieren und pharmakologisch charakterisieren (Gruppe 3) sowie
  • das therapeutische Potenzial ausgewählter Liganden evaluieren (Gruppe 4).

Der "jüngste" Histaminrezeptor

Der H4 R ist das jüngste Mitglied in der Familie der Histaminrezeptoren, die für ihre Bedeutung bei Allergien und bei der Magensäuresekretion bekannt sind. Er gehört zu den G-Protein-gekoppelten, membranständigen Rezeptoren und bindet den Botenstoff Histamin. Da H4 R vornehmlich auf Zellen des blutbildenden Systems und des Immunsystems vorkommt, ist er an physiologischen und pathophysiologischen Prozessen, wie Chemotaxis, Immunregulation oder Entzündungen, beteiligt. Daraus ergibt sich ein potenzieller therapeutischer Nutzen von H4 R-Liganden bei (chronisch) entzündlichen Erkrankungen wie Asthma, Allergien, Immunerkrankungen oder (neuropathischem) Schmerz. Die COST-Aktion BM0806 harmoniert somit hervorragend mit den Forschungsschwerpunkten der Frankfurter Lebenswissenschaftler (OSF, UCT, LiFF, ECCPS).

Therapeutisches Potenzial ausgewählter Liganden

Am Vortag des Symposiums fand das erste Pre-Assembly-Meeting der Arbeitsgruppe 4 "Therapeutic Potential of the H4 R and the New Compounds" statt. Die von Stark koordinierte Gruppe besteht zurzeit aus 64 Forschern bzw. Forschergruppen und wächst ständig weiter. Um den Bekanntheitsgrad und die Durchschlagskraft der COST-Aktion zu erweitern, sollen weitere forschende Pharmafirmen motiviert werden, der Initiative beizutreten. Akademische Kooperationen, die das Herzstück der Initiative darstellen, sollen schon auf Doktorandenebene gestärkt werden, indem die jungen Forscher häufiger die Laboratorien der Partner besuchen und gemeinsam Projekte bearbeiten.

Nachdem bei einem informellen Essen am Vorabend schon Ideen für neue Projekte geschmiedet worden waren, eröffneten die BM0806-Vorsitzende Prof. Dr. Ekaterini Tiligada, Athen, der Vizepräsident der Goethe-Universität Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz und der Gastgeber Prof. Dr. Holger Stark das Symposium, an dem 72 Forscher aus elf Staaten teilnahmen.

Aufklärung von Struktur und Funktion

Einleitend gab Prof. Tiligada einen exzellenten Überblick über den aktuellen Stand der H4 R-Forschung. Ergänzend ging Prof. Radeke, Frankfurt, auf weitere Faktoren der Immunmodulation ein. Verschiedenste bioinformatische Ansätze – einerseits zur Aufklärung des Bindeverhaltens der Liganden im Rezeptor, andererseits zur Findung neuer H4 R-Liganden – wurden vorgetragen von Dr. R. Kiss, Edinburgh, Dr. A. Rayan, Israel, Dr. C. de Graaf, Amsterdam, und Dr. E. Proschak, Frankfurt.

Über neue Strukturentwicklungen berichteten Prof. Dr. A. Buschauer, Regensburg, und Dr. R. A. Smits, Amsterdam. Prof. Dr. M. Ennis, Belfast, und Prof. Dr. R. Seifert, Hannover, legten Schwerpunkte auf die Rolle des H4 R bei der Entstehung und Therapie von chronisch entzündlichen Erkrankungen der Atemwege, während Prof. Dr. P. L. Chazot, Durham, die Rolle des hauptsächlich auf Immunzellen exprimierten Rezeptors im zentralen Nervensystem diskutierte. Ein Höhepunkt war der Vortrag von Dr. J. Alfon, Barcelona, der den ersten Kandidaten für eine klinische Prüfung im Portfolio von Palau Pharma vorstellte und die Ergebnisse der erfolgreichen präklinischen Studien zusammenfasste.

Im Anschluss an alle Vorträge wurde lebhaft über die Inhalte diskutiert. Die ausgedehnten Pausen gaben ausreichend Gelegenheit, im fast familiären Kreis die fachlichen Gespräche fortzusetzen und neue Projekte zu skizzieren.

Das nächste Treffen der Arbeitsgruppe wird im Rahmen des Europäischen Histamin-Kongresses im April 2010 in Durham, England, stattfinden.


K. Sander, A. Zivkovic und H. Stark

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