Arzneimittel und Therapie

Rosuvastatin zur Primärprophylaxe kardiovaskulärer Ereignisse

Eine weitere Analyse des Datenmaterials der 2008 veröffentlichten Jupiter-Studie ergab: Bei asymptomatischen Personen, die sich zu einer medikamentösen Prophylaxe kardiovaskulärer Ereignisse mithilfe von Statinen entschließen, sind die Senkung der LDL-Cholesterol-Werte und die Senkung des C-reaktiven Proteins wichtige Indikatoren für die erfolgreiche Behandlung mit dem Statin.

In der Jupiter (Justification for the use of statins in prevention: an international trial evaluating Rosuvastatin)-Studie wurde die Hypothese untersucht, ob asymptomatische Personen mit normalen LDL-Werten, aber erhöhten Werten des C-reaktiven Proteins (ein unspezifischer Entzündungsparameter) von der Behandlung mit einem Statin profitieren. Damit wurde der Frage nachgegangen, ob für die therapeutische Wirksamkeit der Statine neben der blutfettsenkenden Wirkung auch eine entzündungshemmende Wirkung eine Rolle spielen könnte. Die Jupiter-Studie wurde vom Hersteller von Rosuvastatin (AstraZeneca) finanziert. Der Erstautor dieser Veröffentlichung ist zudem Mit-Patentinhaber für verschiedene Tests auf kardiovaskuläre Entzündungsmarker.

Für die Jupiter-Studie, eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde Untersuchung, wurden insgesamt etwa 90.000 Personen gescreent. Nur knapp ein Viertel davon erfüllte die Einschlusskriterien. Eingeschlossen wurden Männer ab 50 und Frauen ab 60 Jahren, die keine kardiovaskulären Erkrankungen hatten. Der LDL-Wert musste unter 3,37 mmol/l (< 130 mg/dl) liegen und der Wert für das C-reaktive Protein über 2,0 mg/l. Die Studienteilnehmer nahmen nach randomisierter Zuteilung täglich 20 mg Rosuvastatin oder Placebo ein. Primärer Endpunkt war der kombinierte Endpunkt aus nicht-tödlichem Myokardinfarkt, nicht-tödlichem Schlaganfall, Krankenhauseinweisung wegen instabiler Angina pectoris, arterielle Revaskularisierung oder kardiovaskulär bedingter Tod.

Für die vorliegende Auswertung wurden die Daten von 15.548 Personen (= 87% des Studienkollektivs der Jupiter-Studie) herangezogen, von denen die Werte für LDL und C-reaktivem Protein sowohl zu Studienbeginn als auch nach einem Jahr vorlagen. Sowohl die alleinige Senkung von LDL-Cholesterol als auch die alleinige Senkung des C-reaktiven Proteins unter die Zielwerte senkte danach die Rate kardiovaskulärer Ereignisse gegenüber Placebo (siehe Tabelle). Auffällig ist allerdings, dass eine Konzentration des C-reaktiven Proteins unter 1 mg/l – bei einer LDL-Konzentration ≥ 1,8 mmol/l – das kardiovaskuläre Risiko im Vergleich zu einer Konzentration des C-reaktiven Proteins unter 2 mg/l nicht weiter senken kann.

Pathophysiologisch bestätigen diese Ergebnisse die Hypothese, dass kardiovaskuläre Erkrankungen eine entzündliche Komponente haben, die als zusätzliches Ziel einer Therapie in Frage kommen könnte. Bislang ist aber unklar, ob das C-reaktive Protein wirklich ein kausaler, unabhängiger Risikofaktor oder lediglich ein Marker ist.

Adjustierte Hazard Ratios für kardiovaskuläre Ereignisse in der Jupiter-Studie in Abhängigkeit von den erreichten Werten des LDL-Cholesterols und des C-reaktiven Proteins (CRP)
 Hazard Ratio*
(95%-Konfidenzintervall)
Ereignisrate pro 
100 Personenjahre
Placebo1,001,11
Rosuvastatin  
LDL ≥ 1,8 mmol/l, CRP ≥ 2 mg/l1,06 (0,72 –1,55)1,06
LDL ≥ 1,8 mmol/l, CRP < 2 mg/l0,42 (0,18–0,94)0,54
LDL ≥ 1,8 mmol/l, CRP < 1 mg/l0,46 (0,11–1,85)0,64
LDL < 1,8 mmol/l, CRP ≥ 2 mg/l0,53 (0,38–0,74)0,62
LDL<1,8 mmol/l, CRP < 2 mg/l0,35 (0,23–0,54)0,38
LDL<1,8 mmol/l, CRP < 1 mg/l0,21 (0,09–0,51)0,24
* adjustiert auf Alter, LDL-Cholesterol-Konzentration zu Beginn, Konzentration des C-reaktiven Proteins zu Beginn, HDL-Cholesterol-Konzentration zu Beginn, Blutdruck, Geschlecht, Body-Mass-Index, Raucherstatus, koronare Herzkrankheit in der Familienanamnese

Fazit: "Bringing Jupiter down to earth"

Ob das C-reaktive Protein in der klinischen Praxis berücksichtigt werden sollte, um Personen zu identifizieren, die von einer Statin-Therapie profitieren könnten, ist fraglich. Die Ergebnisse beziehen sich aufgrund der Einschlusskriterien (zu Behandlungsbeginn LDL-Werte unter 3,37 mmol/l und Werte für das C-reaktive Protein über 2,0 mg/l) auf lediglich 20% aller kardiovaskulär gesunden Personen. Diese Personen können dennoch ein sehr geringes absolutes Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis haben sofern keine weiteren Risikofaktoren vorliegen. Der absolute Nutzen einer Behandlung mit Rosuvastatin ist daher bei diesen Personen sehr gering und muss gegenüber möglichen Risiken – beispielsweise wurden in dieser Studie in der Rosuvastatin-Gruppe mehr Diabeteserkrankungen neu diagnostiziert – abgewogen werden. Derzeit sollte bei Personen, die keine weiteren Risikofaktoren für Arteriosklerose haben (normaler Blutdruck, kein Diabetes) und deren LDL-Werte unter 4 mmol/l liegen, unabhängig von anderen Biomarkern die Änderung des Lebensstils (Diät, Bewegung, Rauchstopp) zur Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse erste Priorität haben.

 

Quelle

Ridker PM et al. Reduction in C-reactive protein and LDL cholesterol and cardiovascular event rates after initiation of rosuvastatin: a prospective study of the Jupiter trial. Lancet 2009; 373: 1175 –1182. 

Després J-P. Bringing Jupiter down to earth. Lancet 2009; 373: 1147 –1148.

 


Apothekerin Dr. Birgit Schindler

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