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Fachmedien kurz rezensiert
Arzneidrogen aus aller Welt
Wie wirken Efeublätter, welche verschiedenen Strychnos-Arten gibt es, wozu wird die Kermesbeere in der asiatischen Volksheilkunde eingesetzt und wie gefährlich sind Rizinussamen? Das "Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen", dessen zweite Ausgabe kürzlich erschienen ist, gibt Antworten auf zahlreiche Fragen und einen Überblick über die aktuell und historisch verwendeten Heilpflanzen und deren Zubereitungen.
"Alle Dinge sind Gift und nichts ohne Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist," wusste bereits Paracelsus. Die Nutzung von Pflanzen mit der Absicht der Heilung lässt sich bereits in frühen Aufzeichnungen babylonischer, altägyptischer, indischer oder chinesischer Texte nachweisen, ebenso wie der Anbau von Heilkräutern. Das bekannteste Zeugnis mit zahlreichen Beispielen für Heilpflanzen und deren medizinische Anwendung ist der Papyrus Ebers, der im sechzehnten Jahrhundert vor Christus im alten Ägypten verfasst wurde. Während des Mittelalters erfolgten der Anbau, die Beschreibung und Anwendung von Heilpflanzen zu einem Großteil in Klöstern. Dieses Wissen kommt noch und immer wieder zum Einsatz; Heilpflanzen werden auch in der modernen Medizin häufig im Rahmen der Phytotherapie verwendet. Für die Pharmakologie und die pharmazeutische Industrie stellen sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe ein unerschöpfliches Reservoir für neue, hochpotente Medikamente dar. Gerade die wenig erforschte und katalogisierte Flora der tropischen Urwälder und der traditionellen chinesischen Medizin bergen in dieser Hinsicht ein großes Potenzial.
Die Neuauflage des Lexikons der Arzneipflanzen enthält neben den klassischen Arzneipflanzen aus Europa und der westlichen Welt auch erstmals Drogen des chinesischen Arzneibuches. Zudem werden Zellkulturen pflanzlicher Herkunft zur Gewinnung biogener Arzneistoffe und homöopathisch genutzte Arzneipflanzen besprochen sowie das Thema Züchtung und Anbau von Arzneipflanzen behandelt.
Rund 400 Abbildungen, 32 Farbtafeln und viele Strukturformeln der genannten Drogeninhaltsstoffe sowie zahlreiche Tabellen und eine aktualisierte Systematik der Arzneipflanzen sind in dem gut 600 Seiten zählenden, großformatigen Werk enthalten, das 3000 Artikel und 14.000 Verweise umfasst. Wie für ein Lexikon üblich erfolgt die Anordnung der Stichwörter alphabetisch, und zwar hier nach dem wissenschaftlichen Namen der Arzneipflanze. Auch die deutschen Namen wurden in einigen Fällen mit aufgenommen. In den einzelnen Kurzmonographien werden neben dem Vorkommen oder der Herkunft der pflanzlichen Droge die Inhaltsstoffe und die Anwendung in Medizin und Volksheilkunde in "klassisch-pharmazeutischer Art und Weise" wiedergegeben. Auf Gegenanzeigen wird hingewiesen.
Die Autoren sind bzw. waren Professoren für Pharmazeutische Biologie an der Humboldt-Universität in Berlin. Ihr Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen ist kein Lesebuch, sondern ein umfangreiches Nachschlagewerk mit validen Informationen für Fachleute, beispielsweise Ärzte für Naturheilverfahren, Apotheker, Heilpraktiker, Studierende der Pharmazie, Biologie und Medizin und interessierte Laien.
Dr. Ernst Pallenbach, Villingen-Schwenningen
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