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Arzneimittel und Therapie
Certolizumab bei rheumatoider Arthritis
Certolizumab Pegol ist ein pegylierter monoklonaler Antikörper gegen den Tumornekrosefaktor alpha (TNF alpha). Der neue Antikörper besitzt im Gegensatz zu konventionellen Antikörpern keinen Fc-Teil, sondern besteht nur aus einem pegylierten Fab-Fragment, welches das Antigen bindet. Die Fc-Region führte in vitro zum programmierten Zelltod (Apoptose) von Mono- oder Lymphozyten, zu Komplementaktivierung und antikörperabhängiger zellvermittelter Schädigung von Zellen (Zytotoxizität). Durch den fehlenden Fc-Teil soll Certolizumab weniger Nebenwirkungen und Antikörperbildungen auslösen.
Als Fab-Fragment wäre das Molekül jedoch nicht stabil genug, um ausreichend hohe Serumspiegel aufzubauen. Aus diesem Grund wurde das Antikörperfragment mit zwei Polyethylenglykol-Ketten modifiziert, die den Wirkstoff stabilisieren. Durch die Konjugation an Polyethylenglykol, die Pegylierung, wird Certolizumab langsamer vom Körper abgebaut und die Halbwertszeit verlängert. Certolizumab besitzt eine biologische Halbwertszeit von rund zwei Wochen.
TNF-alpha-Hemmung
Certolizumab bindet mit hoher Affinität an humanes TNF alpha und neutralisiert dessen pathophysiologische Wirkungen bei Entzündungsreaktionen. Eine Überproduktion von TNF alpha ist Teil der inflammatorischen Reaktion bei Autoimmunerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis. Die Hemmung von TNF-alpha kann daher helfen, die assoziierte Entzündung zu vermindern.
In Deutschland kommt der neue Wirkstoff zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis, die als Autoimmunerkrankung gilt, auf den Markt. In der Schweiz und den USA ist es außerdem zur Behandlung des Morbus Crohn zugelassen. In Europa lehnte die Europäische Arzneimittelagentur bisher eine entsprechende Zulassung ab, weil die Wirkung nicht ausreichend sei. Certolizumab wird derzeit auch zur Behandlung der Psoriasis geprüft.
Alle vier Wochen subkutan
Der Wirkstoff wird alle vier Wochen subkutan appliziert. Die empfohlene Anfangsdosis für erwachsene Patienten beträgt 400 mg in den Wochen 0, 2 und 4, gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 200 mg alle zwei Wochen. Die Patienten können sich Certolizumab mit einer Fertigspritze selbst injizieren.
Gut wirksam in klinischen Studien
In den Zulassungsstudien reduzierte Certolizumab bei Patienten mit rheumatoider Arthritis die Geschwindigkeit, mit der Gelenkschäden voranschritten, und verbesserte die körperliche Funktionsfähigkeit.
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Certolizumab wurden in zwei randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden klinischen Studien, RA-I (RAPID 1) und RA-II (RAPID 2), bei Patienten ab 18 Jahren mit aktiver rheumatoider Arthritis untersucht. In beiden Studien wurde Certolizumab mit Methotrexat für mindestens sechs Monate kombiniert. Methotrexat wurde in einer Dosis von mindestens 10 mg pro Woche für zwei Monate peroral eingenommen. In beiden klinischen Studien wurden ab der ersten bzw. der zweiten Woche statistisch signifikant höhere Ansprechraten erreicht als unter Placebo. Diese konnten über 52 Wochen (RAPID 1) und 24 Wochen (RAPID 2) aufrecht erhalten werden. Eine offene Verlängerungsstudie von RAPID 1 (Certolizumab Pegol in Kombination mit Methotrexat) zeigte zudem, dass bei Patienten, die auf die Certolizumab Pegol-Behandlung angesprochen hatten, die Verbesserungen über zwei Jahre anhielten. Radiologische Untersuchungen nach 16, 24 und 52 Wochen zeigten, dass unter der Behandlung mit Certolizumab in Kombination mit Methotrexat die Progredienz der Gelenkschäden aufgehalten wurde. Auch diese Wirkungen wurden über zwei Jahre aufrecht erhalten.
Nebenwirkungen: Infektionen und Malignome
Die häufigsten Nebenwirkungen unter Certolizumab waren Infektionen (16% unter Certolizumab, 8% unter Placebo), Kopfschmerzen sowie Reaktionen an der Injektionsstelle. Wie auch bei anderen TNF-alpha-Inhibitoren traten in den klinischen Zulassungsstudien als schwerwiegende unerwünschte Wirkungen Infektionen (einschließlich Tuberkulose) und Malignome (einschließlich Lymphome) sowie Herzversagen auf. Bei Patienten mit aktiver Tuberkulose oder anderen schweren Infektionen ist Certolizumab kontraindiziert.
Auch die Anwendung von Certolizumab zusammen mit anderen biologischen langwirksamen Antirheumatika wie Anakinra, Abatacept und Rituximab wird wegen eines möglicherweise erhöhten Risikos für schwere Infektionen nicht empfohlen. Da keine entsprechenden Daten vorliegen, sollte Certolizumab nicht gleichzeitig mit Lebendimpfstoffen oder abgeschwächten Impfstoffen verabreicht werden. hel
Quelle
Fachinformation von Cimizia® , Stand Oktober 2009.
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