Kommentar

Ab in die Tonne

Peter Ditzel

Es war eine umweltverträgliche, bequeme und sicher auch für die eine oder andere Apotheke werbewirksame Lösung für die Entsorgung von Altarzneimitteln: die flächendeckend organisierte Abholung der Altarzneimittel über das Vfw Remedica-System. Möglich gemacht hatte es das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz und die darauf basierenden Verordnungen wie die Verpackungsverordnung. Mithilfe des Vfw-Logistikunternehmens konnte die Pharmaindustrie ihrer Verpflichtung aus der Verpackungsverordnung nachkommen, Vfw-Remedica hatte Interesse an den Verpackungen und gewährleistete dafür neben der Rücknahme der Verpackungen auch eine Rückführung und Beseitigung von Altarzneimitteln. Bis zum 31. Mai 2009 lief alles glatt, dann beendete die fünfte Novelle der Verpackungsverordnung solche Branchenlösungen. Für das Entsorgungsunternehmen war eine Mitfinanzierung der Altarzneimittelbeseitigung nicht mehr möglich. ABDA und Pharmahersteller versuchten eine Nachfolgeregelung auf die Beine zu stellen. Doch die Gespräche scheiterten an der Bereitschaft der Industrie für eine Nachfolgelösung. Die ABDA sieht die Produktverantwortung bei den Herstellern, die Industrie möchte eine Beteiligung der Apotheker. Entschieden ist nichts.

Seit 1. Juni des vergangenen Jahres müssen die Apotheken nun selbst überlegen, wie sie die Entsorgung von Altarzneimitteln regeln wollen. In der Zwischenzeit haben sich verschiedene Insellösungen herausgebildet. In Berlin gibt es beispielsweise die Medi-Tonne, die den Apotheken zur Verfügung gestellt und deren Inhalt der Verbrennung zugeführt wird. Es gibt die Wepa-Säcke, mit deren Bezahlung die Abholung inklusive ist. Oder man kann Arzneimittel als Sondermüll (gegen eine Gebühr) selbst zu den Entsorgungsunternehmen bringen.

Eine Alternative ist für manche auch, Altarzneimittel nicht mehr anzunehmen. Rechtlich besteht keine Verpflichtung zur Annahme. Arzneimittel sind (mit Ausnahme von Zytostatika) in kleinen Mengen sogenannter Siedlungsabfall, sie können dem Hausmüll beigegeben werden. Die Frage ist nur, ob es eine gute Außenwirkung hat, wenn sich herumspricht, dass Apotheken Arzneimittel nicht mehr zur Entsorgung annehmen. Als Arzneifachleute sollten Apotheker auch für die ordnungsgemäße Beseitigung der Arzneimittel Lösungen anbieten. Viele Apotheken nutzen die Annahme von Altarzneimitteln z. B. zur Kundenbindung (Aktion Entrümpelung der Hausapotheke etc.). Oder als Serviceleistung gegenüber ihren Ärzten (Entsorgung der Ärztemuster). Vielleicht organisiert die Apotheke die Entsorgung also besser doch wieder selbst?

Peter Ditzel

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