Gesundheitspolitik

Wie schafft man Pick up ab?

Peter Ditzel

Apotheker mögen sie nicht, Politiker mögen sie auch nicht: die Pick-up-Stellen, vornehmlich in Drogeriemärkten, allen voran bei dm. Rund sechs Jahre ist es nun her, dass die Drogeriekette dm – nennen wir es – eine Lücke bei der Zulassung des Versandhandels nutzt. dm richtete eine Rezeptsammelstelle für die niederländische Europa-Apotheek in einem ihrer Läden ein und händigt dort (mit anfänglichen juristisch angeordneten Unterbrechungen) die von Kunden bei der Versandapotheke bestellten Arzneimittel aus. Nach prozessualen Streitereien segnete das Oberverwaltungsgericht des Landes Nordrhein-Westfalen in Münster dieses Modell ab.

Seitdem schickt sich der Drogist an, mehr und mehr Filialen mit seinen Pick-up-Stellen auszustatten. Im vergangenen Herbst sollen nach eigenen Angaben 1000 der 1100 dm-Filialen solche Pharma-Punkte besessen haben. Vermutete Pläne, dm wolle in Richtung Apothekenkette marschieren, dementierte das Unternehmen, somit habe das EuGH-Urteil auch keinen Einfluss auf die dm-Strategie gehabt. Dass die dm-Drogeriekette allerdings sehr mit dem Gesundheitssektor und Arzneimitteln liebäugelt, zeigte sich bereits in einer Werbekampagne, mit der die sich selbst zugeschriebene Gesundheitskompetenz und der kompetente Gesundheitsservice herausgestellt werden. Nicht zu vergessen die jüngsten Versuche und Pilotprojekte von dm, auch apothekenexklusive Waren in den dm-Filialen zu führen.

Zwischenzeitliche Gesetzesvorlagen verschiedener Bundesländer, den Versandhandel auf das gebotene Maß zurückzuführen, sprich verschreibungspflichtige Arzneimittel vom Versandhandel auszuklammern, und damit indirekt die Pick-up-Stellen zu schwächen, scheiterten.

Wenn man Politikern glauben darf, wird derzeit ein neuer Versuch vorbereitet, Pick-up-Stellen abzuschießen. Der Wunsch, dies zu tun, steht im Koalitionsvertrag, er taucht im Eckpunktepapier zur Gesundheitsreform der Bundesregierung auf: Der Missbrauch des Versandhandels durch sogenannte Pick-up-Stellen soll unterbunden werden. Bekräftigt wird der Wunsch derzeit von allen gesundheitspolitisch aktiven Politikern der Regierungsparteien. Rösler und Spahn (CDU) wollen für ein Verbot eintreten. Singhammer (CSU) drückt sich ein wenig vorsichtiger aus: die Bundesregierung wolle prüfen, ob Pick-up-Stellen auf das rechtlich unvermeidbare Mindestmaß begrenzt oder sogar abgeschafft werden könnten. Die Spannung steigt: Wir warten auf Taten.


Peter Ditzel

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