Management

Gute Arbeit von guten Handwerkern

Was Sie als Auftraggeberin oder Auftraggeber zu einer guten Zusammenarbeit beitragen können

"Wie konnte Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen? – Er kam ohne Handwerker aus!" Klischees und Geschichten über Handwerker tragen regelmäßig zur Publikumsunterhaltung bei. Wer als Kunde den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Aber was spielt sich hinter den Kulissen ab? Wie kommt der oft zitierte Ärger zustande, und was kann man tun, damit es besser läuft?

Ich habe seit einigen Jahren sehr viel mit Handwerkern zu tun – einerseits durch eine private Baumaßnahme, hier bin ich selbst Auftraggeberin; andererseits auch in Seminaren für Handwerker zum Thema "Arbeitsorganisation". Hier diskutieren wir bis ins kleinste Detail, wie ein reibungsloser Arbeitsablauf bewerkstelligt werden kann. Seither verstehe ich manche Schwierigkeiten des Handwerks besser. Nicht alles hängt an der Person (Vorsicht Klischee:) eines grobmotorischen, tumben Meisters oder Gesellen, der es halt nicht besser kann, der nur zum Pausenbeginn pünktlich da ist und der bei der Arbeit erst einmal den Plan verkehrt herum hält (wenn er ihn überhaupt liest). Schlecht motiviertes Personal gibt es in jeder Branche, halten wir uns damit also nicht auf und betrachten wir lieber die Ansatzpunkte, auf die wir Einfluss haben.

Ihr Bauchgefühl zählt!


Je nach Art des Gewerks spielt es eine erhebliche Rolle, wie gut sich Auftraggeber und Handwerker verstehen. Wer will sich schon bei jedem Händewaschen an den Ärger erinnern, der mit der Montage des Waschbeckens verbunden war? Trauen Sie Ihrem Instinkt – wenn Sie sich nicht wohlfühlen, suchen Sie einen anderen Anbieter.

Auftragsklärung

Wissen Sie als Auftraggeberin oder Auftraggeber eigentlich immer gleich, was Sie wollen? Viele Konflikte entstehen nämlich, weil während der Beratungsphase nicht genau genug herausgearbeitet wurde, was der Kunde eigentlich will bzw. was der Handwerker anbietet. Laien kennen viele Lösungen im Design oder auch technischer Art einfach noch nicht und steuern dann nicht das optimale Ziel an. Die Beratungsqualität können Sie erhöhen, indem Sie die praktische Anwendung beschreiben, also z. B. wie der zu gestaltende Sanitärraum genutzt werden soll, bevor Sie sich Gedanken darüber machen, wie die Leitungsverlegung gestaltet wird. (Wenn Sie jemanden über Sonnenschutz beraten, müssen Sie ja auch wissen, wie er oder sie die Sonnen-Zeit verbringt – Bergwandern, Skifahren, Baggersee?)

Hier öffnet sich eine typische Zwickmühle für einen guten Handwerker: Wenn er die interessierte Kundin eingehend beraten und ihr auf alle Fragen auch mit verständlichen technischen Erklärungen antworten will, muss er sehr viel Zeit einsetzen. (Vergleichen Sie dies mit der Überprüfung einer komplizierten Selbstdiagnose bei einem Apothekenkunden: Allergie, Ekzem oder andere Hautirritation?) Der Vorteil ist natürlich, dass die Kundin bereits in dieser Beratungsphase einen positiven Eindruck von ihrem Geschäftspartner gewinnen kann. Der Zimmermann, der mir die Finessen sommerlicher Wärmedämmung im Dachgeschoss erläuterte, hat mich sofort für sich eingenommen!

Muss das sein?


  • Mancher ehrliche Handwerker setzt enorm viel Zeit und Hingabe ein, um wirklich ein vollständiges, passgenaues Angebot zu erarbeiten. Wenn der Kunde dann wegen einer Differenz von weniger als 1% der Auftragssumme einen billigeren Wettbewerber beauftragt, ist das bitter.
  • Wer freut sich nicht, wenn das Angebot schon wenige Tage nach dem Beratungstermin vorliegt? Wie beschämend, wenn ein Kunde sich dann wochenlang nicht entscheiden kann oder das Angebot gar ungelesen liegen lässt, nach seiner Zusage aber erwartet, dass es gleich losgeht mit der Arbeit
  • Viele Bauteile sind im Internethandel mit erstaunlich niedrigen Preisen zu erwerben. Die meisten Handwerker finden es jedoch unverschämt, wenn der Kunde von ihnen fordert, das von ihm selbst gekaufte Material einzusetzen und dann auch noch für die Leistung zu haften.

Angebot erstellen

Je höher die Investitionssumme, umso eher wird ein Auftraggeber oder eine Auftraggeberin mehrere Angebote einholen. Diese Angebote sind jedoch nicht immer genau vergleichbar (siehe AZ 2010, Nr. 19, S. 4). Wenn es allerdings genau auf diese Vergleichbarkeit ankommt, hilft folgende Vereinbarung: Der Handwerker erstellt nicht nur sein individuelles Angebot für Ihre Anfrage, sondern auch ein "Blankett", eine Ausschreibung auf neutralem Papier und ohne Preisangaben. Diese Vorlage können Sie nutzen, um bei anderen Handwerksunternehmen ein Angebot einzuholen.

Bei der Elektroinstallation unseres Hauses bin ich so vorgegangen und habe mit dem Elektriker vereinbart: Wenn er den Auftrag erhält, waren die Beratung und das Blankett für mich kostenlos; wenn ich den Auftrag anderweitig vergebe, bezahle ich ihm 3% der Auftragssumme, und zwar von dem Auftrag, den ich tatsächlich erteile. Diese faire Lösung berücksichtigt, dass der Elektriker einige Stunden Beratungszeit und weitere Stunden Angebotserstellung für mich eingesetzt hat.

Gute Erfahrungen habe ich auch mit anderen Fachleuten gemacht: Ich habe vorab gezielt Beratungszeit eingekauft. Für eine Baumaßnahme, die später vier- oder fünfstellige Beträge kosten wird, sind ein bis zwei Stundensätze für einen Meister (eine Innenarchitektin, einen Baustatiker, etc.) keine übertriebene Investition. Danach ist es viel leichter, mit dem ausführenden Unternehmen ein passgenaues Angebot zu erarbeiten. Als Auftraggeber braucht man einfach eine gewisse Zeit, um sich über die eigenen Wünsche klar zu werden und was man dafür ausgeben will – das liegt nicht am Handwerker.

Empfehlungen berücksichtigen


Manche Handwerksbetriebe erhalten mehr als die Hälfte ihrer Aufträge auf Empfehlung von zufriedenen Kunden. Schreiner (Tischler), Elektriker, Sanitärfachleute – hier lohnt es sich, im Bekanntenkreis zu fragen.

Preisgestaltung

Sehr hilfreich gegen böse Überraschungen beim Preis ist es, wenn man dem beratenden Handwerker gleich im ersten Gespräch ein ungefähres Budget mitteilt, mit dem man rechnet. Wer unterschätzt hat, wie teuer die gewünschte Leistung ist, wird schnell eines Besseren belehrt werden! Und falls Sie zu hoch gegriffen haben (kommt selten vor), können Sie später immer noch fragen, wie denn eine schlichtere Lösung aussehen würde.

Natürlich sollte die Arbeit ihren Preis wert sein. (Solche Diskussionen sind Ihnen aus der Apothekenpolitik vertraut – soll Ihre Beratungsarbeit nach Anzahl abgegebener Packungen honoriert werden oder nach einem anderen Schlüssel?) Eine Preisverhandlung wird jedoch absurd, wenn es nur darum geht, "Prozente" herauszuschinden. Diese Basar-Mentalität (auf beiden Seiten) halte ich nicht für qualitätsfördernd! Es gibt auch faire Ansatzpunkte, um Preise zu gestalten:

  • "Preistreiber" im Angebot identifizieren, z. B.: Muss dieses Fenster wirklich zu öffnen sein, oder erfüllt auch eine Festverglasung den angestrebten Zweck?
  • Den Auftragswert verringern: Optionen offen lassen, an denen später weitergearbeitet werden kann; z. B. Leerrohre verlegen, die derzeit noch keine Kabel enthalten.
  • Prüfen, was ggf. in Eigenarbeit erledigt werden kann, nachdem der Handwerker gute Vorarbeit geleistet hat. (Auch als Laie kann man manche Bodenbeläge selbst verlegen.)
  • Pünktliche Abschlagszahlungen leisten, z. B. damit der Handwerker nicht allzu große Warenwerte vorfinanzieren muss.
  • 2 oder 3% Skonto abziehen, wenn die Schlussrechnung schnell bezahlt wird.

Vorsicht!


Auch Handwerker sprechen über ihre Kunden! Wer als Kunde seine Leistungsgeber mies behandelt und bei der Bezahlung herumzickt, muss sich möglicherweise im größeren Umkreis nach dem nächsten Handwerker umsehen – die Kollegen vor Ort sind nämlich schon gewarnt.

"Wird bauseits gestellt"

Handwerkerverträge enthalten eine Reihe von Formulierungen, die Sie verstehen oder klären sollten. Manche sind üblich (wenn auch für Laien ungewohnt), manche schlicht unsinnig:

  • "Angebot freibleibend": Juristischer Blödsinn. Gemeint ist meistens, dass irgend eine Angabe im Angebot sich noch ändern kann, z. B. ein Materialpreis oder eine Laufzeit für Bestellungen. – Nachfragen!
  • "Auf Stundennachweis": Die Dauer mancher Arbeiten ist wirklich schwer abschätzbar, z. B. wenn von Hand etwas ausgegraben oder weggemeißelt werden muss. Fragen Sie nach einer Schätzung und überlegen Sie sich lieber, ob Sie dem Menschen vertrauen wollen, mit dem Sie ein Geschäft machen, bevor Sie einen Festpreis erzwingen, der eventuell deutlich höher liegt.
  • "Wird bauseits gestellt": Diese Leistung erbringt nicht der Handwerksbetrieb, sondern der Auftraggeber. Beispiel: Der Drehstromanschluss für die beim Verputzen eingesetzte Maschine wird von der Bauherrschaft bereitgestellt, und diese bezahlt auch den Strom.

Zusammenarbeit – es geht los!

In Zeitfenstern zu planen hat sich als viel praxistauglicher erwiesen als auf Zeitpunkten zu beharren. Vereinbaren Sie also lieber Termine "zwischen 8 und 12 Uhr" statt "um 8.30 Uhr". Berücksichtigen Sie, dass gerade kleine Handwerksbetriebe oft umplanen müssen, weil andere Kunden Termine verschoben haben, das Vorgewerk nicht fertig war, Lieferungen nicht pünktlich kamen oder Mitarbeiter erkrankt sind. (Auch nicht ganz unbekannt in der Apotheke, oder?) Ziehen Sie aus der Pünktlichkeit Ihres Gesprächspartners in der Beratungsphase Ihre Schlüsse: Bei der späteren Umsetzung wird es vermutlich nicht besser werden!

Während der Arbeit können Sie als Bauherr viel zum guten Gelingen beitragen: Kästen mit Mineralwasser und Apfelsaft bereitstellen, Kaffee und Butterbrezeln machen, einen angenehmen Pausenplatz anbieten, den Rauchern den Weg zeigen; vor allem aber: Die Leute arbeiten lassen und nicht durch Gespräche ablenken.

Vereinbaren Sie mit dem Chef (Obermonteur, Vorarbeiter …), wann welche Absprachen stattfinden. Wenn eine Architektin oder ein Architekt die Bauaufsicht führt, sollten auch hier klare Vereinbarungen getroffen werden, wer das Sagen hat. Viele Handwerker sprechen übrigens lieber direkt mit der Bauherrschaft! Vergewissern Sie sich dann immer, dass die besprochene Leistung auch mit dem bisherigen Angebot übereinstimmt, und dass jegliche Änderung oder Erweiterung erst mit der Architektin abgestimmt bzw. dass ein geänderter Preis vorher schriftlich zugesagt wird.

Handwerk kann Hervorragendes leisten – arbeiten Sie als Kundinnen und Kunden mit daran, dass Sie das auch bekommen!.


Vera Naumann, Rohrdorf bei Eutingen, E-Mail: info@vera-naumann.de

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