Wirtschaft

DAX mit gesenktem Haupt

Kaum Aussicht auf steigende Kurse – China drückt auf die Stimmung

(hps). Im internationalen Vergleich steht der DAX gut da. Gegenüber dem Jahresanfang notiert das deutsche Aktienbarometer praktisch unverändert, während sich die Verluste beim Dow Jones inzwischen auf knapp 10% summieren bzw. beim japanischen Nikkei bereits 15% ausmachen. Dem schwachen Euro und den Exporten nach China sei Dank. Mit Blick auf den DAX sprechen daher schon einige von einem gelungenen Abkoppelungsmanöver. Doch inzwischen scheint sich auch im Reich der Mitte das Rad langsamer zu drehen.

Die Marktlage

Zu Beginn der letzten Woche war die Stimmung unter den Händlern noch relativ optimistisch. Erfreut nahmen viele am Parkett zur Kenntnis, dass die Schuldenkrise erstmal seit Langem wieder etwas in den Hintergrund rückte. Die Profis zogen daraus den Schluss, die EU-Krise sei bereits in die Aktienkurse eingepreist. Die Erwartungen an Kanada, wo die 20 wichtigsten Wirtschaftsmächte der Welt tagten, waren zudem ohnehin sehr gering, so dass aus Händlersicht einiges für eine Erholung beim DAX zu sprechen schien.

Doch die Rechnung wurde ohne den Wirt gemacht. Sorgen um das Wirtschaftswachstum in China kamen auf. Dort schwächte sich der stark beachtete Einkaufsmanagerindex ein weiteres Mal ab. Eine gefährliche Entwicklung, gründet sich doch die Zuversicht für deutsche Exportwerte insbesondere auf den Handel mit China. Zudem brach der Euro ein. Die Gemeinschaftswährung tauchte phasenweise unter die 1,22 USD-Linie ab. In den USA ging es mit dem Verbrauchervertrauen nach unten, was der weiterhin hohen Arbeitslosigkeit zuzuschreiben sein dürfte. Den Händlern blieb daraufhin nichts anderes übrig, als bei 6000 DAX-Punkten die Verteidigungslinie zu ziehen. Diese wurde bislang marginal gerissen. Seitdem gilt das Prinzip Hoffnung – und die stirbt bekanntlich zuletzt.

Bulle & Bär

Einer Umfrage unter 30 Aktienstrategen der Agentur Reuters zufolge soll der DAX zum Ende des zweiten Halbjahres bei 6500 Punkten stehen. Die Profis verweisen dabei mehrheitlich auf die fehlenden Anlagealternativen. Auf kurze Sicht wollen sich die Akteure derzeit nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Mit Höhenflügen rechne kaum jemand, es fehle die Richtung, meint beispielsweise die Hessische Landesbank.

Unterdessen kam es wie angekündigt bei 6000 DAX-Punkten zur Nagelprobe. Diese Linie wurde letzten Montag gerissen. Drei Tage später kam der Index dann bis auf 15 Punkte genau an die Prognose von 5850 Punkten heran.

Auch wenn es jetzt zu kleineren Erholungsphasen kommt – mit Blick auf das dieswöchige Börsengeschehen ist weiterhin Vorsicht angebracht. Der Run auf Staatsanleihen dies- und jenseits des Atlantiks hält unverändert an, was den Aktienmärkten nicht bekommt. Die Risikoaversion nimmt offensichtlich wieder zu. Auch der Kurs der Gemeinschaftswährung signalisiert weitere Unruhe wegen der Schuldenkrise im Euroraum. Des Weiteren haben die Ölnotierungen einen deutlichen Dämpfer erhalten, seitdem Zweifel an der Nachhaltigkeit des Wirtschaftsaufschwungs in China laut geworden sind. Hier deuten sich sogar noch weitere Kursverluste an. Noch schwerer wiegt der Respekt vor einer möglichen Schieflage der Leitbörse New York. Der Dow Jones präsentierte sich in den letzten Wochen außerordentlich instabil. Hier deutet sich an, dass die Anleger nach den üppigen Gewinnen der letzten fünfzehn Monate nun doch Kasse machen. Sollte es sich bewahrheiten, dass das Weltwirtschaftswachstum seinen Zenit überschritten hat, wäre ein solcher Schritt nur folgerichtig. Kursrückgänge von mindestens 10% an der Wall Street sollten dabei ins Kalkül gezogen werden. Ein Argument, das letztlich auch gegen den DAX spricht, obwohl die deutschen Industrieunternehmen in hohem Maße von der Euroschwäche profitieren und entsprechend ordentliche Quartalsberichte vorlegen dürften. Der Daumen bleibt daher gesenkt – mit einem vorsichtigen Blick in Richtung 5700 DAX-Punkte.

Eckdaten zum 1. Juli 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (1. 7., 12.05 h)
5915 Punkte
Dow Jones (30. 6. Schluss)
9.774 Punkte
Gold (Feinunze)
1.241,80 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,09%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,80%
1,50% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,27%
1,70% (SWK-Bank)
*Quelle: www.festgeld.de

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