Gesundheitspolitik

Keine Barfuß-Apotheker

Peter Ditzel

Auch wenn der offizielle Entwurf einer Novellierung der Apothekenbetriebsordnung noch nicht vorliegt, zeigt das bereits vorab bekannt gewordene Arbeitspapier, wohin die Reise mit der Pharmazie und der Apotheke gehen soll: Das Bundesgesundheitsministerium will die Pharmazie in der Apotheke stärken. In diesem Kontext ist vorgesehen, dass eine PTA nur unter Aufsicht eines Apothekers, einer Apothekerin arbeiten darf und Verschreibungen vor der Abgabe einem Apotheker oder einer Apothekerin vorzulegen hat. Als Begründung für diese Änderung werden Sicherheitsgründe angeführt: Eine Rezeptvorlage erst nach der Abgabe beinhaltet ein Risiko, das heute nicht mehr akzeptiert werden kann. Diese Begründung wiegt schwer und muss ernst genommen werden.

Derweil zielt ein Vorstoß des PTA-Verbands BVpta genau in die entgegengesetzte Richtung: PTAs sollen mehr Befugnisse bekommen; sie sollen nach BVpta-Vorstellung "in Kooperation mit dem Apotheker" arbeiten dürfen, sprich, ohne das Rezept vor der Abgabe vorzeigen zu müssen, Verschreibungspflichtiges abgeben dürfen. Wenn man weiß, dass dieser Verband auch Vertretungsbefugnisse für seine Mitglieder fordert ("PTA samstags allein in der Apotheke"), ahnt man, wohin die Reise gehen soll.

Um Tacheles zu reden: Es gibt sie, die Super-PTA mit dem Super-Wissen und der langen Berufserfahrung. Aber die Regel ist das nicht. Und es soll sie geben, die Apothekerinnen und Apotheker, die ihre PTA gerne alleine lassen, um golfen oder shoppen zu gehen. Aber der Apotheker, der das gut heißt, geht ein hohes Sicherheitsrisiko ein, er sägt auf dem Ast, auf dem er sitzt, er macht sich überflüssig. PTAs sind zwar gut ausgebildet – für ihren Assistenzberuf, aber eine PTA ist keine Apothekerin, auch keine Vertretung. Die Arzneimittelabgabe ist ein komplexer Vorgang, der in die Hände des Apothekers gehört oder zumindest unter seiner unmittelbaren Aufsicht ablaufen muss. Letztendlich ist er auch dafür verantwortlich, was seine PTA mit welcher Beratung abgibt. Eine PTA als Barfuß-Apothekerin – nein danke. Im Übrigen: Jeder ambitionierten PTA steht das Pharmaziestudium offen.

Allerdings: Wenn das Ministerium mehr Sicherheit in der Apotheke verlangt und Bedingungen verschärft, dann kann man nicht gleichzeitig mit einem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz das Einkommen der Apotheke drücken. Mehr Sicherheit kann es nicht zum Nulltarif geben!


Peter Ditzel

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