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- AZ 34/2010
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Gesundheitspolitik
Versteht das "Bild"?
Die Sommerpause ist vorbei, die politische Arbeit kommt in Fahrt. Und die ABDA ruft auf zur Kampagne gegen die massiven Einsparungen, die den Apotheken indirekt drohen über eine Umstellung der Honorierung des pharmazeutischen Großhandels. Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) wird den Großhandel mit etwa 450 bis 500 Millionen Euro belasten. Mit den geplanten Einsparungen "kann er nicht leben", wie Thomas Trümper, Chef des Großhandelsverbands, unlängst im DAZ-Interview deutlich machte. Er kündigte an, der Großhandel müsse diese Einsparungen voll an die Apotheken weitergeben. Während Gesundheitsminister Philipp Rösler von einer Belastung von "nur" 175 Millionen Euro ausgeht – so seine Prognose im DAZ-TV-Interview –, ist nach Berechnung des Großhandels nun von weit über dem doppelten Betrag die Rede. Auf die Apotheke umgerechnet bedeutet das durchschnittlich 20.000 Euro jährlich weniger – das halten Tausende von Apotheken nicht mehr aus. Auch wenn man mögliche Mehreinnahmen durch die Rückzahlung des geringeren Kassenabschlags und einen zukünftigen reduzierten Abschlag von 1,75 Euro gegenrechnet: hohe Verluste bleiben. Zudem arbeiten die Kassen bereits darauf hin, den Abschlag wieder zu erhöhen.
Jetzt zündet die ABDA die erste Stufe. Sie will zunächst Verbraucher und Politiker über die "Wahrheit zur aktuellen Gesundheitspolitik" aufklären. Das ist sicher sinnvoll und wichtig. Mindestens genauso wichtig wäre es, an die führenden Medien heranzugehen und diese aufzuklären. Wenn in Tageszeitungen und Magazinen noch vor Kurzem zu lesen war, dass die Apotheken von den Sparmaßnahmen nicht betroffen sind und ungeschoren davonkommen, so besteht dort ein riesiges Informationsdefizit oder es fehlt einfach der Durchblick für die komplizierten Zusammenhänge (oder es ist böse Absicht). Die Öffentlichkeit muss verstehen, warum und wie Großhandelsbelastungen bei Apotheken ankommen und dass Apotheken diese Rabattkürzungen des Großhandels nicht aushalten können. Das ist nicht einfach zu vermitteln. Und die Folgen sind weitaus drastischer, als dass "Nacht- und Notdienst in Gefahr" sind. Das allein wird nicht überzeugen.
Um es mal plakativ zu sagen: Politik wird heute über die Medien gemacht. Wenn die "Bild"-Zeitung morgen auf Seite 1 schreibt, dass die Arzneiversorgung in Gefahr ist, weil die Apotheken mit 500 Millionen Euro bluten müssen, und eine Report- oder Fakt-Sendung sterbende Apotheken zeigt – dann haben wir eine Chance.
Peter Ditzel
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