Gesundheitspolitik

"Kein Bezug zu den Erträgen der Apotheken"

Novo Nordisk-Chef Oldigs will durch Skontosenkung Verluste ausgleichen

MAINZ (diz). Die Skontokürzung von Novo Nordisk gegenüber dem pharmazeutischen Großhandel bewegt den Markt. Novo Nordisk wertet sein Vorgehen als Reaktion auf das Marktumfeld. Obwohl einige Großhandlungen bereits überlegen, ob sie solche Skontosenkungen an die Apotheken weitergeben müssen, sieht das dänische Unternehmen keinen Bezug zu den Erträgen der Apotheken, ließ Jörn Oldigs, Geschäftsführer von Novo Nordisk Deutschland, in einem schriftlichen Interview mit der AZ wissen.


AZ: Novo Nordisk hat seine AGBs geändert und gewährt dem Großhandel jetzt nur noch 0,5% Skonto bei Zahlung innerhalb von 18 Tagen. Novo Nordisk selbst kann sich über zweistellige Zuwachsraten bei Umsatz und Gewinn freuen. Warum hat sich Novo Nordisk zu dieser Skontosenkung entschlossen? Sind 0,5% heute nicht vollkommen marktunüblich in Deutschland?

Oldigs: Mit der Anpassung der AGBs reagiert Novo Nordisk auf das Marktumfeld und die Entwicklungen im deutschen Gesundheitswesen. In den vergangenen Jahren war Novo Nordisk als Spezialist in der medikamentösen Behandlung des Diabetes in Deutschland von negativen Nutzenbewertungen des IQWIG und darauf folgenden Verordnungsausschlüssen durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) besonders stark betroffen. Die Folge waren rabattvertragliche Regelungen, die gesetzlich ein Preisniveau für moderne Insulinanaloga festlegten, das dem des lange im Markt als Standardtherapie verfügbaren Humaninsulins entsprach. Dieser regulative Vorgang ist einzigartig in Westeuropa und ein Signal dafür, dass die Erforschung und Entwicklung innovativer Therapien von der deutschen Gesundheitspolitik nicht unterstützt wird.

"Wir bieten allen unseren Vertriebspartnern weiterhin angemessene Zahlungsbedingungen."

Jörn Oldigs, Geschäftsführer von Novo Nordisk Deutschland


Fast zeitgleich mit dem Inkrafttreten des Verordnungsausschlusses für langwirksame Insulinanaloga in der Behandlung des Diabetes Typ 2 erhöhte sich der gesetzliche Herstellerrabatt für nicht festbetragsgebundene Arzneimittel von 6 auf 16%. Novo Nordisk war somit in zweifacher Hinsicht von gesundheitspolitischen Entwicklungen und damit verbundenen Umsatzausfällen betroffen.

Um als forschendes Unternehmen nachhaltig zu wirtschaften, muss Novo Nordisk durch aktives Kostenmanagement die resultierenden Verluste zumindest teilweise ausgleichen, indem Einsparpotenziale auch durch die Reduktion freiwilliger Kulanz-Regelungen realisiert werden.

Novo Nordisk berichtet keine Finanzergebnisse auf Landesebene. Die von Ihnen genannten Zahlen beziehen sich auf den Gesamtkonzern und spiegeln in keiner Weise die deutsche Lage wider.

Skonto sind Bestandteil der vertraglichen Vereinbarungen zwischen Herstellern und Großhandel und nicht allgemein zugänglich. Daher können wir zu "marktüblichen" Konditionen keine Auskunft geben.


AZ: Die Folge Ihrer Maßnahme: Streit mit dem Großhandel, der zu alten Konditionen beliefert werden möchte. Novo Nordisk allerdings liefert nicht zu alten Konditionen – die Ware auf dem Markt wird mittlerweile knapp. Patienten sind aber zum Teil auf Ihre Insulinpräparate angewiesen. Tragen Sie Ihre Firmenpolitik und den Streit mit dem Großhandel auf dem Rücken der Patienten aus?

Oldigs: Unsere oberste Verantwortung gegenüber Patienten und ihren Behandlern ist es, die Therapiesicherheit und Verfügbarkeit der Produkte von Novo Nordisk zu gewährleisten. Novo Nordisk hat Maßnahmen getroffen, um die Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

"Wir sind voll lieferfähig und beliefern Apotheken auf Wunsch auch direkt."

Jörn Oldigs, Geschäftsführer von Novo Nordisk Deutschland


AZ: Betroffen von dieser Maßnahme sind auch die Apotheken: Denkbar ist, dass der Großhandel, der durchaus mit den Skontobeträgen arbeitet, die Kürzungen auch an die Apotheken weitergeben muss. Das könnte dazu führen, dass auch die Apotheker nicht gut auf Novo Nordisk zu sprechen sind. Ist Ihnen das egal?

Oldigs: Die gesetzlich vorgeschriebenen Margen werden durch die Kürzung der freiwilligen Skontogewährung durch Novo Nordisk nicht verändert. Daher sehen wir hier keinen Bezug zu den Erträgen der Apotheken. Die Apotheken spielen in der Versorgung der Bevölkerung eine wichtige Rolle – heute und auch in der Zukunft.


AZ: Haben Sie auch in Erwägung gezogen, dass Sie mit dieser Maßnahme der Skontokürzung eine Vorreiterrolle wahrnehmen könnten? Wenn weitere Firmen Ihrem Modell folgen, sieht es schlecht für Großhandel und Apotheken aus …

Oldigs: Novo Nordisk kommentiert grundsätzlich nicht die Situation und geschäftlichen Aktivitäten seiner Wettbewerber.

Novo Nordisk hat die Änderung der AGBs vornehmen müssen, weil wir als Spezialist in der medikamentösen Behandlung des Diabetes in Deutschland im letzten Jahr besonders von den gesundheitspolitischen Regulierungsmaßnahmen betroffen waren.

"Unsere oberste Verantwortung gegenüber Patienten und ihren Behandlern ist es, die Therapiesicherheit und Verfügbarkeit unserer Produkte zu gewährleisten."

Jörn Oldigs, Geschäftsführer von Novo Nordisk Deutschland


Um als forschendes Unternehmen nachhaltig zu wirtschaften, muss Novo Nordisk durch aktives Kostenmanagement die resultierenden Verluste zumindest teilweise ausgleichen, indem Einsparpotenziale auch durch die Reduktion freiwilliger Kulanz-Regelungen realisiert werden. Das ist eine unternehmensindividuelle Situation, die durch das Zusammentreffen mehrerer wirtschaftlicher Belastungen entstand.

Die gesetzlich vorgeschriebenen Margen werden durch die Kürzung der freiwilligen Skontogewährung durch Novo Nordisk nicht verändert. Daher sehen wir hier keinen Bezug zu den Erträgen der Apotheken.

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