Gesundheitspolitik

Krankenkassen tragen die Verantwortung

Vermehrte Zuzahlungen sorgen für Zündstoff und Diskussionen in der Apotheke

Berlin (ks). In den deutschen Apotheken besteht seit 1. September viel Aufklärungsbedarf. Für viele Arzneimittel, die bislang von der Zuzahlung freigestellt waren, müssen die Patienten nun wieder ins eigene Portemonnaie greifen. Auch Aufzahlungen werden bei einigen Medikamenten fällig, wenn der Hersteller seinen Preis nicht auf den neuen Festbetrag abgesenkt hat. Die Verbände der Pharmaindustrie sehen sich in Medienberichten fälschlicherweise als Preistreiber dargestellt.

Die Meldung, dass zum 1. September bei einer Vielzahl von Medikamenten wieder Zuzahlungen fällig werden, wurde vergangene Woche von vielen Medien verbreitet. "Preisschock für Kassenpatienten" oder "Medikamente werden teuerer" lauten die Schlagzeilen. Hintergrund sind die neuen Festbeträge und Zuzahlungsbefreiungsgrenzen, die seit diesem Monat für eine Vielzahl von Arzneimitteln gelten. Diese Absenkung der Erstattungspreise hat dazu geführt, dass bei rund 3000 Arzneimitteln, die zuvor zuzahlungsfrei zu haben waren, wieder eine Patientenzuzahlung fällig wird.

Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) und Pro Generika wehrten sich prompt gegen Darstellungen, die Hersteller hätten die Preise erhöht und seien somit für Mehrbelastungen der Patienten verantwortlich. Allein die Krankenkassen bestimmten die Preisgrenze, ab der für ein Arzneimittel eine Zuzahlung anfällt oder nicht, betonten BAH und Pro Generika. Die Hersteller der betreffenden Arzneimittel hätten die Preise nicht angehoben. "Wenn die Kassen zur Auffüllung ihrer knappen Ressourcen auch auf eine vermehrte Zuzahlung ihrer Versicherten zurückgreifen wollen, müssen sie dafür auch die Verantwortung übernehmen. Ein Abschieben des ‚Schwarzen Peters‘ auf die Industrie darf nicht stattfinden", hieß es bei Pro Generika.

Inkassostelle Apotheke

Ähnlich äußerte sich der Vize-Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbandes, Hans Rudolf Diefenbach. Er ergänzte, dass die Apotheken ebenfalls keine Verantwortung treffe: "Alle Zuzahlungen, die gesetzlich Krankenversicherte in der Apotheke leisten müssen, geben wir zu hundert Prozent an die jeweilige Krankenkasse weiter. Wir sind sozusagen nur Inkassostelle für diese." Diefenbach verwies zudem darauf, dass die Apotheken schon lange vom Arzneimittelpreis abgekoppelt seien.

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