Gesundheitspolitik

Novo Nordisk – wider alle guten Sitten?

Großhandel wehrt sich gegen Skontosenkung des Insulinherstellers

MAINZ (diz). Die Firma Novo Nordisk hat den Skontosatz für den Großhandel auf 0,5% gesenkt. Der Pharma-Großhandel will dies nicht akzeptieren und nicht zu den neuen Konditionen bestellen. Die Folge: wichtige Präparate des Diabetesspezialisten sind im Markt bald nicht mehr bei allen Großhandlungen verfügbar. Tragen hier Novo Nordisk und die Pharma-Großhändler einen Streit auf dem Rücken von Apothekern und Patienten aus?

Die Auseinandersetzung scheint bereits zu eskalieren: Einige Großhändler sprechen von einer Lieferunfähigkeit des Herstellers, Novo Nordisk prüft rechtliche Schritte gegen diesen Vorwurf. Was ist geschehen?

Der dänische Insulinspezialist Novo Nordisk hat in Deutschland seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) geändert und den bisher an den Großhandel gewährten Skontosatz zulasten von Großhandel und Apotheken von 1,5 auf 0,5 Prozent gesenkt. Zwar wurde gleichzeitig das Zahlungsziel verlängert, aber dies könne nicht als Ausgleich angesehen werden, hört man beim Großhandel. Novo Nordisk begründet diese Anpassung u. a. mit dem "Marktumfeld und den Entwicklungen im deutschen Gesundheitswesen", gemeint ist wohl der von 6 auf 16 Prozent erhöhte Abschlag, den die Hersteller den Krankenkassen gewähren müssen. Man dürfte mit der Annahme nicht falsch liegen, dass das Unternehmen versucht, mit der Skontokürzung die dadurch entstehenden Einbußen zu mindern.

Für den Großhandel ist diese Maßnahme nicht hinnehmbar, wie zu hören war. Bei immer weiter sinkenden Margen und steigenden Kosten sei auch der Großhandel auf ein marktübliches Skonto angewiesen. Zwei Großhandlungen wehren sich daher mit Auslistung bzw. Nicht-Bestellung von Novo Nordisk-Präparaten gegen die Skontosenkung. Manche Großhandlungen bestellen zu den früher ausgehandelten Konditionen, werden dann aber von Novo Nordisk nicht mehr beliefert. Das bedeutet im Klartext, dass diese Großhandlungen die Apotheken schon bald nicht mehr mit Präparaten dieses Herstellers beliefern können, die Apotheken wären dann auf einen Direktbezug vom Hersteller angewiesen. Im Markt kursieren daher bereits Gerüchte, Novo Nordisk sei bei bestimmten Produkten nicht mehr lieferfähig, wogegen die Firma nun sogar die Einleitung rechtlicher Schritte prüft. In einer Mitteilung von Novo Nordisk heißt es, dass genügend Arzneimittel für die kontinuierliche Belieferung von pharmazeutischem Großhandel und Apotheken bereitgestellt würden und man so seinen gesetzlichen Verpflichtungen nachkomme – selbstverständlich zu den neuen Bedingungen für den Großhandel, muss man hier wohl hinzufügen.

Für Wilfried Hollmann, Vorstandsvorsitzender der Noweda, ist diese Ausnutzung eines faktischen Monopols allerdings nicht hinnehmbar, wie er gegenüber der AZ erklärte. Das Vorgehen von Novo Nordisk sei nach seiner Auffassung "sittenwidrig", ob es zudem rechtsmissbräuchlich sei, werde gegebenenfalls zu klären sein.

Gleichwohl liefere beispielsweise die Noweda noch unverändert, da man die Versorgung der Apotheke und damit der Patienten nicht gefährden wolle. Er sieht jedoch die Gefahr, dass Novo Nordisk letztlich die geänderten Lieferbedingungen durchsetzen kann. "Die Noweda wird diese Skontokürzung nicht an ihre Kunden weitergeben", so Hollmann, "aber wenn andere Firmen diesem Beispiel folgten, wären wohl alle Großhandlungen angesichts der heutigen Umsatzrenditen doch dazu gezwungen." Einbußen in Höhe von bis zu einem Prozent könnten auf Großhandel und Apotheken zukommen. Das könne im Jahr rasch einen Betrag von 5000 bis zu 10.000 Euro für eine Apotheke bedeuten. Großhandel und Apotheken sitzen in einem Boot, so Hollmann, eine solche Skontosenkung könne nicht akzeptiert werden. Ob die Fronten verhärtet sind oder Novo Nordisk noch einlenkt, werden die nächsten Tage zeigen.

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