Gesundheitspolitik

Der AMNOG-Hammer

Peter Ditzel

Jetzt, wo die Änderungsanträge zum Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) vorliegen und das Gesetz in die Zielgerade geht, zeigt sich das ganze Ausmaß, wie stark Apotheken direkt und indirekt betroffen sind. Die wichtigsten geplanten Neuerungen: Auch Importarzneimittel können in die Rabattverträge mit einbezogen werden. Immerhin muss die Lieferfähigkeit sichergestellt sein – ob dies in praxi funktioniert, sei dahingestellt. Auch soll es Spannbreiten für die Normgrößen der Packungsgrößen geben, damit die Mengenunterschiede bei Packungen mit gleichem Packungsgrößenkennzeichen nur gering ausfallen. Beim Austausch wirkstoffgleicher Arzneimittel reicht es, wenn nur ein gleiches Anwendungsgebiet übereinstimmt. Der Rabattvertragswahnsinn wird also unvermindert weitergehen mit allen Konsequenzen fürs Kundengespräch in den Apotheken. Doch jetzt kommt’s richtig:

AMNOG-Hammer Nr. 1: Der Kassenabschlag wird auf 2,05 Euro heraufgesetzt und gesetzlich auf zwei Jahr festgeschrieben. Kosten für die Apotheken: 200 Mio. Euro jährlich. Danach muss der Apothekenabschlag neu verhandelt werden.

Dazu soll die wirtschaftliche Situation der Apotheken erfasst werden. Das heißt, der Staat schaut den Apotheken in die Bücher: Die Betriebsergebnisse der Apotheken werden anhand einer repräsentativen Stichprobe durchleuchtet. Ob der Kassenabschlag dann fällt oder nicht, hängt von den Ergebnissen ab.

AMNOG-Hammer Nr. 2: Die Großhandelsmarge wird zum 1. Januar 2012 umgestellt auf einen rabattfähigen Anteil von 3,15% auf den Abgabepreis des Unternehmers (ApU) mit einer Höchstgrenze von 37,80 Euro und einem nicht rabattfähigen Anteil von 70 Cent pro Packung. Kosten für den Großhandel: 200 Mio. Euro jährlich. Vermutlich auch Kosten für die Apotheken, da der Großhandel diesen Betrag über eine Rabattkürzung wohl an die Apotheken weiterreichen wird.

AMNOG-Hammer Nr. 3: Bereits in 2011 soll der Großhandel einen Abschlag in Höhe von 0,85 Prozent vom Abgabepreis des Unternehmers (ApU) leisten. Kosten: 200 Mio. Euro. Die Apotheken fungieren als Inkassostellen und müssen diesen Betrag an die Kassen abführen. Möglich, dass der Großhandel die Apotheken daran über Rabattkürzungen beteiligen wird. Während die Ärzte sich über Mehreinnahmen von 1 Milliarde freuen dürfen, werden Apotheken durch den AMNOG-Hammer zerschlagen.


Peter Ditzel

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