Wirtschaft

DAX: Abwartende Haltung vor dem G-20-Gipfel

Sorgen über die Zukunft des Weltfinanzsystems / Profis sehen Kurskorrekturen als Kaufgelegenheit

(hps). Die Börsen haben es offensichtlich geschafft. Das Fest der Liebe ist in Reichweite – damit werden gute Laune und steigende Kurse praktisch zum Programm. Da sieht man auch schon mal großzügig über die ein oder andere Unpässlichkeit hinweg und pickt sich die Rosinen aus dem Weihnachtsgebäck. Mag also der Rest der Welt noch so sehr am G-20-Gipfel in Seoul die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank (FED) anprangern – die Anleger freuen sich über den Geldsegen. Die Büchse der Pandora wird wohl erst nächstes Jahr geöffnet.

Die Marktlage

Der große Optimismus hinsichtlich einer Fortsetzung des Kursaufschwungs basiert im Wesentlichen auf drei Säulen: Der weiteren Lockerung der Geldpolitik durch die amerikanische Notenbank, dem Mangel an Anlagealternativen und der relativ niedrigen Bewertung der deutschen Standardwerte.

Die wenigen Pessimisten, die noch auf dem Spielfeld sind, nehmen dagegen gerade die geldpolitischen Maßnahmen der FED zum Anlass, um vor einer neuen Blase an den Kapitalmärkten zu warnen, zumal die Analysten fast einhellig der Meinung sind, dass diese Stützungsaktionen zugunsten des US-Anleihenmarktes der Gesamtwirtschaft keinen Nutzen stiften dürften. Die Akteure am Aktienparkett indes freuen sich über die Kapitalmarktblase. Sie sind sich sicher, dass wenigstens ein Teil des FED-Geldsegens am Parkett für Risikopapiere landen wird.

Vordergründig erscheint das Szenario nicht gerade logisch, denn zeitgleich mit den höheren Aktiennotierungen streben viele Anleger gerade nach Sicherheit, sprich nach deutschen Staatsanleihen. Durch die schlechte Haushaltslage der Euro-Peripherieländer profitieren die deutschen Schuldtitel von der Risikoaversion der Investoren. Dennoch entfalten solche Probleme nach herrschender Ansicht nur zwischenzeitliche Bremswirkungen am Parkett. Deshalb empfiehlt unter anderem die Baader-Bank ihren Anlegern, kurzfristige Korrekturen als Einstiegsmöglichkeit zu nutzen.

Eine solche Mini-Korrektur hatte sich beispielsweise letzten Donnerstag eingestellt. Die Schuldenkrise meldete sich zurück, die irischen Staatsschulden sorgten für schlechte Stimmung am Parkett. Wer den Iren dennoch vertraut und mutig ist, erhält als Lohn gut 8,5 Prozent Rendite für die irischen Schuldtitel. Für Verwirrung sorgte auch die Ankündigung einer weiteren Straffung der chinesischen Geldpolitik – offensichtlich eine direkte Reaktion auf das Vorgehen der US-Notenbank. Doch die Anleger haben Angst, dass das Reich der Mitte zu stark auf die Bremse treten und damit das Wachstum abwürgen könnte. Die Chinesen selbst sahen das dagegen ganz entspannt: In Shanghai nutzte man die schwächeren Kurse nach der Zinserhöhung unverzüglich zu Nachkäufen.

Bulle & Bär

Es wird weiter nach oben gehen – darin sind sich die Experten fast einhellig einig. Nach Ansicht der M.M.Warburg ist der Fall der 7000er Marke im DAX nur noch eine Frage von wenigen Wochen, weshalb auch die Profis der Commerzbank an schwächeren Tagen zur Aufstockung der Aktienquote raten. Als "vorweggenommene Jahresendrallye" bezeichnen die Strategen der LBBW den gegenwärtigen Kursaufschwung. Auch die Charttechniker der HSBC Bank nehmen nun die 7000 DAX Punkte ins Visier. Für die Analysten scheint also das Jahresende fast schon Geschichte zu sein. Die Warburg Research schielt bereits auf 2011. Bis auf 8000 Punkte reiche das Kurspotenzial beim deutschen Leitindex nach Ansicht der Strategen.

Unterdessen schleicht sich der DAX weiter nach oben. Im Vorwochenvergleich blieben zwar lediglich 20 Pluspunkte übrig, doch ernsthafte Korrekturen waren ebenfalls nicht zu beobachten. Es kommt also weiterhin frisches Geld in den Markt, der Aufwärtstrend im Krebsgang dürfte sich damit fortsetzen. Die Gefahren, die von der desolaten US-Konjunktur ausgehen, sind für die Anleger zum jetzigen Zeitpunkt offensichtlich zu wenig quantifizierbar, als dass sie den fahrenden Börsenzug noch vor dem Jahreswechsel zum Entgleisen brächten. Dieses Problem dürfte auf 2011 vertagt werden. Bis zur psychologisch bedeutsamen 7000er Marke sind es nur noch rund 250 Punkte, das sollte in den restlichen Tagen bis zum Weihnachtsfest machbar sein – wenn auch nur in Trippelschritten.

Eckdaten zum 11. November 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (11. 11., 12.25 h)
6740 Punkte
Dow Jones (10. 11. Schluss)
11.357 Punkte
Gold (Feinunze)
1413,60 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,11%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,87%
1,30% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,36%
1,75% (SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.