Gesundheitspolitik

Totsparen

Peter Ditzel

Das AMNOG wird man nicht mehr aufhalten können. Ein Tsunami an Ertragsverlusten rollt auf die Apotheken zu. Mindestens 200 Mio. Euro werden die deutschen Apotheken jährlich verkraften müssen, die voraussichtlichen Kürzungen der Großhandelsrabatte noch nicht mit eingerechnet. Warum trifft es die Apotheken so heftig, während sich der Krankenhausbereich und die Ärzte auf einen erklecklichen Zuwachs freuen können? Warum soll, muss gerade im Bereich der Apotheke so überproportional viel gespart werden? Warum haben wir der Politik und der Öffentlichkeit nicht deutlich machen können, welche enorme Versorgungsleistung die Apotheke für vergleichsweise geringe Kosten erbringt? Nur 2,6% der Gesamtausgaben der GKV (etwas mehr als 4 Mrd. Euro) gibt unser Gesundheitssystem für die Apothekenleistung aus. Die Verwaltungskosten der Kassen lassen wir uns dagegen rund das Doppelte kosten! Was stimmt da nicht in unserem System?

Die Rabatte und Einkaufskonditionen im verschreibungspflichtigen Bereich wurden uns bereits beschnitten. Im Hilfsmittelsektor arbeiten wir schon lange ohne Ertrag. Selbst die Bereiche im Apothekensystem, in denen wir als Kaufleute agieren sollen (OTC-Arzneimittel), aus denen wir trotz eines gnadenlosen Preiswettbewerbs Erträge schöpfen sollen, wird uns um die Ohren gehauen – die letzte Plusminus-Sendung ist ein Beispiel dafür. Es gebe keinen Grund, warum sich Apotheker auf Kosten der Verbraucher bereichern können sollten, das sei allgemein in der Marktwirtschaft nicht üblich, meinte Haucap, der Chef der Monopolkommission. Was heißt hier "bereichern"? Wie würde Haucap die Preisgestaltung bei Gas- und Stromkonzernen bezeichnen? Sollen wir nur noch die billigsten OTCs anbieten, an denen wir fast nichts mehr verdienen?

Die Schizophrenie im System: Während AMNOG, Krankenkassen und Rabattverträge, der Wettbewerb und Einrichtungen wie die Monopolkommission den Apotheken immer stärker das Wasser abgraben wollen, wird den Apotheken auf der anderen Seite immer mehr abverlangt: mehr Beratung, auch im Namen der Kassen (Rabattverträge!), mehr Qualität (QMS), mehr gutes und (zu Recht) gut bezahltes Personal, mehr Service, mehr EDV und mehr Auflagen durch die Betriebsordnung. Die Anforderungen sind mit Sicherheit richtig, aber sie müssen finanzierbar bleiben. Soll die Apotheke zum Nulltarif arbeiten oder sich gleich totsparen?


Peter Ditzel

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