Management

Der Apotheker auf der Suche nach Lebenssouveränität

Persönlichkeitsorientiertes Selbst- und Zeitmanagement

Ein Apotheker sollte sich Ziele setzen, Prioritäten festlegen, den Aufwand zur Zielerreichung festlegen und dann mit überschaubarem Aufwand in die Umsetzung gelangen. Dies gelingt mit einem Selbst- und Zeitmanagement, das auf die Persönlichkeitsstruktur des Apothekers abgestimmt ist.

Verschiedene Persönlichkeitstypen

Apothekerin Gisela Schmitz kommt begeistert von einem Seminar zurück. Dort hat sie Zeitmanagementtechniken kennengelernt, die ihr helfen sollen, sich selbst besser zu führen. Denn nur wer sich selbst führen kann, ist in der Lage, andere Menschen zu führen, nämlich das Apothekenteam. Neugierig und offen für die Techniken stürzt sie sich in die Umsetzung: ABCP-Methode, Störquellenanalyse, Zeitdiebe fangen, ALPEN-Methode, effektivere Lesetechniken und und und …

Doch schnell merkt sie: Diese Selbstmanagementtechniken behindern sie mehr als sie ihr nutzen. Die kreative Individualistin erträgt es nicht, sich in ein enges Zeitkorsett einbinden zu lassen. Sie benötigt zwar Planungstechniken, aber immer zugleich einen Zeitpuffer und Zeitreserven, um ihre spontanen Ideen ausprobieren zu können.

Ganz anders der Apotheker Herbert Müller: Die im Umgang sehr dominante und funktional arbeitende Führungskraft glaubt, sich immer durchsetzen, alles allein erledigen und stets im Machtkampf behaupten zu müssen. Für ihn wäre es wichtig, sich mit dem Selbstmanagementthema "Delegation" zu beschäftigen, um auf diese Weise zu lernen, Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung abgeben zu können und den Mitarbeitern das nötige Vertrauen entgegenzubringen.

Apothekerin Petra Rosauer schließlich legt Wert auf ein harmonisches Betriebsklima und eine Stimmung, in der sie den Mitarbeitern in einer vertrauensvollen Atmosphäre begegnen kann. Das Problem: Aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur ist sie nicht in der Lage, beizeiten energisch "Nein" zu sagen und die eigenen Ziele und Belange vordringlich zu behandeln. Zuerst einmal kümmert sie sich um das aktuelle Problem des Mitarbeiters – erst dann denkt sie auch einmal an sich.

Lebenssouveränität gewinnen

Die Beispiele zeigen: Selbst- und Zeitmanagementtechniken haben keinen Wert und Nutzen an sich. Es geht nicht allein darum, Zeit zu sparen oder sich selbst besser zu führen, sondern darum, die Prozesse in Leben und Beruf besser zu gestalten und Lebenssouveränität zu gewinnen.

Hinzu kommt: Welche Selbstmanagementstrategien und Zeitmanagementmethoden ein Apotheker einsetzen sollte, ist stets von der Persönlichkeitsstruktur abhängig:

  • Die kreative Individualistin Gisela Schmitz müsste zunächst einmal erkennen, dass es ihr Schwierigkeiten bereitet, die Zeit, die sie für die Erledigung anfallender Arbeiten benötigt, angemessen einzuschätzen.

  • Der dominante Chef Herbert Müller sollte seinen auf Durchsetzung und Effizienz fokussierten Führungsstil reflektieren und seinen Hang zur Perfektion hinterfragen – dann ist er vielleicht zur Delegation in der Lage und bereit, Mitarbeitern Vertrauen zu schenken.

  • Die balanceorientierte, auf Fürsorge bedachte Petra Rosauer sollte ihre Unfähigkeit, Nein zu sagen, erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen.

Drei Schritte zum Erfolg

Der Weg zu einem persönlichkeitsorientierten Selbst- und Zeitmanagement umfasst drei Schritte.


Schritt 1: Persönlichkeitsstruktur analysieren. Unter den zahlreichen Möglichkeiten, die Persönlichkeit zu analysieren und einzuschätzen, haben sich die sogenannten "limbischen Persönlichkeitstypen" bewährt. Demnach basieren unser Verhalten, unsere Entscheidungen, unsere Wahrnehmung, unser Motivations- und Emotionssystem sowie unsere Persönlichkeit insgesamt auf drei Urprogrammen, den limbischen Instruktionen. So kommt es zu drei Ausprägungen, die sich jeweils mit typischen Aussagen beschreiben lassen:

  • Balanceverhalten: Hier dominieren das Sicherheitsdenken und das Harmoniestreben: "Vermeide jede Veränderung."

  • Dominanzverhalten: Bestimmend sind Machtwille und Autonomiestreben: "Setze dich durch und vergrößere deine Macht."

  • Stimulanzverhalten: Kreativität und Spontaneität stehen im Vordergrund: "Suche nach Abwechslung."

Unsere drei fiktiven Apotheker könnten mithilfe eines Fragebogen-Checks oder durch Selbstbeobachtung einzuschätzen versuchen, welches Verhalten bei ihnen vorherrscht.


Schritt 2: Selbstmanagement und Persönlichkeit in Übereinstimmung bringen. Natürlich verfügt jeder Mensch über alle drei Anteile aus den Bereichen Dominanz, Stimulanz und Balance. Auch der kreativste Mensch hat einen Balanceanteil, selbst der bewahrungswilligste Mensch einen, wenn auch nur gering ausgeprägten, Hang zur Dominanz.

Nehmen wir als Beispiel den sicherheitsorientierten Menschen, den es nach Stabilität verlangt und der bereits morgens auf dem Weg in die Apotheke wissen will, welche Herausforderungen und Aufgaben ihn erwarten. Für ihn ist es sinnvoll, regelmäßig eine Störquellenanalyse durchzuführen, um seinen Zeitdieben auf die Spur zu kommen. Dabei wird er wahrscheinlich feststellen, dass er bei Problemen im Apothekenteam allzu oft die Schuld bei sich selbst sucht, sich zu bescheidene Ziele setzt und unter einer Entscheidungsschwäche leidet.

Er sollte es daher vermeiden, seinen Tagesablauf allzu penibel vorzubereiten, und sich Freiräume gönnen. Letztendlich muss er sich mit dem Phänomen auseinandersetzen, dass er als sicherheitsorientierter Mensch seine Zeit zwar genau planen muss, dabei jedoch nicht übertreiben darf. Handelt er nicht so, besteht die Gefahr, dass seine Maßnahmen zum Selbstmanagement das Gegenteil dessen bewirken, was in seiner Absicht lag, und ihn daran hindern, bessere Ergebnisse in Leben und Beruf zu erreichen.


Schritt 3: Konsequenzen für die Mitarbeiterführung bedenken. Ähnlich differenzierende Aussagen lassen sich bei den anderen Persönlichkeitstypen treffen: Der entdeckungsfreudige Kreative und der tolerant-offene Typ brauchen ein zielführendes Selbstmanagement und eine Methodik, die es ihnen erlaubt, Prioritäten zu setzen. Ansonsten versinken sie im Chaos. Zugleich müssen sie aufpassen, dass diese Methoden ihre Kreativität und Offenheit nicht ersticken.

Der Zusammenhang zwischen Selbstmanagement und Persönlichkeitsstruktur stellt sich noch komplexer dar, sobald man die Führungsaufgaben des Apothekers einbezieht. Denn wenn der Apotheker zum Beispiel als disziplinierter Faktenmensch auf die Einhaltung von Zeitplänen dringt, werden die Kreativen im Apothekenteam kaum damit zurechtkommen.

Fazit

Zeitmanagement heißt, Zeit freizuschaufeln, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Selbstmanagement bedeutet, sich weiter zu entwickeln. Persönlichkeitsorientiertes Selbst- und Zeitmanagement unterstützt den Apotheker dabei, diejenigen Strategien, Methoden und Techniken zum Selbst- und Zeitmanagement einzusetzen, die zu seinem Charakter und seiner Mentalität passen und letztendlich zu seiner Persönlichkeitsentwicklung beitragen.


Dr. Michael Madel, freier Autor und Kommunikationsberater

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