Wirtschaft

DAX: Erholung überzeugt nicht

Probleme in Griechenland setzen Euro und DAX weiterhin unter Druck

(hps). Sie werden gerettet – oder auch nicht. Gerettet – oder nicht Börsianer spielen das Gänseblümchenspiel. Zwar erholte sich der DAX nach dem sich abzeichnenden Beistand der Euro-Länder für Griechenland etwas, doch die Kursgewinne fielen insgesamt mager aus. Auch der Euro konnte nach seinen Verlusten nur wenig Boden gut machen. Ein Hinweis darauf, dass die Pessimisten schon bald wieder das Zepter schwingen?

Die Lehman-Pleite vom Herbst 2008 war ein harter Brocken. Nun gibt es ein neues Sorgenkind: Griechenland. Die Schulden der Hellenen betragen 290 Milliarden Dollar – mehr als doppelt so viel wie bei Lehman. Freilich, die Profis gehen davon aus, dass sich schon irgendein Dukatenesel Richtung Athen aufmachen wird – was bleibt auch schon anderes übrig. Aber ist damit die Krise tatsächlich bereinigt? Oder droht am Ende doch ein Dominoeffekt? Und wenn nun die europäische Staatengemeinschaft das Geld aufbringen soll, werden dann noch genügend Mittel übrig sein, um die Konjunktur auch weiterhin zu stützen? Auch wenn man auf diese Fragen am Parkett keine Antworten parat hat, eines ist allen Beteiligten klar: Das Thema Staatsbankrott wird nicht über Nacht verschwinden. Und das reicht denn auch völlig aus, um den Optimisten die Laune zu verderben. Was bleibt, ist die "Rettungsphantasie", die Spekulation auf den Dukatenesel. Doch die Löcher in den Haushalten bleiben, die Schulden werden nur wieder einmal verlagert.

Das scheint auch die jüngste Kursentwicklung am Frankfurter Parkett zu belegen. Dem DAX wollte – trotz der sich abzeichnenden Hilfsaktionen – die Rückkehr auf die Erfolgsspur nicht gelingen. Griechenland könnte für die Pessimisten nur ein Alibi gewesen sein, wird vermutet. Weitere Hiobsbotschaften könnten folgen. Das dürfte auch der Kursverlauf des Euro zu belegen. Die Gemeinschaftswährung liefert bislang keinerlei Hinweis auf eine Bodenbildung.

Der Wochenausblick aus Sicht der Experten

An Selbstbewusstsein mangelt es den Profis jedenfalls nicht, das muss man schon zugeben. "Große Spieler wie Deutschland werden den Griechen schon helfen und die Situation wird sich von selbst abkühlen", so lautet eine weit verbreitete Meinung zum Thema Staatsbankrott. Die Quartalsergebnisse der Unternehmen seien insgesamt ermutigend gewesen und die Akteure würden sich schon bald wieder den Aktien zuwenden. Nach Ansicht von Großinvestoren wie der Generali Investments sollten nun die verbesserten Fundamentaldaten immer mehr institutionelle Anleger unter Zugzwang setzen, auf den Börsenzug aufzuspringen. Einen weiteren Beleg für die noch immer überaus positive Stimmung liefert eine Umfrage der Bank of America Merrill Lynch unter den weltgrößten Fondsmanagern, wonach viele Profis aktuell erstmals wieder höhere Risiken eingehen. Mehr als die Hälfte der Profis verzichtet demnach auf eine Absicherung gegen einen eventuellen Kursrutsch. Pessimisten sehen allerdings gerade in der mangelnden Absicherung die Gefahr einer kräftigen Abwärtsbewegung.

Diese Ansicht vermag die Hamburger Sparkasse nicht zu teilen. Sie hält den jüngsten Kursrückgang für übertrieben und macht dafür "Spekulanten" verantwortlich. "Temporäre Störung" nennen die Hanseaten das Ganze, die denn auch schon bald mit einer Kurserholung rechnen. Die optimistische Grundhaltung begründen einige auch mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, das bei den DAX-Titeln inzwischen auf 12 zurückgegangen ist. Das sei nicht teuer, meinen die Profis, räumen aber immerhin ein, dass die dabei zugrunde gelegten Gewinnschätzungen doch gewisse Unsicherheiten mit sich brächten.

So scheint man am Parkett die jüngsten Kursrückgänge mit einer gewissen Gelassenheit zu betrachten. Im schlimmsten Fall spekulieren manche auf einen Test des gleitenden 200-Tage-Durchschnitts, der derzeit bei rund 5400 Punkten verläuft. Der gleitende 200-Tage-Durchschnitt erwies sich in der Vergangenheit häufig als markante Unterstützungslinie.

Unterdessen fühlen sich die Charttechniker in ihrer pessimistischen Einschätzung bestätigt. Bei fallenden Kursen ist derzeit eine deutliche Zunahme der Umsätze zu beobachten, während in den kleinen Erholungsphasen das Volumen rapide zurückgeht. Für technische Analysten ein Horror. Die Experten der BHF-Bank sprechen inzwischen gar von einem längerfristigen Abwärtstrend und empfehlen den Anlegern, in Erholungsphasen hinein zu verkaufen. Den DAX sehen sie bis Mai bei 4550 Punkten.

Die griechische Tragödie

Mitte letzten Jahres sah alles noch halbwegs normal aus. Die griechische Regierung bezifferte ihre Verschuldung zwar auf 6 Prozent – erlaubt sind laut Maastricht-Vertrag nur 3 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) – doch vor dem Hintergrund der Finanzkrise erschien dies noch tragbar. Nach der Wahl im Oktober stellte sich dann heraus, dass die Verantwortlichen jahrelang die Statistiken gefälscht hatten. Die neue Regierung korrigierte die Angaben über das Defizit auf knapp 13 Prozent nach oben. Und nun drängt die Zeit, denn rund 10 Prozent der öffentlichen Schulden stehen im April und Mai dieses Jahres zur Refinanzierung an. Käufer für die neuen Anleihen müssen gefunden werden. Das schlechte Kredit-Rating fordert jedoch massive Risikoaufschläge, so dass an vernünftige Finanzierungskonditionen nicht zu denken ist.

Also zogen die Griechen gen Brüssel mit einem ambitionierten Sparprogramm im Gepäck. Bis 2013 soll das Defizit von derzeit 13 auf 2 Prozent des BIP gesenkt werden. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Das hat bisher kaum ein Land geschafft. Parallel dazu sollen die Steuern massiv erhöht werden. Doch die Chancen für diesen patriotischen Kraftakt stehen schlecht. Lohnkürzungen und ein Einstellungsstopp im Staatsdienst treiben bereits Bedienstete aus Ministerien, Ämtern, Schulen, der Bahn, Krankenhäusern und der Flugsicherung auf die Straße. Aus eigener Kraft werden es die Hellenen wohl nicht schaffen. Die finanzstarken Euro-Staaten werden einspringen müssen. Auch Kreditgarantien durch die Europäische Zentralbank (EZB) sind im Gespräch. Nicht nur für Griechenland, sondern wohl auch Portugal, Spanien und Irland. Ein neues Risiko für die Finanzmärkte, in Ausmaß und Dauer schlecht zu quantifizieren. Für den Euro kann das nichts Gutes bedeuten. Die Gemeinschaftswährung gilt als überbewertet. Das könnte die Dollar-Kreditströme gefährden und damit auch die Liquiditätszufuhr an den Börsen bremsen.

Eckdaten zum 11. Februar 2010
(alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (11. 2., 11.30 h)
5.548 Punkte
Dow Jones
(10. 2. Schluss)
10.038 Punkte
Gold (Feinunze)
1.078,15 Dollar
Tagesgeld 5.000 € (Durchschnitt)
1,21%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,85%
1,60%
(Netbank AG)
Festgeld 12 Monate
(Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,37%
1,60%
(Mercedes-B. Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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