Praxis aktuell

Eine fundierte Entscheidungshilfe

Apothekerin Petra Liekfeld, Inhaberin der Keltermann Apotheke in Saarbrücken und Mitglied der Fachgruppe Dermokosmetik der GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. ist eine der federführenden Autorinnen der neuen Leitlinie "Dermokosmetika gegen Hautalterung". Mit ihr sprachen wir über die Möglichkeiten der Umsetzung der Leitlinie in der Apotheke.
Die Leitlinie in der Praxis Apothekerin Petra Liekfeld sieht in der Leitlinie "Dermokosmetika gegen Hautalterung" eine Hilfestellung für die Beratung.
Foto Petra Liekfeld
DAZ: Wie schätzen Sie persönlich die Bedeutung der neuen Leitlinie für die Kosmetik-Beratung in der Apotheke ein?

Liekfeld: Unsere Haut altert sichtbar in unterschiedlichen Ausprägungen und – je nach Veranlagung und persönlichem Verhalten – unterschiedlich schnell und intensiv. Für nahezu jedes Problem der alternden Haut bietet die kosmetische Industrie einen Lösungsvorschlag an. Diese Vielfalt führt jedoch auch zu einem gewissen Maß an Unübersichtlichkeit bis hin zur Unsicherheit. Die Leitlinie soll hier eine Hilfestellung bieten. Wir haben darin zum einen die morphologisch-physiologischen Grundlagen der Hautalterung herausgearbeitet, zum anderen die Anti-Aging-Wirkstoffe entsprechend den verfügbaren Wirksamkeitsnachweisen in Kategorien eingeteilt. Dies soll den Apotheker auch bei neuen Produkten anregen, die jeweiligen Testverfahren kritisch hinsichtlich eines wissenschaftlich haltbaren Wirksamkeitsnachweises zu hinterfragen. Dem Apotheker steht mit der Leitlinie eine fachlich fundierte Entscheidungshilfe zur Verfügung, mit der er sein Wissen in Bezug auf die altersbedingten Hautveränderungen sowie die zur Verbesserung der Hautsituation empfohlenen Wirkstoffe auffrischen kann. Die Leitlinie ist kein Dogma, sondern ein Gerüst, das uns bei unserer täglichen Arbeit mit Kosmetika in der Offizin unterstützen soll. Zu bedenken gilt, dass der Kosmetikbereich stark von Marketingaussagen bestimmt wird und der Kunde mitunter ein bestimmtes Produkt kaufen möchte, das gerade neu auf den Markt gekommen ist oder stark beworben wird.

DAZ: Warum kann es – auch für kleinere Apotheken – sinnvoll sein, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Kosmetik-Beratung verbessert werden kann?

Liekfeld: Zum einen kann eine fundierte Kosmetikberatung in der Apotheke eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Prävention von Erkrankungen spielen. Denn der Apotheker hat in meinen Augen eine wichtige Screening-Funktion, wenn es um die Abgrenzung von kosmetischen Anliegen zu dermatologischen Problemen geht. So habe ich beispielsweise erlebt, dass eine Kundin mit einer ausgeprägten Rosacea den Wunsch nach einer "Creme gegen ihre Pickel" äußerte. Zum anderen nimmt das Kosmetiksortiment unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten mittlerweile in vielen Apotheken einen hohen Stellenwert ein und bedeutet ein zusätzliches Standbein.

Kosmetika gehören aus meiner Sicht zur Abrundung des Sortiments. Die zahlreichen dermatologischen Patienten in einer Apotheke bedürfen nicht nur der Behandlung ihrer Hauterkrankungen, sondern auch der unterstützenden Hautpflege. So benötigen ganz besonders Atopiker, Psoriatiker oder Allergiker – kurz gesagt, alle Patienten mit einer sehr empfindlichen Haut – eine besondere kosmetische Zuwendung. Aber auch dem hautgesunden, pflegebewussten Kunden können wir ein Kosmetiksortiment von optimalem Preis-Leistungsverhältnis anbieten.

DAZ: Wie kann eine gute, strukturierte Kosmetik-Beratung aussehen?

Liekfeld: Das von mir entwickelte Beratungsschema gliedert sich in drei Phasen: Erstens in die Phase der Orientierung, diese habe ich "Fragen und Betrachten" genannt. Dabei sollte die Frage "Welchen Hauttyp haben Sie?" vermieden werden! Es ist unsere Aufgabe, den Hauttyp und den aktuellen Hautzustand zu ermitteln und natürlich den genauen Kundenwunsch zu erfragen.

In der zweiten Phase, der Optimierungsphase, treffen wir die gezielte Produktauswahl. Dabei ist es nach meiner Erfahrung erforderlich, die speziellen Hautbedürfnisse mit dem Kundenwunsch in Einklang zu bringen.

In der dritten Phase, der Empfehlungsphase, werden das oder die Produkte dann präsentiert. Dabei sollten Anwendungshinweise und möglichst auch sinnvolle Zusatzempfehlungen gegeben werden. Dazu gehören beispielsweise die Empfehlung von die gewünschte Wirkung abrundenden Zusatzprodukten, gezielte Nahrungsergänzungsmittel oder ggf. der Hinweis auf Kosmetik-Behandlungen in der Apotheke.

Bei den einzelnen Punkten des Beratungsschemas habe ich bewusst auf die Ausformulierung von – insbesondere offenen – Fragen verzichtet. Ich vertrete die Meinung, jeder Beratende muss seine eigenen Worte finden, um dem Kunden gegenüber authentisch und damit überzeugend und keinesfalls überredend zu wirken.

DAZ: Frau Liekfeld, wir danken Ihnen für das Gespräch!

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