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Fachmedien kurz rezensiert
Lehrbuch für die geriatrische Medizin
Die Medizin des alternden und betagten Menschen war im 18. und 19. Jahrhundert eine Domäne der deutschsprachigen Medizin. Beispielhaft seien Hufeland oder Canstatt genannt. Eine Unterbrechung erfolgte durch den Jugendlichkeitswahn des "Dritten Reiches". Nach dem 2. Weltkrieg begann stückweise in der Bundesrepublik wieder der Aufbau einer auf den alten Menschen ausgerichteten Medizin. Diese erfolgte in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich, und erst 1990 einigte man sich auf eine flächendeckende klinische geriatrische Versorgung, was aber keineswegs eine einheitliche Aus- und Fortbildung für den Studenten bzw. Mediziner bedeutete. Die Zusatzbezeichnung "Klinische Geriatrie" brachte dann eine Standardisierung für die klinische Weiterbildung. Die studentische Ausbildung fehlte aber. Die letzte Novelle der Approbationsordnung nahm nun das Fach "Medizin des Alterns und des alten Menschen" in das Medizinstudium auf, aber spezifische Inhalte oder sogar eine Standardisierung für die Ausbildung der Medizinstudenten liegen nicht vor. In diesem Sinne ist Herrn Prof. Dr. Dr. Kolb und Herrn Dr. Leischker zu danken, dass sie den Versuch unternommen haben, eine solche Standardisierung für die Medizinerausbildung auf den Weg zu bringen.
Das Buch ist übersichtlich geordnet und für den Studenten zum Nachschlagen geeignet. Die Inhalte orientieren sich an einer Rahmenempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie auf der Grundlage einer Erhebung bei den jetzt tätigen Hochschullehrern oder Lehrbeauftragten in der Alterns- und Altersmedizin. Ein ausführliches, kapitelweise geordnetes Literaturverzeichnis und ein ausgiebiges Abkürzungsverzeichnis runden die ausgezeichnete Übersichtlichkeit und Brauchbarkeit des Buches ab. Hier wird deutlich, dass die Herausgeber langjährig in der Geriatrie tätig sind und ihre große Erfahrung auf diesem Gebiet bei der Gestaltung des Buches mit einbringen. Ausgehend von der Demographie werden über die geriatrischen Syndrome und Gebrechlichkeit dann auf spezifische Krankheitsbilder und Besonderheiten in der Physiologie und Pathologie eingegangen. Besonders gut gefällt mir persönlich, dass dem zahnmedizinischen Aspekt ein eigener Abschnitt gewährt wird.
Einige Kapitel kommen aber im Hinblick auf die Bedeutungen der Geriatrie zu kurz. Beispielhaft sei hier die Medikation im Alter und ihre damit verbundenen Probleme (z. B. Polymedikation) angesprochen. Auch dem für die Geriatrie so wichtigen Thema "Multimorbidität" wird man nicht ausreichend gerecht. Hier ist zu wünschen, dass man sich nicht zu sehr an den Vorstellungen der jetzigen Lehrtätigen orientiert, sondern mehr an der täglichen Praxis ausgerichtet hätte. Diese Kritik ändert nichts daran, dass jeder, der mit der Lehrtätigkeit zu tun hat, im vorliegenden Buch alle einschlägigen wichtigen Themen für die Geriatrie findet.
Nicht nur für den Studenten sondern auch für den bereits tätigen Mediziner ist dieses Buch eine ausgezeichnete Basis zum Einstieg in geriatrisches Denken. Deshalb sollte "Medizin des alternden Menschen" auch in die Bibliothek jedes an Altersfragen interessierten Arztes gehören.
Für die Lehrenden an den Universitäten liegt nun erstmals eine Orientierung für ihren Unterricht vor, an der sicherlich noch weiter gearbeitet werden muss. Dazu gehört aber, dass dieses Buch eine Weiterverbreitung findet, eine entsprechende Diskussion auslöst und bald eine zweite Auflage erscheint. Das Buch versucht eine Standardisierung für den studentischen Unterricht in der Altersmedizin, ist aber auch Zeugnis dafür, dass wir uns im deutschsprachigen Raum auf dem Weg befinden, an unsere Medizintradition für den alten Patienten erfolgreich anzuknüpfen.
Prof. Dr. I. Füsgen, Lehrstuhl der Universität Witten-Herdecke
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