Arzneimittel und Therapie

Verbesserter Therapieerfolg mit Telaprevir

Für Hepatitis-C-Patienten, die auf eine Standardbehandlung nicht mehr ansprechen, gibt es eine neue, vielversprechende Therapieoption. Wie in einer aktuellen Studie gezeigt wurde, erhöht die zusätzliche Gabe des Protease-Inhibitors Telaprevir die Heilungsraten.

Der Therapiestandard bei Patienten mit chronischer Hepatitis C besteht aus pegyliertem Interferon (Peginterferon) und Ribavirin, wobei sich die Dauer der Therapie (24 bis 48 Wochen) nach dem Genotyp des Virus richtet. Bei zuvor unbehandelten Patienten mit einem Genotyp 1 (Form der Hepatitis-C-Infektion, die besonders schlecht auf eine Standardtherapie anschlägt) kann dadurch bei rund 40 bis 50% der Betroffenen ein dauerhaftes Ansprechen erreicht werden. Ist diese Behandlung nicht wirksam, kann die Standardtherapie wiederholt werden, allerdings mit äußerst geringen Erfolgsraten. Daher werden neue Wirkstoffe für die Zweit-Linien-Therapie gesucht. Ein vielversprechender Vertreter ist der oral verfügbare Inhibitor der 3/4A (NS3/4A) HCV-Protease Telaprevir (noch nicht im Handel; Hersteller Vertex Pharmaceuticals), mit dem in ersten Untersuchungen deutliche Therapieerfolge erzielt wurden. In einer aktuell publizierten Studie (PROVE3-Studie) wurden Sicherheit und Wirksamkeit einer Telaprevir-basierten Therapie genauer untersucht.

Phase-II-Studie mit 453 Patienten

Für die internationale Studie wurden 453 Patienten ausgewählt, die an einer Hepatitis C vom Genotyp 1 erkrankt waren und bei denen die Standardtherapie mit pegyliertem Interferon und Ribavirin zu keiner dauerhaften Viruselimination geführt hatte. Sie wurden vier Gruppen zugeteilt und erhielten eine der folgenden Therapien (die Ziffern geben die Dauer der Therapie mit Telaprevir [T], Peginterferon [P] und Ribavirin [R] an):

  • T12PR24-Gruppe mit 115 Probanden (12 Wochen Telaprevir, 24 Wochen Peginterferon und Ribavirin)
  • T24PR48-Gruppe mit 113 Patienten (24 Wochen Telaprevir, 48 Wochen Peginterferon und Ribavirin)
  • T24P24-Gruppe mit 111 Teilnehmern (24 Wochen Telaprevir, 24 Wochen Peginterferon)
  • PR48-Gruppe mit 114 Probanden als Kontrollgruppe (48 Wochen Peginterferon und Ribavirin)

Der primäre Studienendpunkt war die anhaltende virologische Antwort (SVR = sustained virologic response; kein Nachweis der Hepatitis-C-Virus-RNA 24 Wochen nach der letzten Medikamenteneinnahme).

Für die einzelnen Gruppen wurden folgende SVR-Raten ermittelt:

  • T12PR24-Gruppe: 51%
  • T24PR48-Gruppe: 53%
  • T24P24-Gruppe: 24%
  • PR48-Gruppe (Kontroll-Gruppe): 14%.

Erhöhte Heilungsraten

Somit konnten die Heilungsraten durch den Zusatz von Telaprevir deutlich erhöht werden. Das relativ schlechte Abschneiden in der T24P24-Gruppe zeigt, dass auf Ribavirin nicht verzichtet werden sollte. Die erhöhten Heilungsraten unter dem Dreierregime (Telaprevir, Ribavirin, Peginterferon) sind allerdings mit einer hohen Nebenwirkungsrate behaftet. So trat bei über der Hälfte der mit Telaprevir behandelten Patienten ein Hautausschlag auf und insgesamt beendeten 15% der mit Telaprevir behandelten Patienten die Therapie frühzeitig gegenüber 4% in der Vergleichs-Gruppe. Da sich die Heilungsraten unter einem 24-wöchigen und 48-wöchigen Dreierregime kaum unterscheiden und die Nebenwirkungen unter der kürzeren Therapie geringer ausfallen, sehen die Studienautoren im T12PR24–Protokoll das derzeit aussichtsreichste Vorgehen nach Versagen der herkömmlichen Standardtherapie mit Peginterferon und Ribavirin.


Quelle

McHutchison J., et al.: Telaprevir for previously treated chronic HCV infection. N Engl J Med 362, 1292 – 1303 (2010).


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

Hepatitis C


Weltweit sind etwa 170 Millionen Menschen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) infiziert. Spätfolgen sind Leberzirrhose, Leberversagen und hepatische Karzinome. In Europa und den USA werden die meisten Lebertransplantationen aufgrund eines HCV-bedingten Leberversagens durchgeführt.

Die Ansteckung erfolgt über kontaminiertes Blut, wobei die Infektion meist durch unsauberes Spritzbesteck beim Konsum von Drogen übertragen wird. Eine sexuelle Übertragung des Virus ist selten, eine Infektion durch Blutprodukte kann heute aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen ausgeschlossen werden.

Die durchschnittliche Inkubationszeit beträgt sechs bis neun Wochen, meist verläuft die akute Infektion asymptomatisch und geht nach etwa sechs Monaten in eine chronische Erkrankung über.

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