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Arzneimittel und Therapie
Vitamin A verbessert die kindliche Lungenfunktion
Chronischer Vitamin-A-Mangel, der weltweit bei rund 190 Millionen Kindern im Vorschulalter und bei 19 Millionen Schwangeren vorliegt, erhöht das Risiko von Komplikationen während der Schwangerschaft und nach der Geburt. Zudem beeinflusst ein Vitamin-A-Defizit die embryonale und postnatale Entwicklung des Säuglings negativ, da das Vitamin beim fetalen Wachstum, der Morphogenese und der Reifung multipler Organe, einschließlich des Respirationssystems eine wichtige Rolle spielt. Die Auswirkungen einer Vitamin-A-Unterversorgung wurden bereits in mehreren Tierversuchen eindrücklich gezeigt. So führt der Mangel unter anderem zu einer Hypoplasie des Lungengewebes und zu einer Verringerung der DNA-Konzentration im Lungengewebe. Daher liegt der Schritt nahe, die Reifung des kindlichen Lungengewebes durch eine Vitamin-A-Substitution zu fördern. Die Vitamin-Gabe muss antenatal erfolgen, da die Reifung der Alveolen in der 36. Schwangerschaftswoche einsetzt und während der Kindheit andauert.
Die Daten der aktuellen Studie gehen auf eine doppelblinde, placebokontrollierte und randomisierte Untersuchung zurück, die Mitte der 90er Jahre in Nepal durchgeführt wurde. Damals erhielten knapp 45.000 Schwangere wöchentlich entweder 7000 μg Retinol-Äquivalente von Vitamin A, 7000 μg Retinol-Äquivalente von Beta-Carotin oder ein Placebo. Die Fragestellung war damals, ob durch eine entsprechende Supplementation die Müttersterblichkeit gesenkt werden kann (Anmerkung: Die Gabe von Retinol oder Beta-Carotin führte zu einer deutlichen Abnahme der mütterlichen Sterblichkeit).
Aus dieser Studienpopulation wurden nun neun bis dreizehn Jahre später 1658 Kinder ausgewählt, deren Mütter damals Retinol, Beta-Carotin oder ein Placebo eingenommen hatten. Bei 1371 von ihnen wurden zwischen Oktober 2006 und März 2008 Lungenfunktionsmessungen (FEV1 = Einsekundenkapazität und FVC = forcierte Vitalkapazität) durchgeführt. Nach Berücksichtigung von Alter, Größe, Geschlecht, Body-Mass-Index, Monat der Messung, sozialer Klasse und dem individuellen Spirometer-Gebrauch konnten folgende Aussagen getroffen werden:
- Bei Kindern, deren Mütter Vitamin A erhalten hatten, waren FEV1 und FVC signifikant höher als bei den Kindern, deren Mütter ein Placebo eingenommen hatten (FEV1 + 46 ml; FVC + 46 ml; das entspricht jeweils einer Zunahme von 3%).
- Kinder, deren Mütter Beta-Carotin erhalten hatten, wiesen ähnliche Werte für FEV1 - und FVC auf wie die Kinder, deren Mütter ein Placebo erhalten hatten, das heißt, Beta-Carotin hatte keinen relevanten Einfluss auf die Lungenreifung (FEV1 +14 ml; FVC + 17 ml).
- Das Ausmaß der verbesserten Lungenfunktion in der Vitamin-A-Gruppe stieg linear mit den mütterlichen Retinolkonzentrationen im Serum.
Quelle Checkley W., et al.: Maternal vitamin A supplementation and lung function in offspring. N Engl J Med 362, 1784 –1794 (2010).
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
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