Aus der Hochschule

Lange Nacht der Wissenschaft

An jedem ersten Freitag im Juli laden die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie weitere Hochschul- und Forschungseinrichtungen in Halle zur Langen Nacht der Wissenschaft ein. Auch in diesem Jahr gab es am 2. Juli wieder viele attraktive Angebote für die Öffentlichkeit.
Prof. Dr. Wolfgang Sippl

Am Institut für Pharmazie hatten Studenten und Mitarbeiter Führungen durch das Haus, Experimente und eine Posterausstellung vorbereitet, um den Besuchern einen Einblick in das breite Leistungsspektrum von Forschung und Lehre zu geben. Studenten des 3. und 4. Studienjahres referierten auf einer Fortbildungsveranstaltung mit dem Titel "Aus der Universität für die Praxis" über den Stoff in ihren Wahlpflichtfächern.

Begrüßt wurden Referenten und Zuhörer vom gerade neugewählten Institutsdirektor Prof. Dr. Wolfgang Sippl sowie dem Präsidenten der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, Gerd Haese. Beide zeigten sich erfreut über die Einsatzbereitschaft der Studenten und die Möglichkeit, auf diesem Weg die enge Verbindung von Theorie und Praxis, von Hochschule und Apotheke zu demonstrieren.

Eine Arbeitsgruppe berichtete über Untersuchungen zur Stabilität von autoklavierten Morphinzubereitungen. In einer Versuchsreihe hatte sie nach dem möglichen Abbauprodukt Pseudomorphin gefahndet und dessen Nachweismöglichkeit in Gegenwart von Morphin und Bupivacain optimiert. Dabei zeigte sich, dass beim Autoklavieren von Morphinzubereitungen keine Umwandlung zu Pseudomorphin erfolgt. Demnach kann eine Apotheke solche Zubereitung zentral für den Stationsbedarf herstellen.

Eine andere Gruppe analysierte die Arzneimitteltherapie eines nierentransplantierten Patienten, der neben Immunsuppressiva zehn weitere Arzneimittel erhalten hatte. Dabei stellte sich insbesondere die Medikation mit Tacrolimus und Methylprednisolon als problematisch heraus, da Letzteres durch CYP3A4-Induktion die Tacrolimus-Konzentration senkt. Dieses Beispiel zeigt, dass Arzt und Apotheker gemeinsam die Arzneitherapie optimieren sollten.

Diese Pharmaziestudierenden bildeten Apotheker fort. Rechts Prof. Dr. Charlotte Kloft.
Fotos: AK Sachsen-Anhalt

Mit nicht standardisierten, vorrangig dermatologischen Individualrezepturen, die in Sachsen-Anhalt zusammengetragen wurden, befassten sich zwei Studenten. Sie stellten fest, dass 44% der Rezepturen fehlerhaft waren. Entgegen den Erwartungen waren die Hauptprobleme nicht galenischer, sondern pharmakologischer Art, d. h. sie betrafen die verordneten Wirkstoffe. Im Ergebnis der detaillierten Analyse forderten die Studenten eine enge Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker, um wirksame und gemeinsam akzeptierte Alternativvorschläge für die dermatologische Praxis zu erarbeiten.

Gastroretentive Systeme, d. h. Arzneizubereitungen mit einer hohen Verweildauer im Magen, waren das Thema einer anderen Arbeitsgruppe. Sie testete vergleichend das Wassereindringungsvermögen sowie das Schwimmverhalten von Matrixtabletten und Membrantabletten desselben Arzneistoffs bei unterschiedlichen pH-Werten. Die Ergebnisse helfen, Arzneiformen zu entwickeln, die länger im Magen verweilen, was bei bestimmten Therapien erwünscht ist.

Zwei Studentinnen führten eine Literaturrecherche zu Kohlenmonoxid (CO) und dessen Wirkungen auf den Organismus durch. CO ist zwar sehr giftig, aber es kann auch – ähnlich wie Stickstoffmonoxid – als Botenstoff fungieren. Es wird im Körper beim Abbau von Häm-Verbindungen freigesetzt und wirkt über cGMP vasodilatativ und antithrombotisch. Zudem existieren im Gehirn von Säugetieren CO-bindende Strukturen. In Tierversuchen schützte das Molekül vor Darmentzündungen. Möglicherweise werden in Zukunft Therapien auf der Grundlage von CO entwickelt.

Aufgabenstellung für eine weitere Studentengruppe war die Charakterisierung des Enzyms LysN. Diese Endopeptidase ist ein Hilfsmittel zur Analyse des Proteoms, d. h. der Gesamtheit der Proteine eines Organismus. Mittels Gelelektrophorese und Massenspektrometrie wurde verifiziert, dass das Enzym Proteine mit hoher Spezifität am N-Terminus spaltet. Langfristiges Ziel dieser Forschungen ist es, Erkrankungen durch die gezielte Änderung des Proteoms zu therapieren.

Die souverän dargebotenen Vorträge gaben einen interessanten Einblick in die aktuellen Forschungen am Institut für Pharmazie in Halle. Für ihren Einsatz dankte Kammerpräsident Haese allen Referentinnen und Referenten mit einem Blumenstrauß.

Quelle: AK Sachsen-Anhalt

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