Aus Kammern und Verbänden

Stadt Hamm startet Medikationsmanagement

Unter der Leitung der Hammer Amtsapothekerin Dr. Ute Stapel verabredeten heimversorgende Apotheker und Vertreter der Pflegeheime am 14. April 2010 Verbesserungen zur Arzneimittelversorgung der Heimbewohner in Hamm.

In der Stadt Hamm (Nordrhein-Westfalen) gibt es 1761 Pflegeplätze für ältere Menschen. Für die Überprüfung ihrer Arzneiversorgung ist die Amtsapothekerin zuständig. Sie analysiert die Probleme und diskutiert sie im Arbeitskreis "Sozialpharmazie – Arzneimittelsicherheit im ambulanten und stationären Pflegebereich", der laut Beschluss vom November 2004 eingerichtet wurde und einmal jährlich tagt. Im März 2010 diskutierte der Arbeitskreis über

  • unzureichende Dokumentation der Medikationen (nicht vollständig, zeitnah und korrekt),
  • Verwechslungen aufgrund der Verordnung unterschiedlicher Generika,
  • Teilen von Arzneimitteln,
  • unzureichende Kennzeichnung von Arzneimitteln (u. a. Einnahmehinweise) und
  • nicht korrekte Einnahmezeitpunkte.

Im April folgte ein Gespräch der Amtsapothekerin mit Vertretern von 18 heimversorgenden Apotheken und 18 Alten- und Pflegeheimen, in dem ein "Medikationsmanagement" vereinbart wurde: Die Apotheken erstellen eine personenbezogene Arzneimitteldokumentation mit Angaben zu Darreichungsform, Menge und Lieferdaten der gelieferten Arzneimittel sowie die vom Arzt verordnete Dosierung. Einmal pro Quartal gibt das Heim die Arzneimitteldokumentation den Hausärzten zur Kenntnis, die die Medikation ihrer Patienten mit denen der Fachärzte abgleichen. Die Apotheker geben Hinweise zur Einnahme, um Wechselwirkungen der Arzneimittel zu vermeiden.

Farbliches Kennzeichnungssystem

Um den richtigen Umgang mit Arzneimitteln zu verbessern, soll in nächster Zeit in allen Heimen ein Kennzeichnungssystem mit farbigen Punkten auf den Packungen eingeführt werden: Es bedeuten:

  • Gelber Punkt: Arzneimittel nicht zusammen mit der Mahlzeit einnehmen,
  • Schwarzer Punkt: Lichtschutz, z.B. bei Nifedipin, Mitrazepam und Spironolacton.
  • Blauer Punkt: Im Kühlschrank lagern.
  • Roter Punkt: Achtung, bei diesem Arzneimittel ist etwas Besonderes zu beachten, wie z.B. bei der Einnahme von Alendronsäure.

Mit diesem System sollen die Pflegekräfte in den Heimen möglichst schnell erkennen können, wie die Medikamente zu lagern sind (Lichtschutz, Kühlschrank), welcher Einnahmezeitpunkt der richtige ist und welche Vorgaben beim Umgang mit Betäubungsmitteln einzuhalten sind. Das System soll auch in der Pflegefachausbildung berücksichtigt werden.

Pharmazeutische Betreuung

Apothekerin Isabel Waltering erklärte ein Projekt zur Pharmazeutischen Betreuung in Alten- und Pflegeheimen. Im Auftrag des Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit (LIGA.NRW) und im Rahmen einer Promotionsarbeit im Fach Klinische Pharmazie an der Universität Münster analysiert sie die Situation von 76 Heimbewohnern (das Gesamtprojekt umfasst 537 Heimbewohner in Münster, Hamm und den Kreisen Soest und Wesel). Sie erfasst u. a. die Medikationsdaten der Heimbewohner und prüft sie über einen Zeitraum von 18 Monaten auf arzneimittelbezogene Probleme. Bei durchschnittlich 8,4 verordneten Dauermedikationen treten nicht nur Interaktionen auf, es kommen auch Doppelverordnungen, ungeeignete Verordnungen, Dosierfehler und Fehler bei der Dokumentation und Lagerung auf. Wenn Waltering Probleme erkennt, nimmt sie Kontakt mit dem verschreibenden Arzt auf und versucht sie gemeinsam mit ihm zu lösen.

Nach Auffassung von Waltering sind die Kommunikation zwischen Ärzten und Apothekern und die Arzneimittelversorgung an der Schnittstelle von ambulanter und stationärer Therapie – insbesondere an Wochenenden – zu verbessern. In diesem Sinne sind gemeinsame Informationsveranstaltungen für Pflegepersonal, Ärzte und heimversorgende Apotheker geplant.


Dr. Ute Stapel, Hamm

Dr. Udo Puteanus, Münster

Zum Weiterlesen


Arzneimittelsicherheit bei Pflegebedürftigen

DAZ 2008, Nr. 50, S. 53

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