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Arzneimittel und Therapie
Risikopatienten: Blutfette sind meistens schlecht eingestellt
Die Erfolge bei der kardiovaskulären Prävention, die vor allem durch die bessere Früherkennung von Hochrisikopatienten und die konsequente Behandlung beeinflussbarer Risikofaktoren erzielt wurden, werden immer mehr durch Übergewicht, metabolisches Syndrom und Typ-2-Diabetes infrage gestellt. Viele der betroffenen Patienten weisen komplexe Fettstoffwechselstörungen auf, die nicht nur durch erhöhtes LDL- und Gesamtcholesterin gekennzeichnet sind, sondern auch mit erniedrigten HDL-Cholesterin- und/oder erhöhten Triglyceridwerten einhergehen.
Internationale Beobachtungsstudie
Die internationale epidemiologische Beobachtungsstudie DYSIS (Dyslipidemia International Survey) sollte ein realistisches Bild von der Qualität der Lipidtherapie bei mit Statinen behandelten Patienten in elf europäischen Ländern und Kanada liefern. Von den rund 22.000 dokumentierten Patienten stammten 4282 aus Deutschland, davon waren fast 90% als Hochrisikopatienten einzustufen. Knapp 60% hatten bereits eine kardiovaskuläre Erkrankung, über 45% einen Typ-2-Diabetes. Die Mehrheit der Patienten erhielt eine Statindosis mittlerer Stärke, entsprechend 20 bis 40 mg Simvastatin.
Nur 21,1% der Patienten wiesen bei allen relevanten Lipidwerten – Gesamt-, LDL- und HDL-Cholesterin sowie Triglyceriden – normale Werte auf. Bei 8,5% der Patienten wichen alle drei Lipidfraktionen von den empfohlenen Werten ab, die die europäische Gesellschaft für Kardiologie in ihren Leitlinien empfiehlt. Der größte Teil der Patienten (58%) wies erhöhte LDL-Werte auf, und davon hatten 57% zusätzlich erniedrigtes HDL-Cholesterin und/oder erhöhte Triglyceride.
Patienten mit Bluthochdruck oder Bewegungsmangel, Raucher und Frauen erreichen ihren Zielwert für LDL-Cholesterin besonders schlecht. Bessere Aussicht auf einen gesunden LDL-Cholesterinspiegel unter angemessener Therapie hatten Patienten mit koronarer Herzkrankheit, Diabetiker und Patienten in Facharztbehandlung sowie jene, die hohe Statindosen und/oder Ezetimib erhielten.
Restrisiko trotz effektiver LDL-Senkung
Dem Erreichen des LDL-Zielwerts kommt hohe Priorität zu, da auf Basis von Studienergebnissen eine LDL-Cholesterinsenkung um 1 mmol/l (38,5 mg/dl) bei Hochrisikopatienten das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall offenbar um 21% vermindern kann. Aber auch bei einer effektiven LDL-Cholesterinsenkung bleibt ein Restrisiko, so dass weitere therapeutische Schritte nötig sind. Niedriges HDL-Cholesterin und hohe Triglyceride haben sich in mehreren Studien als Risikofaktoren erwiesen und sollten daher ebenfalls im Fokus einer Therapie stehen. Die Ergebnisse der DYSIS-Studie zeigen die Lücke zwischen den Leitlinienempfehlungen und der klinischen Praxis und den Bedarf an einem intensiveren und umfassenderen Lipidmanagement bei Hochrisikopatienten. Vor dem Hintergrund der DYSIS-Resultate werden innovative, multidimensionale Therapiestrategien benötigt, die LDL-Cholesterin weiter senken, Triglyceride senken und HDL-Cholesterin erhöhen können. Mögliche Optionen wären die Ausreizung der Statintherapie, die Zugabe von Ezetimib zur weiteren LDL-Senkung oder die Zugabe von Nicotinsäure/Laropiprant zum Statin.
Quelle Gitt, A. K., et al.: Prevalence and overlap of different lipid abnormalities in statin-treated patients at high cardiovascular risk in clinical practice in Germany. Clin. Res. Cardiol. 2010, Online: DOI 10/1007/s00392-010-0177-z.
hel
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