Aus Kammern und Verbänden

Politik soll Leistung der Apotheker anerkennen

Die Delegierten der Landesapothekerkammer Brandenburg verabschiedeten auf ihrer Sitzung am 1. Dezember eine Resolution, um einerseits auf das AMNOG zu reagieren und andererseits die Würdigung ihrer Leistungen und der Leistung ihrer Mitarbeiter von der Politik einzufordern.
Kammerpräsident Dr Jürgen Kögel
Foto: LAK Brandenburg

Kammerpräsident Dr. Jürgen Kögel begann seine Ausführungen mit der Feststellung, dass Deutschland über ein hervorragendes Gesundheitssystem verfügt, und entwarf ein Szenario über dessen Zukunft in Brandenburg.

Versorgung im ländlichen Raum von morgen

Anhand der Siedlungsstruktur und des demografischen Wandels müssen Anpassungen vorgenommen werden. Arztpraxen auf dem Land sind immer schwieriger zu besetzen. Das Lenkungsinstrument der Kassenärztlichen Vereinigung – die Kassenzulassung von Vertragsärzten – ist auf kleinere Planungsbereiche zu übertragen, um eine flächendeckende Versorgung sicherstellen zu können. Ähnlich verhält es sich bei den Apotheken, deren Existenz an die ärztliche Praxis gekoppelt ist. Deshalb ist durch politische Rahmenbedingungen zu gewährleisten, dass vor allem die kleine Apotheke auf dem Land, außerhalb des Speckgürtels von Berlin, erhalten bleibt – denn dort lebt die ältere Bevölkerung. Regelungen des AMNOG stehen diesem Anspruch jedoch diametral entgegen.

Die Apothekerhonorierung ist vom allgemeinen Wachstum abgeschnitten: Der Netto-Festzuschlag der Apotheken für die Versorgung von GKV-Patienten mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln stellt sich 2011 genauso dar wie 2004 zur Einführung der neuen AMPreisV. Das ist auch in Anbetracht der zusätzlichen Anerkennung ärztlicher Tätigkeit nicht hinnehmbar. Möglich wäre ein vollständiger Wegfall von Rabatten – sowohl auf der Haben- als auch auf der Sollseite – verbunden mit einer Honorarumstellung unter Berücksichtigung des Rückgangs der Packungszahlen. Dabei ist auch die Einstellung der Apothekerschaft selbst wichtig. Es darf nicht der Eindruck vermittelt werden, Verluste aus der Arzneimittelversorgung durch andere, sich nicht einmal rentierende Sortimente zu kompensieren.

Delegierte der LAK Sachsen-Anhalt.
Foto: LAK Brandenburg

Ebenso unverständlich ist die Gewährung von Gutscheinen und Boni – im Falle der verschreibungspflichtigen Arzneimittel stellt sie zusätzlich einen Verstoß gegen die AMPreisV dar, den die Kammer auch berufsrechtlich verfolgt. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die AMPreisV den Verbraucher schützt, ebenso wie die ApBetrO dies tut.

Deshalb ist das Handeln der Bundesregierung – sowohl nach Art und Weise als auch vom Inhalt her – nicht nachzuvollziehen, diese Elemente der Patientensicherheit zugunsten einer Konzernpolitik aufzugeben. Eine Spezialisierung auf bestimmte (einfache) Rezepturen, der Verzicht auf die Eingangskontrolle oder die Betrachtung des Inhabers als eines wirtschaftlichen Leiters leisten nur der Kette Vorschub und geben den Apotheker als naturwissenschaftlich Ausgebildeten auf.

Kögel hob die überdurchschnittlich hohe Beteiligung an den Rezepturringversuchen und die ebenso guten Ergebnisse hervor – das zeige, dass die brandenburgischen Kollegen die Bedeutung der Rezeptur als Kernelement unseres Berufsstandes anerkennen. Diese Wertschätzung für unseren Beruf gelte es jetzt auch von der Politik einzufordern. Kögel schloss seine Ausführungen mit einem Zitat Adenauers "Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, muss man erst richtig anfangen."

Appell für Stärkung des Heilberufs

Die Delegierten hielten zwar eine Überarbeitung der ApBetrO für dringend geboten, aber nicht zulasten der Patientensicherheit. Sie befürchteten, dass die Apotheke ohne Eingangskontrolle zu einer Apotheke ohne Labor führt und damit beliebig zu werden droht. Auch die Definition des Inhabers als einer lediglich wirtschaftlich verantwortlichen Person leiste dem Fremdbesitz Vorschub und setzt den Verbraucherschutz herab.

Die Delegierten appellierten an die Berufskollegen, ihre Apotheken personell ordnungsgemäß zu besetzen und die Verblisterung bei der Heimversorgung nicht kostenlos anzubieten. Auch wenn das BMG die Beratung in den Fokus seiner Ausführungen stellt, sei das mit weniger pharmazeutischem Personal nicht vereinbar. Diese Politik sei nicht konsistent, und die vom FDP-geführten BMG bekannt gewordenen Positionen dienen nicht dem Mittelstand. Wie im Fall der ApBetrO eine Kongruenz zwischen der Stärkung des Heilberufes und dem Schutz der Verbraucherinteressen erreicht werden kann, sei momentan nicht absehbar.

Als Resümee der Diskussion verabschiedeten die Delegierten eine Resolution. Darin fordern sie tragfähige Rahmenbedingungen für den Beruf und eine "gerechte Honorierung der apothekerlichen Leistungen".

Resolution der Delegierten der Landesapothekerkammer Brandenburg


Nur mit absolutem Unverständnis können die Delegierten der Landesapothekerkammer Brandenburg auf die Beschlüsse der Bundesregierung zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG) und diverse weitere Gesetzesvorhaben reagieren.

War den vorjährigen Neuregelungen im Arzneimittel- und Apothekenbereich noch eine gewisse Tendenz zur Stärkung der Rolle des Apothekers als Heilberufler zu entnehmen, so fühlen wir uns nun auf die eines kleinen Gliedes in der Arzneimittel-Distributionskette reduziert. Die 150.000 Beschäftigten in den Apotheken erhalten per Gesetz bescheinigt, dass ihre pharmazeutischen Leistungen für die Patienten und Versicherten 200 Millionen Euro, wahrscheinlich aber sogar 400 Millionen Euro weniger wert sind als bisher – und das im Gegensatz zu den Krankenhäusern und Arztpraxen, wo spürbare Zuschläge ausgereicht werden.

Wir sehen darin eine Missachtung unserer Arbeit, die die Apotheker, Pharmazieingenieure, Pharmazeutisch-technischen Assistenten, Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten und weitere Mitarbeiter in den Apotheken auch nachts und an Sonn- und Feiertagen erbringen – und das gerade angesichts der derzeitigen Bemühungen, mit zusätzlichen Leistungen die Sicherheit der Arzneimitteltherapie und ihre Wirksamkeit zu erhöhen.

Diese offenkundige Reduzierung der Arbeit in den Apotheken auf einen missliebigen Kostenfaktor, den es zu schröpfen gilt, kann nicht weiter hingenommen werden.

Wir Apotheker sind nach unserem naturwissenschaftlichen Universitätsstudium (und gegebenenfalls angeschlossener Fachweiterbildung) die Arzneimittelfachleute, deren Wissen und Können zum Nutzen der Patienten in der Begleitung der Arzneimitteltherapie Einsatz finden muss. Zur Berechnung von Rabatten und Boni, aber auch für Hilfsarbeiten der Krankenkassen und Verwaltungen ist unsere Arbeitskraft zu schade.

Deshalb fordern wir die Politik auf, die gemeinsamen Vorschläge von Apothekern und Ärzten zur Weiterentwicklung der patientengerechten Arzneimittelversorgung aufzunehmen. Hier liegen die eigentlichen Effizienzreserven.

Wir fordern die Politik auf, mit gleichen Rahmenbedingungen für alle die flächendeckende Arzneimittelversorgung auf hohem Niveau auch in der Zukunft zu ermöglichen. Es wird nicht zwischen Versorgung oder Nicht-Versorgung zu entscheiden sein, sondern zwischen guter oder schlechter.

Wir fordern die Politik auf, zu einer gerechten Honorierung der apothekerlichen Leistungen zurückzukehren. Die Arzneimittelversorgung der GKV-Versicherten muss sich rechnen – davon muss der Apotheker (einschließlich seiner Mitarbeiter) leben können. Denn Apotheken sterben langsam; erst verschwindet die Lebensmittelverkaufsstelle im Ort, dann die Gaststätte, der Arzt …

Der Apothekenalltag muss wieder vom Kopf auf die Füße, das Arzneimittel für den Patienten in den Mittelpunkt gestellt werden. Die Apotheker können mehr!

Potsdam, den 1. Dezember 2010

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