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Arzneimittel und Therapie
EU-Zulassung für Ticagrelor bei akutem Koronarsyndrom
Der neue Wirkstoff wird zusammen mit Acetylsalicylsäure zur Hemmung der Thrombozytenaggregation nach einem Herzinfarkt eingesetzt. Er ist indiziert zur Vorbeugung atherosklerotischer Ereignisse bei erwachsenen Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS), sowohl bei Patienten, die rein medikamentös behandelt werden als auch bei solchen, die sich einem invasiven Eingriff wie einer perkutanen Koronararterienintervention und/oder einer Koronararterienbypass-Operation unterziehen müssen. Er wird für einen Behandlungszeitraum von bis zu zwölf Monaten nach dem akuten Koronarereignis empfohlen.
Reversible ADP-Rezeptorenhemmung
Ticagrelor ist ein direkt wirksamer P2Y12-Rezeptorantagonist aus der Substanzklasse der Cyclo-Pentyl-Triazolo-Pyrimidine (CPTPs). Wie Clopidogrel und Ticlopidin blockiert auch Ticagrelor ADP-Rezeptoren von Subtyp P2Y, im Gegensatz zu diesen jedoch reversibel. Somit dürfte Ticagrelor besser steuerbar sein.
Ticagrelor muss zweimal täglich eingenommen werden. Die Wirkung tritt schnell ein und ist nach dem Absetzen rasch innerhalb von drei bis vier Tagen reversibel. Im Gegensatz zu Clopidogrel ist Ticagrelor kein Prodrug und benötigt für seine Aktivierung keine Leberenzyme. Daher tritt die Wirkung deutlich rascher ein als bei Clopidogrel, und die Gefahr von Wirkungsschwankungen und Wechselwirkungen ist geringer. Ticagrelor wirkt im Gegensatz zu Clopidogrel unabhängig vom Genotyp der Patienten in Bezug auf CYP2C19- und ABCB1-Polymorphismen. Daher ist vor Behandlungsbeginn kein zusätzlicher Test erforderlich.
Besser wirksam als Clopidogrel
Grundlage für die Zulassung von Ticagrelor war die groß angelegte, randomisierte, doppelblinde Multizenterstudie PLATO (PLATelet Inhibition and Patient Outcomes) mit insgesamt mehr als 18.600 Patienten, die das gesamte Spektrum von Patienten mit akutem Koronarsyndrom umfasste (instabile Angina Pectoris, NSTEMI- und STEMI-Infarkt).
Neben der Standardtherapie erhielten die Patienten entweder Ticagrelor (Anfangsdosis 180 mg, danach täglich zweimal 90 mg) oder Clopidogrel (300 bis 600 mg Anfangsdosis, danach 75 mg täglich). Primärer Endpunkt war die Kombination von kardiovaskulärem Tod, Myokardinfarkt oder Hirnschlag nach einem Jahr.
Der neue orale Thrombinhemmer hemmt die Plättchenaggregation effektiver und schneller als das Thienopyridin Clopidogrel und schützt bei akutem Koronarsyndrom besser vor Komplikationen einschließlich Tod als der derzeitige Therapiestandard Clopidogrel, ohne dass es zu einem Anstieg von schweren und tödlichen Blutungen kam.
Die Studienergebnisse zeigen, dass in der Ticagrelor-Behandlungsgruppe der primäre Endpunkt (Myokardinfarkt, kardiovaskulärer Tod und Schlaganfall) gegenüber der Clopidogrel-Behandlung signifikant reduziert wurde, ohne dabei das Risiko für ein Auftreten schwerer Blutungen zu erhöhen (12% vs. 11%, p = 0,43).
Ticagrelor senkte bei ACS-Patienten die kardiovaskuläre Mortalität im Vergleich zu Clopidogrel signifikant (4% vs. 5%, HR 0,79, 95% KI 0,69 bis 0,91, p = 0,001). Auch die Anzahl der Myokardinfarkte war signifikant niedriger, wenn die Patienten mit Ticagrelor behandelt wurden: Sie belief sich auf 5,8% gegenüber 6,9% bei Clopidogrel (HR 0,84, 95% KI 0,75 bis 0,95, p = 0,005). Ein Behandlungsvorteil durch Ticagrelor gegenüber Clopidogrel zeigte sich bereits 30 Tage nach Beginn der Behandlung und nahm im weiteren Studienverlauf konsistent weiter zu.
Quelle: Pressemitteilung der AstraZeneca GmbH, Wedel, 7. Dezember 2010.
hel
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