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Wirtschaft
DAX fängt schwach an – und lässt stark nach
Börsenjahr 2011: Blick in die Kristallkugel der Analysten
Zunächst die gute Nachricht: Mit Blick auf das neue Börsenjahr herrscht unter den Analysten zumindest hinsichtlich der Entwicklung des Goldpreises Einigkeit. Der soll nämlich 2011 weiter steigen. Und jetzt die schlechte Nachricht: Damit endet auch schon der Expertenkonsens. In Hinblick auf die Kursentwicklung beim DAX scheiden sich die Geister. Ein derartiges Umfeld sei bislang in der Geschichte kaum aufgetreten, meint man im Hause Goldman Sachs – und klingt dabei etwas hilflos angesichts der Machtverschiebung in der Weltwirtschaft. Auch bei der US-Standard Life Investments sieht man sich mit "hochkomplexen Aspekten" konfrontiert. Das Einzige, in dem sich die Experten beider Investmenthäuser sicher sind: Sie rechnen mit einer anhaltend hohen Volatilität an den Märkten. So viel wortgewaltige Aussagekraft will erst einmal verdaut werden.
Ein wenig konkreter wird man bei der Dexia Asset Management. Hier vertrauen die Analysten hauptsächlich auf das billige Geld der Zentralbanken, das Aktieninvestments praktisch alternativlos erscheinen lässt und institutionelle Anleger zu offensiven Umschichtungen zugunsten von Risikopapieren zwingen soll. Diese Ansicht teilt auch JP Morgan. Die Nachrichtenagentur Reuters wollte es unterdessen genauer wissen und hat Experten nach einer konkreten Hausnummer für den DAX-Stand zum Jahresende 2011 befragt. 7625 Zähler sollen es danach werden. Zum Vergleich: Die Konsensschätzung im Dezember 2009 lag bei 6200 Punkten. Zu den Optimisten für 2011 zählen die schottische RBS und Societe Generale mit einem Kursziel von 8300 Punkten. Äußerst skeptisch dagegen gibt sich weiterhin die Hessische Landesbank mit 6200 DAX-Punkten zum Jahresende.
Anlegerstimmung: Optimistisch – aber mutlos
2011 soll das Jahr der Aktie werden, so ist vielerorts zu lesen. Laut einer Umfrage der Financial Times Deutschland unter deutschen Profianlegern ist der Optimismus groß. Sie trauen dem DAX eine Menge zu. Breitgefächerter Optimismus auch in den USA. Nach einer Erhebung der Bank of America Merrill Lynch setzen 51 Prozent der befragten Fondsmanager auf steigende Kurse. Auf die tatsächliche Kaufbereitschaft hin angesprochen zeichnet sich unter den Anlageprofis indes ein anderes Bild ab. Man habe während der Finanzkrise die Aktienbestände kaum abgebaut und nach der Krise sogar noch zugekauft. Man sehe daher derzeit keinen Handlungsbedarf, so ist von institutionellen Anlegern zu hören.
Also wird es nichts mit dem liquiditätsgetriebenen Januar-Effekt? Obwohl der Start in das neue Börsenjahr nicht übel war, flaute die Begeisterung doch recht schnell wieder ab. Das Geschäft befindet sich bereits seit Dezember in einer Art Dauerflaute. Das ließ bereits aufhorchen. Es drängte sich die Frage auf, warum sich denn die Profis, die sich fast unisono von einem furiosen Start ins neue Börsenjahr überzeugt zeigten, sich nicht bereits vorzeitig im Dezember neu aufgestellt hatten. Das sah alles andere als überzeugend aus. Die Ernte 2010 soll wohl erst ins Trockene gebracht werden. Außerdem steht die Berichtssaison an, da sind Überraschungen in alle Richtungen möglich. Gestützt wird diese Annahme von den herrschenden Rahmenbedingungen. So scheinen sich die Anleihenmärkte auf kurze Sicht sogar eher wieder zu stabilisieren. Von einem Abfluss ins Risikokapital kann derzeit jedenfalls keine Rede sein. Gleichzeitig scheinen sich die Rohstoffpreise Gewinnmitnahmen zu beugen. Last not least: Der zur Schau getragene Optimismus hinsichtlich des weiteren Kursaufschwungs legt einen hohen Investitionsgrad unter den Anlegern nahe, so dass die Akteure erfahrungsgemäß eher auf der Geberseite zu finden sind. Mittelfristig gibt es am Anlagenotstand der institutionellen Anleger zwar nichts zu rütteln. Nur – die Kurse scheinen auf dem jetzigen Niveau den Profis für einen breit angelegten Einstieg zu hoch zu sein. Also muss die Börse erst einmal runter, bevor sie wieder steigen kann. Ein Rücksetzer bis auf 6700 Punkte im DAX liegt im Bereich des Möglichen.
Der Euro – die eigentliche Überraschung des Jahres?
Das größte Risiko für die Börse sehen die Experten in der Eurokrise, denn die Schuldenkrise sei noch lange nicht ausgestanden. Die Fachwelt reicht schon Kurse zwischen 1,20 USD und Parität herum.
Unterdessen scheint die Gemeinschaftswährung zum Spielball der Mächtigen geworden zu sein. Da sind einerseits die Amerikaner, die mit ihren vermeintlich unabhängigen Ratingagenturen ein Euroland nach dem anderen unter Beschuss nehmen, um von den eigenen Problemen abzulenken und vor allem um das Vertrauen und die Liquiditätszuflüsse in die eigene Währung zu sichern. Andererseits lassen die chinesischen Gegenspieler gewaltige Summen in griechische, spanische und portugiesische Staatsanleihen fließen und stellen sich damit gegen die Euro-Pessimisten. Die Chinesen bemühen sich um eine Reduzierung ihrer Dollarbestände, schichten um und reinvestieren im Eurobereich. Eigentlich schon Grund genug, sich nicht gegen den Euro zu stellen. Doch auch selbst wenn der Druck auf den Euro anhalten sollte, wird die gemeinsame Euroanleihe kommen – auch wenn sich Deutschland und Frankreich noch so sehr dagegen wehren. Das Augenmerk der Anleger könnte also so oder so bald wieder auf die amerikanische Staatsverschuldung und die Stimmung gegen den Dollar gerichtet sein. Dieses Szenario hat von den Profis allerdings kaum jemand auf der Rechnung. Insbesondere im Falle einer tatsächlichen Umsetzung der Pläne für eine gemeinsame Euroanleihe wären die Gewinner wahrscheinlich die Rohstoff- und Aktienmärkte, die von der Flucht aus dem Dollar profitieren könnten.
Eckdaten zum 5. Januar 2011 (alle Angaben ohne Gewähr) | |
DAX (5. 1., 14.30 h) |
6883 Punkte |
Dow Jones (4. 1. Schluss) |
11.691 Punkte |
Gold (Feinunze) |
1380,05 Dollar |
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt) |
1,14% |
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
|
0,89%
1,30% (ING-DiBa)
|
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
|
1,44%
2,00% (SWK-Bank)
|
AZ 2011, Nr. 1-2, S. 4
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