Gesundheitspolitik

Wer nimmt uns noch ernst?

Peter Ditzel

Schauen wir uns die Packungsgrößenverordnung und ihre Änderungen an, eine Ausgeburt bürokratischer Überregulierung. Vollkommen praxisuntauglich und selbst mit EDV nicht beherrschbar. Auch wenn die Orientierung der Packungsgröße an der Therapiedauer jetzt im Wesentlichen nur für neu auf den Markt kommende Arzneimittel gelten soll, bleibt diese Verordnung ein Monster, das uns Ärger und Honorarverluste bescheren wird. Warum lassen wir dies mit uns machen? Warum wird eine solche Verordnung von fachfremden Bürokraten gemacht und warum sind keine Apotheker mit Sachverstand daran beteiligt?

Mal weitergedacht: Irgendwie lassen solche Desaster bei mir Zweifel an der (strategischen) Ausrichtung unseres Berufs aufkommen, zum Beispiel auch beim Thema Apothekenbetriebsordnung. Seit einem Jahr ist bekannt, dass eine Novellierung vorbereitet wird, aber offiziell wird darüber nicht diskutiert. Beim Apothekertag wird das Thema totgeschwiegen mit der Begründung, es gebe keinen offiziellen Entwurf. Jetzt gibt es ein Positionspapier und die ABDA hält es nicht für notwendig, mit den Apothekerinnen und Apothekern darüber zu reden. Die Gespräche sollen hinter verschlossenen Türen stattfinden nach dem Motto: Wir ABDA wissen schon, was für euch Apothekers da draußen richtig ist. Würden sich die Ärzte bieten lassen, dass ihre Berufsvertretung so mit ihnen umgeht?

Dann die Diskussionen zum Apotheker als Kaufmann und Heilberuf: Von oben kommt das gebetsmühlenartig vorgetragene Mantra "Die Zukunft wird pharmazeutisch entschieden", in der real existierenden Pharmazie macht man sich Gedanken, woher das Kleingeld dafür kommen soll. Und wie soll das Pharmazeutische aussehen? Ein ABDA/KBV-Papier, vom Ansatz her sicher gut, aber dessen genauen Inhalt noch keiner kennt, wird nicht reichen.

Inzwischen müssen wir uns vor Sozialgerichten mit Kassen um die Höhe von Zwangsabschlägen streiten. Unser Honorar ist seit 2004 gleich geblieben und scheint eingefroren zu sein. Weit über zehn Prozent der Apotheken sollen in roten Zahlen stecken. Politiker nehmen uns nicht mehr ernst, Pick up feiert fröhliche Urständ und einige Apotheker machen auch noch mit.

Und Spiegel online verhöhnt uns als nervende und vom Staat protegierte Pharmazeutenzunft. Da fragt man sich schon: Woran liegt’s? Ist unsere Berufsvertretung abgetaucht? Wo sind Erfolge, außer dass es noch schlimmer hätte kommen können …?


Peter Ditzel



AZ 2011, Nr. 21, S. 1

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.