Gesundheitspolitik

Denkzettel

Peter Ditzel

Erhöhung des ABDA-Haushalts auf über 15 Mio. Euro? Ein heikles Thema, das die Mitgliederversammlung der ABDA in der letzten Woche diskutieren musste. Die Apotheken stöhnen unter der AMNOG-Last, unter steigenden Kosten, höheren Zwangs- und weniger Einkaufsrabatten. Und die Apothekerkammern sollen mehr Geld an die Dachorganisation abführen. Die Gründe dafür liegen dem Vernehmen nach in Rückstellungen für mögliche Steuerschulden, Anwaltskosten und drohende Strafen in einem noch laufenden Kartellrechtsverfahren. Aber, die Abstimmung über den Haushalt brachte im zweiten Anlauf dann doch ein anderes Ergebnis: 13,5 Mio. Euro müssen die Kammern zahlen. Keine überdurchschnittliche Steigerung. Und dazu eine symbolische Kürzung für den Haushalt der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – ein richtig platzierter Denkzettel.

Da stellt sich aber doch dem einen oder anderen die Frage: Was tut die ABDA mit den Millionen? Eine neue Residenz in Berlin wird jedenfalls (vorerst) nicht angeschafft. Kampf gegen AMNOG, Pick up Rabattverträge und Co. – schwierig. Eine tolle Öffentlichkeitsarbeit, mit der das Image, die Unverzichtbarkeit, die tägliche Leistung der Apotheke herausgestellt wird – Fragezeichen. Raubbau-Plakataktionen, die in vielen Apotheken im Papierkorb landeten. Sponsoring für den Behindertensport – viel Charity, alles freut sich, aber wenig Dank von der Gesellschaft und Politik.

Jetzt will‘s die ABDA mal mit der Finanzierung einer Endpunkt-Studie probieren: drei Jahre lang, 3,2 Mio. Euro insgesamt. Sie soll zeigen, was die Verbesserung der Compliance durch den Apotheker bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz bringt: weniger Krankenhauseinlieferungen, eine geringere Mortalität? Freilich, nice to know, aber wer dankt uns das? Die Politik? Die Gesellschaft? Bild, Stern, Spiegel, Plusminus, die dann die Arbeit der Apotheken über den grünen Klee loben werden? Und dann endlich die tägliche Arbeit in den Apotheken schätzen werden? Hätten wir nicht schon längst die pharmazeutische Betreuung, Interaktions- und Nebenwirkungs-Checks, nachhaltig und flächendeckend in den meisten Apotheken einführen müssen? Und könnte sich nicht endlich einmal eine professionell aufgebaute Öffentlichkeitsarbeit daran machen, den Wert der Apotheke für die Gesellschaft darzustellen, nämlich ihre Unverzichtbarkeit? Ob sich die deutschen Apotheker (außer dem einen, der sie leitet) mit einer Endpunktstudie profilieren?

Peter Ditzel



AZ 2011, Nr. 27, S. 1

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