Gesundheitspolitik

Rabatte Teufelszeug?

Klaus G. Brauer

"Rabatte sind Teufelszeug", "Jede Handelsstufe muss mit dem auskommen, was ihr der Gesetzgeber über die Arzneimittelpreisverordnung als Spanne zugesteht" – solche populistischen Sätze klingen vielen plausibel, zeugen aber von wenig Sachverstand. Denn schon seit Jahren reichen die nach Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) zu erwirtschaftenden Roherträge, die Apotheken dafür erhalten, dass sie GKV-Patienten mit verschreibungspflichtigen Fertigarzneimitteln (Rx-FAM) versorgen, nicht aus. Sie decken nicht einmal die steuerlich abzugsfähigen Kosten für diese Versorgung ab – von den kalkulatorischen Kosten (v. a. Honorierung der Arbeit des Apothekenleiters und Verzinsung des Eigenkapitals) und einem unternehmerischen Gewinn gar nicht zu reden (siehe hier). Nur durch Einkaufsrabatte von Herstellern und Großhandel und durch eine Quersubventionierung über Selbstmedikation und Privatrezepte kann derzeit die Versorgung von GKV-Patienten aufrechterhalten werden. Das ist nicht länger hinnehmbar.

Unsere Berufsvertretung sollte mehr als bislang diese Fehlentwicklung anprangern. Der Gesetzgeber muss sicherstellen, dass die Arzneiversorgung von GKV-Patienten in sich selbst tragfähig ist. Sie muss auch die Apotheke so honorieren, dass ohne Quersubventionierung alle für die Versorgung von GKV-Versicherten anzurechnenden Kosten abgedeckt werden. Und auch ein angemessener Gewinn – ohne den kein Unternehmen überleben kann – sollte selbstverständlich sein.

Die zu fordernden Maßnahmen liegen auf der Hand: Eine Erhöhung des Fixhonorars und/oder eine Senkung des Kassenrabattes. Beides ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Der Gesetzgeber hat gerade eben den Zwangsrabatt, den die Apotheker GKV-Kassen zu gewähren haben, von 1,75 Euro auf 2,05 Euro je Packung erhöht. Zusätzlich wurde die Marge des Großhandels empfindlich gekürzt – und damit sein Spielraum, die Apotheken über die Gewährung von Einkaufsvorteilen zu möglichst kostenbewusstem, rationellem Verhalten zu motivieren. Solche Rabatte zu marginalisieren – wie jetzt geschehen – ist kurzsichtig. Sie sind als Motivations- und Steuerungsinstrument sinnvoll. Wer sie generell für Teufelszeug hält, zeigt nur seinen wirtschaftlichen und ordnungspolitischen Unverstand.

Klaus G. Brauer



AZ 2011, Nr. 3, S.1

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