Wirtschaft

DAX: Seitwärts und abwarten

Schuldenkrise sorgt für Zurückhaltung – Anleger erwarten umfassende Lösung

(hps). Teils sehr gute Quartalsberichte in den USA stützen die Aktienmärkte. Der positive Einfluss der Unternehmensergebnisse wird jedoch zur Gänze durch die Sorgen um die Schuldenkrise wieder aufgehoben. Unter dem Strich kommen die Aktien nicht vom Fleck.

Die Marktlage

Die bislang veröffentlichten Zahlen zum zweiten Quartal boten eigentlich Grund zur Freude. Nach Alcoa überraschten die US-Finanzwerte JP Morgan Wells Fargo sowie die Citigroup mit deutlichen Gewinnen. Auch IBM, Coca-Cola, Harley-Davidson, Johnson&Johnson und vor allem Apple lagen über den Erwartungen des Marktes. Lediglich Goldman Sachs verfehlte die Analystenschätzungen deutlich, in Europa patzte Philips. Doch das gute Zahlenwerk vermochte die Wogen der Schuldenkrise nicht zu glätten. Die Profis warten auf ein Gesamtkonzept der EU-Verantwortlichen – und das lässt bislang auf sich warten. Klar ist insoweit nur: Es muss zu einer Lösung in der Schuldenkrise dies- und jenseits des Atlantiks kommen – alles andere wäre fatal. In den USA, so steht zu vermuten, wird es kurzfristig zu einer Einigung zwischen Republikanern und Demokraten kommen, wobei die Diskussionen über die Modalitäten der Ausgabenpolitik auf später vertagt werden dürften. In Europa könnten die Probleme über die Einführung von gemeinsamen Euroanleihen oder durch den Aufkauf von Schulden durch die Europäische Zentralbank vorläufig aus der Welt geschafft werden. Doch diesen kostenträchtigen Schachzug werden sich die Verantwortlichen sicher als allerletzte Option offenhalten. Hinsichtlich der Schulden Griechenlands nähert man sich jedenfalls vorläufig nur in kleinen Schritten dem scheinbar Unvermeidbaren. "Partieller Zahlungsausfall" nennt sich nun die neue Vokabel, womit offensichtlich langsam ein Tabubruch mit dem Regelwerk der EU eingeleitet werden soll. Es wäre ein Ende mit Schrecken, wie es seit Wochen von der Börse eingefordert wird.

Bulle & Bär – Was bringt die neue Börsenwoche?

Die Schaukelbörse zwischen 7000 und 7500 DAX-Punkten wird sich fortsetzen, solange keine nachhaltige Lösung für die Schuldenkrise auf dem Tisch liegt – so lautet es fast einhellig aus Analystenkreisen. Unkenrufe hallen unterdessen aus den Reihen der Deutschen Bank. Sollte sich die Schuldenkrise weiter verschärfen, könne es nach Ansicht der Strategen des größten deutschen Geldinstituts an den Börsen zu einem Kursrutsch von bis zu 35 Prozent kommen.

Die Sorgen der Profis um die Schuldenkrise sind nachvollziehbar, aber wohl überzogen. Die Geldstrategen hat das Thema Staatsverschuldung die letzten Jahrzehnte nicht einmal am Rande interessiert. Selbst als die Schuldenuhr am New Yorker Time Square ausgetauscht werden musste, weil die Zählerstellen nicht mehr ausreichten, regte sich darüber am Parkett kein einziger Profi auf. Nüchtern betrachtet ist davon auszugehen, dass es auf beiden Seiten des Atlantiks zu einer Lösung des Schuldenproblems kommen wird, weil alles andere nicht darstellbar wäre und niemand ein Interesse an einer Kernschmelze des internationalen Finanzsystems haben kann. Natürlich werden die wirklichen Probleme dabei wieder einmal unter dem Teppich verschwinden. Weshalb sich die Akteure auch schon bald damit zufrieden geben dürften, wenn man ihnen wenigstens den Müll in Form der Schuldenproblematik endlich aus dem Sichtfeld räumt. Ob nun die politischen Parteien im US-Kongress oder die EU-Verantwortlichen – der viel beschworene Gemeinschaftsgeist erweist sich regelmäßig nur insoweit als tragfähig, als die jeweiligen Eigeninteressen davon nicht tangiert werden. Deshalb wären die Börsenhändler an der Wall Street vermutlich nicht einmal all zu sehr irritiert, wenn man Donald Duck zum Präsidenten wählen würde – solange nur die Zahlen von Apple & Co stimmen. Und die sehen in der Tat einfach gut aus.

Thema der Woche: Bilfinger Berger

Es war schon eine kleine Sensation, als der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch den Chefposten beim Mannheimer Baukonzern Bilfinger Berger übernahm. Kurz nach Amtsantritt hat sich der neue Vorstandsvorsitzende mit Aktien des Konzerns in Höhe von 50.000 Euro eingedeckt, wie aus einer Pflichtmitteilung hervorging. Ein gutes Omen für die Aktionäre? Fest steht jedenfalls, dass der Baukonzern heute über eine robuste Auftragslage verfügt und nun vermehrt auf Einkaufstour gehen will. Das an sich riskante Baugeschäft hatte bereits Kochs Vorgänger Bodner durch den Verkauf von Bau-Töchtern in den USA und Australien zurechtgestutzt und so die Weichen für die Umstrukturierung zu einem Dienstleistungskonzern gestellt. Unter anderem konzentriert sich Bilfinger Berger nun auf den Bau unterirdischer Erdgasspeicher, worin Experten vor dem Hintergrund des Atomausstiegs Wachstumspotenzial sehen. Der eher konservative Charakter dieses Investments zeigt sich an der Dividendenrendite. Bilfinger zahlte für 2010 eine Dividende von 2,50 Euro. Auf Basis des heutigen Kursgeschehens (68,50 Euro) entspricht das einer ordentlichen Rendite von gut 3,5 Prozent. Die französische Bank Cheuvreux setzt die Aktie auf "Kaufen" mit Kursziel 79 Euro.

Eckdaten zum 21. Juli 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (21. 7., 14.00 h)
7211 Punkte
Dow Jones (20. 7., Schluss)
12.571 Punkte
Gold (Feinunze)
1597,45 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,56%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,21%
1,55% (IKB direkt AG)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,87%
2,80% (IKB direkt AG)

*Quelle: www.festgeld.de



AZ 2011, Nr. 30-31, S. 5

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