Gesundheitspolitik

Barmer GEK setzt auf Exklusiv-Verträge

Deutschlands größte gesetzliche Krankenkasse startet erste Rabattvertragsausschreibung

Berlin (ks). Die Barmer GEK hat sich nach ihrer Fusion im Januar 2010 Zeit gelassen. Erst letzte Woche hat sie ihre erste Ausschreibung für Arzneimittel-Rabattverträge veröffentlicht. Für 30 Wirkstoffe bzw. Wirkstoffkombinationen will die Kasse Rahmenvereinbarungen mit jeweils nur einem Wirtschaftsteilnehmer schließen.

Bislang setzte die Barmer GEK auf Portfolioverträge. Eine Ausschreibung war allerdings schon länger geplant. Kurz nach der Fusion dachte die Kasse dabei noch in ganz anderen Dimensionen: von bis zu 340 Wirkstoffen war die Rede. Zudem wollte man sich klar vom AOK-Modell abgrenzen und mit mehreren Herstellern Verträge schließen. Man wartete die politische Entwicklung ab und nun kam alles anders. Die Zahl der ausgeschriebenen Wirkstoffe ist vorerst überschaubar – die nächste Tranche mithin absehbar – und die 8,6 Millionen Barmer-GEK-Versicherten werden bei diesen Rabattarzneien künftig keine Wahl mehr zwischen verschiedenen Herstellern haben. Allerdings: Mehrpartnermodelle will die Kasse für die Zukunft nicht grundsätzlich ausschließen.

Die aktuelle Ausschreibung umfasst Wirkstoffe wie Amlodipin, Amoxicillin, Bisoprolol, Enalapril und Metoprolol. Die Verträge sollen voraussichtlich im Mai 2011 starten und zwei Jahre laufen. Die Angebotsfrist läuft bis zum 20. Dezember. Wer den Zuschlag erhält, wird exklusiver Partner, Konkurrenz aus den Portfolioverträgen ist nicht zu fürchten.

Bei Pro Generika sieht man die Ausschreibung kritisch. Geschäftsführer Bork Bretthauer verwies auf die jüngst veröffentlichte Studie des IGES-Instituts zum Generikamarkt. Hierin sei nachgewiesen worden, dass Rabattverträge eben nicht zu mehr Wettbewerb im Generikamarkt führten. Im Gegenteil erhöhten sie messbar die Marktkonzentration – und dies sei "kein Zeichen für ein nachhaltiges Wettbewerbsmodell". Bretthauer: "Je mehr Unternehmen im Wettbewerb agieren, desto intensiver und nachhaltiger entwickelt sich der Preiswettbewerb."



AZ 2011, Nr. 44, S. 3

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