- DAZ.online
- DAZ / AZ
- AZ 48/2011
- NOvitas, NOvartis
Gesundheitspolitik
NOvitas, NOvartis
Krankenkasse und Pharmahersteller – vollkommen andere Branchen, aber beide bereiten den Apothekern Ärger. Richtig Ärger. Und jedes Mal geht es um Geld.
Die Novitas BKK ließ über ihren Dienstleister Protax BtM-Rezepte auf Null retaxieren, in vielen Fällen wegen kleinster Formfehler – nach Meinung der Apotheker ungerechtfertigt, zumal davon keine Gefahren ausgingen und Patienten ihre dringend benötigten Arzneimittel erhalten haben. Die Apothekerverbände bereiten bereits Einspruch dagegen vor. In der letzten Woche kündigte die Novitas BKK überraschend an, die Prüfungen und Retaxierungen von BtM-Rezepten vorerst abschließen zu wollen und für das vierte Quartal 2011 BtM-Rezepte grundsätzlich nicht zu retaxieren. Man wolle den Apotheken Zeit geben, ihre Prozesse umzustellen, damit es zu keinen Retaxierungen mehr kommt. Ein kleiner Weihnachtsfrieden? Kaum, denn schon einen Tag später war vom Apothekerverband Nordrhein zu erfahren, dass der Novitas BKK-Rezeptabrechner Protax die retaxierten Originalrezepte nicht herausrückt, die laut Vertrag herauszugeben sind – es sei denn, der Apotheker bezahlt eine "Aufwandspauschale" von 50 Euro, pro Rezept. Da liegt mehr denn je die Vermutung nahe, dieser Krankenkasse und ihrem Abrechner geht es nur ums Geld. Es wird Zeit, solchem Verhalten ein Ende zu setzen. Es verschlingt Ressourcen, bringt Ärger und nervt.
Ums Geld geht es auch bei Novartis. Der Schweizer Pharmahersteller mit Milliardengewinnen will gegenüber dem Pharmagroßhandel eine deutliche Skontokürzung durchsetzen. Statt 1,5% sollen es dem Vernehmen nach nur 0,55% sein. In der Summe geht es hier um Millionen. Das würden auch die Apotheken zu spüren bekommen, da der Großhandel weniger weitergeben kann. Gehe, Sanacorp und Phoenix wollen die Kürzung nicht akzeptieren und werden von Novartis derzeit nicht mehr beliefert. Bei Direktbestellungen von Apothekern verweist Novartis auf andere Großhändler, die sich ebenfalls wehren, aber unter Vorbehalt die Kürzung hinnehmen, um noch beliefert zu werden. Novartis erklärt hierzu lapidar, dass die alten Regelungen nicht mehr marktgemäß gewesen seien und man mit den Großhändlern in Verhandlung stehe. Setzt Novartis sein geringeres Skonto durch, könnten andere Firmen auf ähnliche Ideen kommen. Die Folgen liegen auf der Hand. Das bringt nicht nur Ärger und nervt, das schmerzt dann richtig.
Peter Ditzel
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.