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- AZ 48/2011
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Gesundheitspolitik
Skonti-Streit eskaliert zur Machtprobe
"Phoenix, die in Deutschland als Marktführer im Pharmagroßhandel 10.000 Apotheken mit Arzneimitteln versorgt, wird in Deutschland von Novartis seit Mitte November nicht mehr beliefert. Damit ist die Versorgung der Apotheken mit Produkten von Novartis gefährdet. Phoenix hat deshalb Novartis aufgefordert, die Belieferung in Deutschland wieder aufzunehmen", hieß es am 24. November in einer Pressemitteilung des Mannheimer Großhändlers. Am Tag zuvor hatte Sanacorp den Lieferstopp durch Novartis gemeldet. Man befinde sich in "schwierigen Verhandlungen" über die Skonti-Konditionen, hieß es aus München. Derzeit sei man noch lieferfähig. Gehe wird nach eigenen Angaben seit Mitte Oktober nicht mehr von Novartis beliefert.
Novartis habe die Phoenix-Bestellungen der vergangenen Woche bisher nicht ausgeliefert, so Phoenix. Phoenix habe deshalb Novartis aufgefordert, das Unternehmen weiter zu beliefern, um den gesetzlichen Versorgungsauftrag und die Belieferung der Apotheken gewährleisten zu können. "Wie lange die vorhandenen Bestände den Bedarf noch decken können, ist unsicher und abhängig von den Artikeln und dem aktuellen Abruf", teilte Phoenix mit.
Nur noch 0,55 Prozent Skonto für Schnellzahler
Grund für den Streit ist die von Novartis angekündigte Skonti-Kürzung von 1,5 auf nur noch 0,55 Prozent für Schnellzahler. Der Großhandel sieht dadurch seine Ertragskraft nach den AMNOG-Änderungen erneut erheblich gefährdet.
Novartis reagierte auf die Vorwürfe der Gefährdung der Versorgungssicherheit mit wichtigen Arzneimitteln mit einer schriftlichen Erklärung. Seit Anfang des Jahres optimiere Novartis Pharma mit seinen Partnern im Großhandel die Prozesse, heißt es darin. Zu den neu geschnürten Paketen gehöre unter anderem auch eine Anpassung von zum Teil viele Jahre alten Skonto-Regelungen. "Diese Regelungen waren nicht mehr zeit- und marktgemäß." Diverse Unternehmen im Pharmagroßhandel bestellten bereits zu den vor Kurzem angepassten Liefer- und Zahlungsbedingungen und würden beliefert. "Das heißt, Novartis kommt selbstverständlich seiner gesetzlichen Verpflichtung nach und beliefert den vollversorgenden Großhandel. Die Versorgung der Apotheken und damit der Patienten war und ist damit zu jeder Zeit sichergestellt", weist Novartis die Vorwürfe zurück und setzt auf weitere Verhandlungen: "Wir sind sicher, dass wir auch mit denjenigen Großhändlern, mit denen wir derzeit noch im Gespräch sind, ein für beide Seiten akzeptables Paket schnüren können."
Apotheker von Novartis abgewiesen
Beim Großhändler Gehe kam es aber bereits zu Lieferschwierigkeiten. Ein Apotheker, der direkt bei Novartis um Lieferung eines Arzneimittels nachfragte, wurde aber abgewiesen. In einem vorliegenden Schreiben empfiehlt Novartis den Bezug des angefragten Arzneimittels über eine andere Gehe-Niederlassung oder einen anderen Großhändler. Selbst wollte Novartis offenbar nicht liefern.
Novartis Pharma Präparate seien im Großhandel verfügbar, heißt es unter Punkt 3 des Schreibens. "Sollten in ihrer Gehe Niederlassung Novartis- Präparate nicht vorrätig sein, empfehlen wir Folgendes: Bestellen Sie die Präparate über eine andere Gehe-Niederlassung oder wenden Sie sich an einen anderen Großhändler."
"Verwundert" zeigt sich Novartis, dass Gehe dem Apotheker empfohlen habe, Präparate direkt beim Hersteller zu bestellen. "Als Phagro-Mitglied müsse Gehe eigentlich den traditionellen Vertriebsweg Hersteller – Großhandel – Apotheke unterstützen", so das Novartis-Schreiben weiter. Das Bestellformular sei dem Apotheker nicht von der Novartis Pharma zugesandt worden: "Es ist auch nicht mit uns abgestimmt." Gezeichnet ist das Schreiben mit "Mit freundlichen Grüßen Novartis Pharma."
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