Gesundheitspolitik

Geht’s nur mit?

Peter Ditzel

Das gibt es in keinem anderen Markt, nur bei Apotheken: über 40 Kooperationen und Verbünde, die mehr oder weniger um Mitglieder werben und mehr oder weniger eine Marke werden wollen. Und es werden sogar noch neue gegründet, die glauben, das noch bessere Konzept, die noch besseren Marketingstrategien und Einkaufskonditionen zu haben. Der "Kooperationsgipfel der Apotheke", der in der vergangenen Woche in München tagte, brachte die Insider der Branche zusammen und zeigte, dass Bewegung in diesem Markt ist. Treibende Kraft ist das AMNOG – immer weniger Apotheken glauben, dass sie die Herausforderungen des Marktes als Einzelkämpfer überstehen werden. Und schlüpfen unter das Dach einer Kooperation.

Über 75 Prozent der Apotheken sind mittlerweile schon Mitglied in einer, einige sogar in zwei und wenige sogar in mehr als zwei Kooperationen. Und alle erhoffen sich von der Mitgliedschaft, für die sie in der Regel eine respektable Eintrittsgebühr bezahlt haben und für die sie monatlich eine ordentliche Gebühr überweisen, bessere Einkaufskonditionen beim Großhandel und bei der Industrie, bessere Marketingideen und -konzepte, letztlich mehr Umsatz und Ertrag. Doch mit dem Überweisen der Monatsgebühr ist es nicht getan. Will eine Kooperation erfolgreich sein, müssen die Mitglieder hinter ihr stehen, die Konzepte akzeptieren, teilweise ihre Selbstständigkeit hintanstellen und eine Partnerschaft leben, bei der nicht nur der Partner schafft.

Und weil dies nicht bei allen funktioniert, ist schon jetzt abzusehen, dass sich der Markt der Kooperationen recht bald, nämlich in fünf bis sechs Jahren, bereinigen wird. Es wird zu Fusionen und Zusammenschlüssen kommen, aber auch zu Auflösungen. Experten zufolge werden einige große Verbünde überleben, vor allem großhandelsgestützte Kooperationen. Aber auch andere dürften durchaus Chancen haben, sofern Konzept und Umfeld stimmen. Vier bis fünf Kooperationen werden letztlich noch übrig bleiben, so die Prognosen. Der Marktauftritt wird sich zunehmend professionalisieren. Die Intensität dessen, was eine Kooperation von der Apotheke an Selbstaufgabe verlangt, wird zunehmen. Der Kooperationsmarkt wird sich konsolidieren, die meisten regionalen "Folklore-Gruppen" werden in größeren Verbünden aufgehen. Ob dies alles eine gute Entwicklung für die Apotheke ist? Die Frage stellt sich vielen bald nicht mehr, wenn es ums Überleben geht. Denn wie sagte doch der Schweizer Gesundheitsökonom Kocher: "Auch wer gesund stirbt, ist definitiv tot."


Peter Ditzel



AZ 2011, Nr. 6, S. 1

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