Gesundheitspolitik

Bundesverband der Arzneimittelverblisterer

Studie: Konsequente Verblisterung in Pflegeheimen spart 100 Mio. Euro

Berlin (ks). Pro Jahr könnten im Gesundheitswesen 100 Mio. Euro eingespart werden, wenn in der stationären Pflege konsequent alle oralen Darreichungsformen patientenindividuell verblistert würden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die der Bundesverband Patientenindividueller Arzneimittelverblisterer e.V. (BPAV) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Handelsforschung (IfH) Köln durchgeführt hat. Für die Studie wurden die Prozessketten der Arzneimittelabgabe in 40 stationären Pflegeeinrichtungen analysiert und bewertet.

Die Pflege in Deutschland steht bekanntlich vor großen Herausforderungen. Die demografische Entwicklung sorgt für eine steigende Zahl Pflegebedürftiger und damit auch für steigende Ausgaben. Blisterunternehmen sehen hier ihre große Chance. Aus Sicht des BPAV kann die Zusammenarbeit zwischen Pflegeheimen und Apotheken, die Blister-Leistungen anbieten, bzw. Blisterzentren helfen, Pflegekräfte zu entlasten, die Compliance der Patienten zu erhöhen und überdies noch Kosten zu sparen. Nach der in der vergangenen Woche vorgestellten Studie erweist sich dabei eine Dienstleistungsgemeinschaft von Apotheke und Blisterzentrum als externen Dienstleister als besonders fruchtbar: Alleine bei den derzeit 709.000 stationär pflegebedürftigen Menschen in Deutschland könne durch dieses Zusammenspiel ein Einsparvolumen von etwa 100 Mio. Euro pro Jahr generiert werden. Ermöglicht werde dies zum einen durch die tablettengenaue Abrechnung, zum anderen durch die infolge der Tagesblister verbesserte Therapietreue, die dazu beitrage, Folgeerkrankungen zu vermeiden.

Die Studie geht davon aus, dass in den verschiedenen Versorgungsphasen in Pflegeheimen verschiedene Arbeitsschritte auf die Apotheke ausgelagert werden können. Diese wiederum kann ihrerseits Tätigkeiten an ein Blisterzentrum auslagern. In dem in der Studie favorisierten Modell prüft die Apotheke die Rezepte aus dem Heim und übermittelt die für die Verblisterung notwendigen Arzneimittel-, Patienten- und Medikationsdaten an das Blisterzentrum. Dieses stellt die Blister für die Heimbewohner sodann vollautomatisch her. Die potenzielle Einsparsumme errechnet das IfH Köln durch einen Zeitvergleich: Wie viele Minuten würde jeder einzelne Arbeitsschritt im Gesamtvorgang der Arzneimittelversorgung dauern, wenn die Medikamente händisch gestellt werden – wie viele, wenn die Wochenblister zum Einsatz kommen? Daneben werden die Arbeitskosten gestellt.

Doch die Auslagerung einzelner Arbeitsschritte aus dem Prozess der Arzneimittelversorgung in stationären Einrichtungen hat aus Sicht des BPAV-Vorsitzenden Hans-Werner Holdermann noch weitere wichtige Effekte als das bloße Sparen: "Blisterunternehmen sind darüber hinaus in der Lage, die Fehler beim Stellen von Arzneimitteln um das Zehntausendfache zu reduzieren. Das ist ein enormer Qualitätsgewinn in der Versorgung." Die Studie des IfH Köln bemüht hier eine Studie von Prof. Karl Lauterbach et al. aus dem Jahr 2007, derzufolge beim händischen Stellen der Arzneimittel in der stationären Pflege eine Fehlwurfrate von 1,33 Prozent festgestellt wurde. Das bedeutet rund 55.000 fehlerhaft verabreichte Tabletten pro Tag. Holdermann ist überzeugt: "Diese hohe Fehlerquote kann durch die Verblisterung vermieden werden."

Umsonst sollen die Apotheken und Blisterunternehmen natürlich nicht arbeiten. Damit die angenommenen Effektivitäts- und Effizienzpotenziale auch tatsächlich gehoben werden können, müsse es Anreize für diese Auslagerung geben. Bestandteil des Anreizsystems müsse eine Vergütung sein, die sowohl den Anbieter- als auch den Nachfrager-Interessen gerecht wird, heißt es in der Studie. Die vom BPAV geforderte Vergütung von etwa vier Euro pro Wochenblister und Heimbewohner erscheine dabei als angemessen.



AZ 2011, Nr. 7, S. 2

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