Gesundheitspolitik

Der Klotz am Bein

Peter Ditzel

Die Apotheken stöhnen unter der Last von AMNOG. Das Stimmungsbarometer der deutschen Apothekerinnen und Apotheker geht auf den Gefrierpunkt zu. Die Einschätzung zur Geschäftslage hat sich weiter verschlechtert. Ein Blick in die Zukunft verheißt keine Besserung. Und unsere Berufsvertretung macht sich Gedanken, ob sie neben dem Apothekerpalais in der Berliner Jägerstraße einen repräsentativen Neubau errichten will, nein, errichten muss. Denn: Das 2002 bezogene und unter Denkmalschutz stehende Mendelssohn-Palais ist mittlerweile zu klein geworden. Überraschend kommt das nicht. Schon damals war abzusehen, dass der Platz schnell knapp wird. Jetzt rächt sich das Streben nach prunkvoller Immobilie, nach Selbstdarstellung. Das Gebäude litt von Anfang an darunter, mehr eine Repräsentationsimmobilie denn ein Büro- und Arbeitshaus zu sein. Jetzt platzt es aus allen Nähten. Schon heute arbeiten mehrere Abteilungen außerhalb des Hauses in teuer angemieteten Räumen – und die ABDA-Geschäftsstelle will weiter wachsen.

Nun ist es für manche eine Fügung des Schicksals, dass das neben dem Palais liegende Grundstück mit abbruchreifer Immobilie zum Verkauf ansteht. In der Tat verlockend, aber wäre es die richtige Entscheidung? Ein Gutachten kommt zu dem Schluss: ja, Kauf, Abriss und Preis für Neubau sind gerechtfertigt und machbar. Objektiv betrachtet fragt man sich: Warum eigentlich trennt man sich nicht vom wenig funktionellen Palais? Warum strebt man nicht ein neues sachliches Bürogebäude an? Ganz einfach: Das auf einen Verkehrswert von 17,5 Mio. Euro taxierte Palais "kann nicht verlässlich kurzfristig verkauft werden", wenn man nicht die Vernichtung von Anlagevermögen riskieren will, so das Gutachten. Einmal mehr entpuppt sich das Palais als Klotz am Bein.

Immerhin, auch Kauf oder Anmietung eines anderen großzügig dimensionierten Gebäudes werden überlegt, aber hier führt das Gutachten mögliche Standortnachteile ins Feld. Der derzeitige Standort ermögliche schnellen Kontakt zu Parlamentariern und Verbänden. Ein Argument, das sich nur schwer erschließt. Sollte ein drei, vier oder sogar zehn Kilometer weiter entfernt liegendes Gebäude die Beziehungen zur Politik erschweren? Kaum.

Fazit: Platzbedarf ist zweifelsohne da. Daher: Trennung vom Palais (auch wenn finanziell schmerzlich) und Kauf oder Neubau eines modernen Bürogebäudes, aber in günstigerer Lage – es wäre ein Zeichen.


Peter Ditzel



AZ 2011, Nr. 8, S. 1

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