Interpharm 2011

Konsequenter Schutz durch Basistherapie

Um die empfindliche und trockene Haut eines Neurodermitikers zu schützen, ist eine tägliche Basispflege notwendig. Bei stärkeren Beschwerden können zahlreiche Wirkstoffe gezielt eingesetzt werden, wie Prof. Dr. Dietrick Abeck, München, erläuterte.
Foto: DAZ/Reimo Schaaf
Prof. Dr. Dietrich Abeck

Das atopische Ekzem ist in den Industriestaaten eine verbreitete Krankheit: Hier leiden 8 bis 16% der Kinder und 1 bis 2% der Erwachsenen darunter.

Zusammenspiel: Veranlagung und Umweltfaktoren

Die Ursachen für die Erkrankung sind unklar. Heute geht man von einem Zusammenspiel aus genetischen Faktoren, die unter anderem zu einer Schwächung der Hautbarriere durch veränderte Strukturproteine (Filaggrin) führen, immunologischen Veränderungen und Umwelteinflüssen aus.

Wahrscheinlich können Allergene, wie Hausstaub oder Blütenpollen, die geschwächte Hautbarriere durchdringen und zu Entzündungen führen. Gefördert wird die Erkrankung durch verschiedene Faktoren. Dazu gehören das Klima, Körperhygiene und die Kleidung. Bakterielle Erreger spielen laut Abeck keine Rolle für den Ausbruch der Neurodermitis.

Trockene und überempfindliche Haut

Die Haut eines Neurodermitikers ist dünn, trocken, oft schuppig und reagiert sehr empfindlich. Ihre Schutzfunktion ist beeinträchtigt, unter anderem, weil die Wasserbindungsfähigkeit gestört ist, außerdem sind Schweiß- und Talgsekretion vermindert.

Beim Säugling zeigt sich die Erkrankung vor allem am Kopf als nässend verkrusteter Ausschlag, der auch als Milchschorf bezeichnet wird. Später sind Ellenbeugen und Kniekehlen betroffen. Ab der Pubertät finden sich die schuppigen Hautveränderungen eher an Kopf und Hals und auf dem Handrücken. Besonders quälend ist der Juckreiz, der dazu führt, dass sich Betroffene nachts blutig kratzen.

Bei längerer Krankheitsdauer kann sich ein chronisches Ekzem ausbilden. Charakteristisch ist auch eine Vergröberung der Hautfaltung in Kombination mit einer sichtbaren Verdickung der Oberhaut.

Täglich gute Basispflege

90% der Erkrankungsfälle sind als leicht einzuordnen und lassen sich durch eine konsequente Basistherapie in Kombination mit einer bedarfsweisen antiinflammatorischen Therapie gut behandeln. Außerdem sollten die bekannten Provokationsfaktoren gemieden werden.

Mit der zweimal täglichen Basispflege sollen die gestörte Hautbarriere wieder hergestellt und der transdermale Wasserverlust eingeschränkt werden. Dazu eignen sich wasserhaltige Cremes mit Zusätzen von Glycerin, Urea und Hyaluronsäure als Feuchthaltefaktoren. Diese regelmäßige Hautpflege sollte auch in beschwerdefreien Zeiten durchgehalten werden, selbst wenn die Haut in einem guten Zustand ist.

Bei Säuglingen mit einem hohen Risiko für die Neurodermitis kann ein zweimal tägliches Eincremen wahrscheinlich sogar vor dem Ausbruch der Erkrankung schützen.

Behandlung von Entzündung

Heilen die Ekzeme unter der Basistherapie nicht ab, werden zusätzlich antientzündliche Wirkstoffe eingesetzt, in erster Linie Glucocorticoide. Hier sollten vor allem Präparate verwendet werden, bei denen das Risiko für eine Hautatrophie gering ist. Dazu gehören Hydrocortison und Methylprednisolon. Betametason gehört nicht dazu und kann laut Abeck in dieser Indikation als obsolet angesehen werden.

Für Hautveränderungen im Gesicht und im Genitalbereich eignen sich auch Präparate mit den Immunsuppressiva Pimecrolimus (Elidel®) oder Tacrolimus (Protopic®), die ab dem zweiten Lebensjahr zugelassen sind und auch abwechselnd mit Glucocorticoiden verwendet werden können. Da diese Wirkstoffe möglicherweise Lymphome auslösen können, sollte ihr Einsatz sorgfältig abgewogen werden.

Die entzündungshemmenden Wirkstoffe können reduziert werden, wenn eine Besserung eintritt, die Basistherapie sollte aber dennoch aufrecht erhalten werden.


hel



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DAZ 2011, Nr. 14, S. 54

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