Arzneimittel und Therapie

Atypische Femurfrakturen unter allen Bisphosphonaten

Die European Medicines Agency (EMA) weist darauf hin, dass die Langzeiteinnahme der zur Therapie der Osteoporose eingesetzten Bisphosphonate möglicherweise mit dem Auftreten von atypischen Femurfrakturen assoziiert ist. Bereits 2008 war ein entsprechender Warnhinweis für die Packungsbeilagen Alendronsäure-haltiger Fertigarzneimittel vorgeschrieben worden, jetzt wird das Risiko als Klasseneffekt der gesamten Wirkstoffklasse angesehen. Die Gefahr steigt mit der Behandlungsdauer.

Nach Alendronsäure sollen damit die Packungsbeilagen folgender Bisphosphonate angepasst werden: Clodronsäure, Etidronsäure, Ibandronsäure, Neridronsäure (in Deutschland nicht im Handel), Pamidronsäure, Risedronsäure, Tiludronsäure und Zoledronsäure.

Obwohl die Nutzen-Risiko-Bilanz der Bisphosphonate weiterhin positiv bewertet wird, rät die EMA, die Notwendigkeit der Therapie mit Bisphosphonaten nach fünf Jahren zu überprüfen. Es wird jedoch keine zeitliche Begrenzung für die Anwendung festgelegt. Besteht die Indikation weiter, so können Patienten zeitlich unbegrenzt mit Bisphosphonaten behandelt werden. Sie sollten jedoch über mögliche Risiken einer langfristigen Bisphosphonat-Therapie aufgeklärt werden und auf mögliche Frühwarnzeichen wie Schmerzen, Schwäche oder andere Beschwerden im Oberschenkel, in der Hüfte oder Leiste achten.

Anders als bei den typischen osteoporotischen Knochenbrüchen, für die Trümmerfragmente charakteristisch sind, treten die atypischen Femurfrakturen unterhalb des Trochanters und im Schaftbereich des Oberschenkelknochens ohne oder nach nur minimalen Traumata auf und verlaufen transvers oder schräg. Beide Oberschenkel sind gleich gefährdet. Daher sollte nach der atypischen Fraktur eines Femurs stets auch die andere Seite untersucht werden.


Quelle

Pressemitteilung der EMA vom 15. April 2011.


ck



DAZ 2011, Nr. 17, S. 40

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