Arzneimittel und Therapie

Metastudie belegt erhöhtes Melanomrisiko

Ein Zusammenhang zwischen Morbus Parkinson und einem erhöhten Risiko für die Erkrankung an Melanomen bei diesen Patienten war bereits seit Langem vermutet worden. Seit Mitte der 60er Jahre liegen verschiedene Studien vor, die eine Assoziation nahelegen. US-amerikanische Wissenschaftler haben jetzt in einer Metastudie ein doppelt erhöhtes Melanom-Risiko für männliche Parkinson-Patienten nachgewiesen. Als eine mögliche Ursache für die Risikoerhöhung wird eine genetisch bedingte Variation der Melanin-Synthese diskutiert, die auch die Entstehung von Morbus Parkinson begünstigen könnte.

Verschiedene Studien haben in der Vergangenheit eine deutlich geringere Sterblichkeitsrate von Parkinson-Patienten an Karzinomen gezeigt, als es für die entsprechende Altersgruppe zu erwarten wäre. Im Gegensatz dazu liegen seit Mitte der 60er Jahre verschiedene Untersuchungen vor, die einen Zusammenhang zwischen Morbus Parkinson und dem Risiko für eine Erkrankung an Melanomen aufzeigen. Als Ursache konnte jedoch vielfach eine Nebenwirkung unter der gezielten Therapie gegen die neurodegenerative Erkrankung nicht ausgeschlossen werden.

Möglicher Zusammenhang mit Synthese von Melanin

US-amerikanische Wissenschaftler haben jetzt in einer Metaanalyse 12 Studien ausgewertet, die Morbus Parkinson und Melanomentstehung zum Gegenstand hatten und die zwischen 1965 und 2010 veröffentlicht worden waren. In acht der Studien traten Erkrankungen zusammen in weniger als zehn Fällen auf. In sieben Studien waren Daten zu geschlechtsspezifischen Unterschieden verfügbar. Insgesamt war das Risiko bei Parkinson-Patienten für ein malignes Melanom im Vergleich zu Personen ohne Erkrankung etwa um das Zweifache erhöht (Odds Ratio, OR 2,11). Männliche Patienten (OR 2,04) erkrankten doppelt so häufig wie andere Männer an einem Melanom. Bei Frauen (OR 1,52) ist danach das Risiko um etwa die Hälfte erhöht. Kein signifikanter Zusammenhang konnte für andere Hautkrebserkrankungen nachgewiesen werden.

Nach der Diagnose der degenerativen Hirnerkrankung steigt das Risiko auf ein Melanom um den Faktor 3,6 an. Eine Therapie von Morbus Parkinson mit L-Dopa wurde mehrfach als möglicher auslösender Faktor der Krebserkrankung diskutiert. Exogen zugeführtes L-Dopa stimuliere die Melanogenese mit der Folge einer Akkumulation von Melanin und anschließendem Melanomwachstum. Diese Assoziation konnte durch epidemiologische Studien jedoch nicht belegt werden. Ein Zusammenhang mit der Biosynthese des Farbstoffs Melanin liegt jedoch nahe. Melanome entwickeln sich aus den Melanozyten der Haut, in denen der Farbstoff vorhanden ist. Er kommt auch in der Substantia nigra vor, deren Degeneration Ursache von Morbus Parkinson ist. Möglicherweise begünstigen daher genetische Varianten im Melanin-Biosyntheseweg die Entstehung beider Erkrankungen. Da es aber keine Untersuchungen für einen derartigen Zusammenhang gibt, befürworten die Wissenschaftler weitere Studien.


Quelle

Liu, R.; et al.: Meta-analysis of the relationship between Parkinson disease and melanoma. Neurology (2011) 76(23): 2002 – 2009.


Dr. Hans-Peter Hanssen


Zum Weiterlesen


Pharmako-logisch!

Pharmakotherapie des Parkinson: Stillstand der geordneten Bewegungen.

DAZ 2010, Nr. 31, S. 44 – 73.



DAZ 2011, Nr. 24, S. 40

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