Aus der Hochschule

Zum 25. Mal Sommer-/Winterschule in Aigen

"Nachhaltigkeit bestimmt den Erfolg." Getreu diesem Konzept fuhren 43 Studierende des 4. Fachsemesters Pharmazie in Frankfurt am 25. Juni zur 12. Sommerschule nach Aigen im Ennstal. Es galt, die 25. Sommer-/Winterschule zu feiern und trotzdem ein strammes Lehrpensum zu absolvieren!
Fotos: Universität Frankfurt
Konzentriertes Arbeiten im Seminarraum des Puttererschlössls war in der 25. Sommer-/Winterschule ebenso wichtig wie ...

Die Idee

Angefangen hatte alles mit einer Idee der Professoren Schubert-Zsilavecz und Steinhilber: Eine Lernwoche sollte einerseits die Ergebnisse der Frankfurter Pharmaziestudierenden im national einheitlichen 1. Staatsexamen verbessern. Andererseits sollte die Semesterzusammengehörigkeit gefestigt und das Verhältnis zu den Lehrenden entkrampft und auf eine zeitgemäße Basis gestellt werden.

Schnell wurde klar, dass ein derartiges Konzept nur in "Klausur" umzusetzen ist – die erste "Sommerschule", die als zusätzliche Lernwoche in Frankfurt abgehalten wurde, brachte wegen mangelnder Beteiligung der Studentenschaft nicht die gewünschten Erfolge. Eine stimulierende Atmosphäre ohne den gewohnten "Unigeruch" musste her, um einerseits ein konzentriertes Arbeiten zu gewährleisten, andererseits aber auch einem "Wir-Gefühl" unter Lehrenden und Lernenden eine Chance zu geben.

Ideale Vorraussetzungen fanden sich im Jugendgästehaus Puttererschlössl in Aigen: Weit weg von der Heimat bot dieses einfache, aber keineswegs primitive Jugendgästehaus alle Möglichkeiten, um gemeinsam zu arbeiten, zu essen, angemessen zu feiern und zu schlafen. Als überaus günstig erwies sich auch, dass mit der Frankfurter Mannschaft das Gästehaus komplett belegt wird, sodass keine weiteren Pensionsgäste stören oder gestört werden.


... der sportliche Ausgleich beim Rafting auf der Salza (vorn links Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz).

Der Anfang

Die drei Professoren Dingermann, Schubert-Zsilavecz und Steinhilber und die beiden Postdocs Wurglics und Zündorf stellen seither das ehrenamtlich arbeitende "Gründungspersonal", zunächst nur unterstützt von zwei Doktoranden. Die Lehreinheiten wurden mit Overhead-Projektor, Folien und Folienstiften sowie Pflanzendias durchgeführt; in Ermangelung ausreichend vieler Tische mussten die Studierenden ihre Unterlagen auf den Knien balancieren.

Von Beginn an waren Freizeitaktivitäten eingeplant, um den Kopf immer wieder für neues Wissen frei zu bekommen. Die Höhepunkte waren und sind eine Fahrt nach Graz, der Besuch der monumentalen Klosterbibliothek im Benediktinerstift Admont sowie im Sommer eine Raftingtour auf der Enns oder auf der Salza und im Winter eine nächtliche Rodelpartie sowie Ski- und Snowboardfahren oder auch Eisstockschießen.

Zu Beginn jeder Winterschule wird zudem eine Fortbildungsveranstaltung für Österreichische Apothekerinnen und Apotheker – das Pharmazieforum Aigen – organisiert, das den Studierenden ein erstes Gefühl für das Hauptstudium mit richtigen pharmazeutischen Inhalten geben soll. Das erste Pharmazieforum Aigen fand seinerzeit in einer eiskalten Turnhalle statt – alles andere als ideale Bedingungen, die zum Wiederkommen animieren.

Von Beginn an herrschte in der Sommer-/Winterschule eine positiv-konstruktive Atmosphäre, der Lernerfolg war deutlich sichtbar, und das Semester fand einen Zusammenhalt, wie er bis dahin in Frankfurt unbekannt war.

Routiniert und professionell

Mittlerweile haben sich drei weitere Professoren, die beiden Pharmazeutischen Chemiker Stark und Karas und der Pharmakologe Klein, dem Instruktoren-Kernteam angeschlossen. Für eine immer routiniertere Abwicklung wurde die Frankfurter Pharmazieschule e. V. gegründet, und mit der Hexal AG hatte sich ein großzügiger Sponsor gefunden, wodurch sichergestellt ist, dass jeder Studierende an einer Sommer-/Winterschule teilnehmen kann. Auch die Universität unterstützt seit einigen Jahren dieses innovative Lehrkonzept mit Mitteln aus einem Topf zur Förderung der Lehre.

Ein Teil dieser Mittel wurde in die Infrastruktur vor Ort investiert. So ist das Puttererschlössl mittlerweile mit WLAN ausgestattet, für den Unterrichtsraum im Dachboden wurden Büromöbel angeschafft, und es wurden eine Leinwand und ein Beamer installiert. Ferner stehen für die Lehreinheiten moderne Hilfsmittel wie beschreibbare Smartboard-Monitoren und ein interaktives Abstimmsystem zur Verfügung. Eltern und Freunde können auf der Homepage der Pharmazieschule aktuelle Fotos ansehen, und zum Abschluss erhalten die Teilnehmer eine Erinnerungs-CD mit allen Fotos.

Das Pharmazieforum, zu dem sich regelmäßig mehr als 150 österreichische Apothekerinnen und Apotheker einfinden, wird hochprofessionell organisiert und gesponsort vom Apothekergroßhandel Herba Chemosan. Inhaltlich gestaltet wird es jedoch ausschließlich von den Frankfurter Hochschullehrern plus einem Gastredner, der meist aus Österreich kommt. Seit einigen Jahren laden die Veranstalter zu diesem Event auch Pharmaziestudierende aus (abwechselnd) Graz, Wien oder Innsbruck ein, mit denen sich die Frankfurter Studierenden am ersten Abend beim traditionellen Schnitzelessen austauschen können.

Business as usual

Auch während der 12. Sommerschule absolvierten die Studierenden wieder mehr als 40 Stunden intensiven Unterricht, diesmal auch mit Dr. Wacker in Pharmazeutischer Technologie. Zum Aufwachen wurde ab 6 Uhr in der Früh im Putterer-See geschwommen, oder es wurde eine Runde gejoggt. Und natürlich wurden auch die bereits erwähnten Höhepunkte bedient. Als besonderes Schmankerl in dieser Sommerschule wurde das Strategietraining von Prof. Stark in ungewöhnlicher Umgebung abgehalten, nämlich im Pfarrhof der Wallfahrtskirche Frauenberg. Pater Winfried hatte dazu eingeladen und führte nach dem Seminar bewährt kompetent durch die Bibliothek im Kloster Admont und durch die Sammlung moderner Kunst.

Was gut ist, findet Nachahmung

Zwischenzeitlich hat die nachhaltige Initiative der Frankfurter pharmazeutischen Hochschullehrer Modellcharakter erlangt. Neben den Pharmazeuten kommen im Sommer eine Gruppe von Medizinstudenten und im Winter eine Gruppe von Chemiestudenten zum Lernen nach Aigen. Außerdem haben hier zwischenzeitlich Symposien mehrerer Graduiertenkollegs und eine Doktorandentagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft stattgefunden.

Kein Grund also, daran zu zweifeln, dass diese Initiative auch ihr 50. Jubiläum erleben wird.


Internet


www.pharmazie.uni-frankfurt.de > Sommer- und Winterschule


Ilse Zündorf und Theo Dingermann



DAZ 2011, Nr. 27, S. 89

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