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Eine halbe Million Euro – wo sind sie geblieben?

BERLIN (ks). Der Insolvenzverwalter der Cobox AG hat in den vergangenen Wochen viel zusammengetragen – vor allem Forderungsanmeldungen von Gläubigern des Apotheken-Videobox-Unternehmens. Allein bei den Apothekern, die bereits in die Cobox investiert haben, kommt eine Summe von fast einer halben Million Euro zusammen. Hinzu kommen Forderungen von Zulieferern.
Foto: DAZ
Aus für die Kiste Cobox AG und Baudisch GmbH sind insolvent, das Geld der Apotheker ist weg. Zum Insolvenzverfahren kommen Strafverfahren dazu.

Insolvenzverwalter Dirk Pfeil ist selbst überrascht über das Verfahren: Fast 500.000 Euro flossen in die Cobox AG – "ich weiß nicht wo das Geld geblieben ist", sagte er gegenüber der DAZ. Den Apothekern saß das Geld offenbar locker, in der Regel habe es Anzahlungen von 35.000 Euro gegeben. Cobox-Chef Ulrich Baudisch müsse ein "begnadeter Verkäufer" gewesen sein, mutmaßt Pfeil, der den Pleitier bislang nicht persönlich zu Gesicht bekam. Er ist offenbar krank.

Tatsächlich legte der Architekt Baudisch noch vor wenigen Monaten eine erstaunliche Begeisterung für sein Apotheken-Projekt an den Tag. Stets herzlich nutzte er jede Gelegenheit, Apothekern seine Idee schmackhaft zu machen. Er beteuerte, sie sei eine Alternative zu den unliebsamen Pick-up-Stellen. Auch vor Gericht hatte er seine Erfindung – die zu seinem Bedauern letztlich nicht als Patent anerkannt wurde – noch nicht verteidigen müssen. Doch auch seine jüngsten Bemühungen auf der Suche nach "Flaggschiff-Apothekern" konnten sein Projekt nicht mehr retten. Und die meisten Pharmazeuten dürften darum nicht böse sein. Der Kreis jener, die sich wirklich entschieden, es mit der Videoapotheke zu probieren, blieb mit rund einem Dutzend überschaubar, die Kritiker behielten eindeutig die Oberhand.

Cobox AG und Baudisch GmbH insolvent

Für Baudisch und sein Familienunternehmen ging die Sache nicht allzu gut aus. Nicht nur die Cobox AG, auch die Baudisch GmbH ist insolvent. Wie die Geldflüsse zwischen den beiden Unternehmen verliefen, wird derzeit vom Insolvenzverwalter untersucht. Die AG jedenfalls habe etwa das Personal der GmbH bezahlt, so Pfeil. Ob hier alles mit rechten Dingen zuging, wird sich noch weisen. Klar ist nur: Das Geld ist weg. Die wenigen Apotheker, die sich von Baudisch einnehmen ließen, haben nun das Nachsehen. Ihre Investitionen werden sie mit Sicherheit nicht wiedersehen. Wer seine Cobox schon in Betrieb hat, muss diese aber nicht unbedingt einstellen. Er kann darauf spekulieren, dass einer der Gesellschafter – ein Zulieferer – das Projekt fortführen wird. Pfeil erklärte gegenüber der DAZ, es gebe einen Mitgesellschafter, der sich hierzu bereit erklärt habe. Er liefere die Technik für die Videoapotheke und sei für Cobox-Betreiber weiterhin greifbar. Der für die IT zuständige Zulieferer hatte sich bis letzte Woche dagegen noch nicht gegenüber Pfeil geäußert. Dem Insolvenzverwalter zufolge sollte zwar auch er Interesse haben, das Geschäft weiterlaufen zu lassen – doch ob dies wirklich der Fall ist, kann er nicht sagen.

Strafverfahren folgen

Auf jeden Fall werden die Insolvenzverfahren auch Strafverfahren nach sich ziehen. Das bringt schon die Natur der Sache mit sich: In jedem Insolvenzverfahren ermittelt auch die Staatsanwaltschaft. Doch auch seitens einiger Apotheker dürfte geprüft werden, ob sie nicht selbst Strafanzeige gegen Baudisch stellen. Ihr Geld werden sie hierdurch allerdings nicht zurückbekommen.

Rein verfahrenstechnisch geht es nun mit einer Gläubigerversammlung weiter. Diese ist für den 19. Oktober 2011 in Wetzlar anberaumt. Anmeldefrist ist der 12. September. Dann werden einige formale Beschlüsse fallen. Etwa ob der Insolvenzverwalter beibehalten wird oder nicht, ob ein Gläubigerausschuss eingesetzt wird. Letzteres müsste allerdings finanziert werden. Und Pfeil verweist darauf, dass man "keinen Euro in der Tasche" habe – im Gegenteil, jeden Tag mehren sich die Forderungsanmeldungen.



DAZ 2011, Nr. 34, S. 25

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