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AOK NordWest bietet Online-Patientenquittung
Gesetzlich Krankenversicherte haben schon seit dem Jahr 2004 das Recht, bei ihrem Arzt eine Quittung nachzufragen. Die wenigsten nutzen es allerdings. Nun bietet die AOK NordWest ihren Versicherten einen Blick in ihre Gesundheitskosten, ohne dass sie den Arzt darum bitten müssen. "Mit der AOK-Patientenquittung verschaffen wir unseren Kunden einen umfassenden Überblick über nahezu alle Leistungen, die über ihre Krankenversichertenkarte abgerechnet wurden", sagte Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest, kürzlich bei einem Presseseminar. Die Quittung sorge für eine "hervorragende Transparenz".
Auf der Patientenquittung ist übersichtlich aufgeführt, welche Behandlungen im Krankenhaus, beim Arzt oder Zahnarzt in Anspruch genommen und abgerechnet wurden. Zudem sind alle zulasten der Kasse abgegebenen Medikamente samt Preis und abgebender Apotheke zu finden. Das lässt Datenschützer aufhorchen – doch Litsch wischt etwaige Bedenken beiseite: "Das ist datenschutzrechtlich überprüft und alles sehr sicher." Er betonte, dass die Registrierung nicht nur online, sondern auch auf dem Postwege erfolgen könne – die Zugangsdaten kommen auf jeden Fall per Brief.
Die Haken im System
Das System hat allerdings auch Haken: Die Abrechnungen sind erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung einzusehen. Während die Arzneimittelkosten innerhalb einiger Wochen nach dem Abrechnungsmonat erscheinen, können bei den ärztlichen Behandlungen rund sechs Monate ins Land gehen. Zudem sind die angegebenen Preise mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. So sind bei Arzneimitteln die Preise aus der Lauertaxe angegeben – gesetzliche Rabatte sind zwar abgezogen, nicht aber die vertraglichen. Die Einsparungen durch die Rabattverträge bleiben damit weiter im Dunkeln. Auch für die Versicherten wird nicht deutlich, ob es sich bei dem betreffenden Arzneimittel um ein rabattiertes Präparat handelt oder nicht. Zudem wird auf dem Patientenbeleg nicht erläutert, warum in einigen Fällen Zuzahlungen geleistet wurden, in anderen aber nicht – etwa, weil Medikamente wegen Rabattverträgen oder ihres niedrigen Preises von der Zuzahlung freigestellt sind.
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU), lobte die Quittung grundsätzlich: "Hier wird ein großer Schritt hin zu mehr Transparenz für die Patienten gemacht", sagte er bei der Präsentation des Online-Service. Allerdings wünscht auch er sich, dass die AOK künftig Rabattvertrags-Arzneimittel kenntlich macht und Erläuterungen zu den Zuzahlungen gibt. Zudem fände er eine unmittelbare Information über die Abrechnung besser – ein Anliegen, das die AOK teilt, nur ist es derzeit schwer zu realisieren. Zöller gab zudem einen weiteren Punkt zu bedenken: Bei ihm beschwerten sich immer wieder Patienten, wenn sie erfahren, wie günstig das Arzneimittel ist, das sie verordnet bekommen.
Auch wenn an einigen Stellen noch Verbesserungsbedarf besteht, ist AOK-Chef Litsch vom Angebot seiner Kasse überzeugt. Die Patientenquittung trage überdies dazu bei, das Sachleistungsprinzip in der gesetzlichen Krankenversicherung zu stärken. Viele Ärzte behaupteten, die Kostenerstattung müsse als Prinzip gelten, um Quittungen zu erstellen. Doch Litsch hält das für falsch: "Mit unserem neuen Service machen wir deutlich, dass wir keine Kostenerstattung im deutschen Gesundheitswesen brauchen, um mehr Transparenz zu erreichen. Wir sollten an dem bewährten und für den Versicherten komfortablen Sachleistungsprinzip festhalten."
Jürgen Graalmann, designierter Vorstandschef des AOK-Bundesverbandes, erklärte, das Projekt der Patientenquittung solle schon bald ausgeweitet werden: "Wir werden alles vorbereiten, damit ab Januar 2012 sukzessive die anderen AOKs folgen können".
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