Deutscher Apothekertag 2011

Blankoscheck für die ABDA

Thomas Müller-Bohn

Es war ein Apothekertag der großen Themen. Auf eine so klare Forderung nach mehr Geld dürften viele Apotheker schon lange gewartet haben. Auch die Diskussion über die erwartete neue Apothekenbetriebsordnung – das "Grundgesetz der Apotheke" – war überfällig. Noch im Vorjahr hatte es dieses zentrale Thema nicht auf die Tagesordnung der Arbeitskreise geschafft. Damals hatten die ABDA-Verantwortlichen vor möglichen unerwünschten Folgen einer öffentlichen Diskussion auf der Grundlage eines inoffiziellen Entwurfes gewarnt. Doch in diesem Jahr wurde endlich diskutiert – und die Befürchtungen des Vorjahres erweisen sich dabei als unbegründet. Es wurde kein zähes Ringen um die Vor- und Nachteile irgendwelcher Detailregelungen. Nicht einmal das für manche Filialbetreiber sicherlich praxisrelevante Thema der Notdienstaufteilung kam zur Sprache. Stattdessen gab es klare Statements für den uneingeschränkten Erhalt der Filialen als Vollapotheken und für den Schutz der Versorgung vor Ort. Diese eindeutige Botschaft wurde weder zerredet noch durch Einschränkungen aufgeweicht.

Noch erstaunlicher war das ähnliche Bild bei dem weiteren Topthema Honorierung. Der Leitantrag, mit dem die Apotheker mehr Geld fordern, wurde ohne Diskussion angenommen. Wer sich noch an die endlosen Debatten vor der Einführung des Kombimodells von 2004 erinnert, mag sich verwundert die Augen reiben. Fragen für eine Diskussion gäbe es auch diesmal reichlich: Wie viel mehr Honorar ist nötig? Welche Forderung ist politisch angemessen? Soll (nur) der Fixanteil der Honorierung erhöht werden oder vielleicht doch (auch) der prozentuale Teil? Wie soll der Ausgleich für die verlustbringenden Gemeinwohlpflichten strukturiert werden? Nur zum Notdienst machte die ABDA deutlich, dass eine Pauschalvergütung pro Notdienst angedacht ist. Ansonsten stellten die Delegierten ihrer Berufsvertretung einen Blankoscheck für die anstehenden Forderungen aus. Für die Berufspolitiker ist das eine komfortable Situation. Das Vertrauen in die ABDA ist offenbar groß. Dies erscheint umso erstaunlicher angesichts der kontroversen Debatte über die Öffentlichkeitsarbeit der ABDA. Dort wurde deutlich, dass keinesfalls nur Ja-Sager, sondern auch kritische Querdenker an der Hauptversammlung teilnahmen. Doch bei den großen Themen gab es große Einigkeit – ein starkes Signal. Kontrovers diskutiert wurde dennoch auf dem Apothekertag, allerdings eher über praktische und pharmazeutische Einzelfragen. So kam trotz der großen Themen der Apothekenalltag nicht zu kurz.


Thomas Müller-Bohn



DAZ 2011, Nr. 41, S. 106

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