Arzneimittel und Therapie

Neue Empfehlungen für Fingolimod und Natalizumab

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) gibt in regelmäßigen Abständen Leitlinien zur Diagnose und Therapie der multiplen Sklerose (MS) heraus. Anfang Oktober haben Experten des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes multiple Sklerose (KKNMS) eine aktuelle Überarbeitung vorgestellt.

Darüber hinaus hat das KKNMS in Ergänzung zur Leitlinie zwei Qualitätshandbücher zu den MS-Medikamenten Natalizumab und Fingolimod mit Handlungsempfehlungen für den Praxisalltag erarbeitet.

In dieser Überarbeitung der MS-Leitlinien stehen jetzt erstmals auch Evidenztabellen zur Verfügung, sodass Handlungsempfehlungen einfacher und besser nachvollzogen werden können. Darüber hinaus greifen die neuen Leitlinien die revidierten Diagnosekriterien nach McDonald auf und erläutern die vereinfachten MRT-Kriterien nach Swanton.

Fingolimod: Anwendung und Risiken

Sechs Monate nach der EU-Zulassung von Fingolimod, dem ersten oralen MS-Medikament, stehen jetzt auch detaillierte Hinweise zum Anwendungsbereich sowie möglichen Risiken und Nebenwirkungen zur Verfügung. Dabei sind die KKNMS-Experten zum Teil über die Empfehlungen der Europäischen Zulassungsbehörde EMA hinausgegangen, um bestmögliche Sicherheit im Umgang mit dem neuen Präparat zu gewährleisten. Grundsätzlich wird empfohlen, alle Patienten, die auf die neue Therapie eingestellt werden, im Rahmen von verfügbaren Registerprogrammen zu dokumentieren, so z. B. PANGAEA bei Fingolimod.

Natalizumab: Nachweis von JC-Virus-Antikörpern

Auch bei Natalizumab gibt es wichtige Neuerungen: Seit Mai gilt der Nachweis von JC-Virus-Antikörpern im Blut als möglicher Biomarker für das Risiko, unter Behandlung eine schwere Hirnhautentzündung (progressive multifokale Leukenzephalopathie, PML) zu entwickeln. In den Leitlinien werden die Studien dazu kritisch reflektiert und es wird erörtert, bei welchen Patienten der Bluttest sinnvoll ist.

Die Leitlinienkapitel zu Natalizumab und Fingolimod erscheinen zusätzlich in je einem gesonderten Qualitätshandbuch, das durch Patientenaufklärungsbogen, Checkliste und Workflow-Tabelle abgerundet wird. Die Handbücher sind ein von der Pharmaindustrie unabhängiges Instrument, das niedergelassenen Neurologen die Arbeitsabläufe im Praxisalltag erleichtern soll. Leitlinien und Qualitätshandbücher entstanden in enger Abstimmung mit dem Ärztlichen Beirat der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. und der Task Force "Versorgungsstrukturen" des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes multiple Sklerose.


hel



DAZ 2011, Nr. 42, S. 44

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